Schweineblut
ich stelle nur Fragen, um ein mögliches Tatmotiv
einzukreisen.«
»Ich habe mit dem Mord an Voogt nichts zu tun. Suchen Sie Ihren
Mörder woanders. Von mir aus in Neuss.«
Ecki stand auf. »Wir sprechen uns wieder, Herr Böhling. Jetzt möchte
ich mit Fräulein Mestrom reden.«
Ulrich Böhling wischte sich mit der Hand über die Stirn. »Bitte, ich
kann Sie ohnehin nicht davon abhalten.«
Melanie Mestrom saß in ihrem gläsernen Büro und blätterte in einer
Illustrierten. Die Abwesenheit von Renate Pesch schien für sie gleichbedeutend
mit einer wohlverdienten Pause zu sein.
»Wenn das Ihr Chef sieht.« Ecki grinste.
Gelassen schob Melanie ihr Mobiltelefon zur Seite, das neben der
Zeitung lag, und schlug dann die Ausgabe der Vanity Fair zu.
»Ach, der. Ich werde hier sowieso nur ausgebeutet. Da kann ich mir
schon mal eine Pause gönnen. Sollen sich nicht so anstellen, ich halte den
Laden schon zusammen.«
»Sie sind also die Stütze des Betriebes?«
»Das brauchen Sie gar nicht so komisch zu betonen. Sie sollten mal
mitkriegen, wie ich hier getriezt werde.«
Ecki lächelte immer noch. »Sie müssen eine besondere Position in der
Firma haben, dass Sie sich so viel Freiraum zugestehen können. So jung und
schon so erfolgreich.«
Melanie Mestrom setzte sich aufrecht hin. »Jedenfalls weiß ich, was
ich wert bin.«
»Wusste das auch Michael Voogt?«
»Michael war anders als die anderen. Freundlich, hilfsbereit, hatte
immer einen coolen Spruch auf den Lippen, immer Zeit für mich. Wir«, sie
schluckte, »wir hatten viel Spaß.«
»Michael Voogt, Renate Pesch und Sie. Das ist doch schön, wenn das
Betriebsklima stimmt.«
»Quatsch, RP, ich meine, die Pesch hatte doch an allem was
auszusetzen. Und seit der Chef sie zu seiner rechten Hand gemacht hat, ist es
noch schlimmer geworden.«
»Voogt und Renate Pesch mochten sich nicht?«
»Das kann man so nicht sagen. Es ist nur so, dass RP ständig an mir
herumnörgelt. Aber was kann ich dafür, dass ich meinen Spaß im ›Nightlife‹ habe
und sie abends alleine vor dem Fernseher hockt?«
»Gehen Sie regelmäßig dorthin?« Ecki schmunzelte. Sie war wirklich
noch sehr jung.
»Eigentlich immer, wenn das ›Nightlife‹ auf hat.«
»Warum?«
»Wie, warum? Weil der Laden cool ist, super Typen, zum Chillen
halt.«
»Lernen Sie dort viele Männer kennen?«
»Hey, sehe ich etwa nicht so aus?«
Melanie Mestrom schlug ihre getuschten Wimpern so gekonnt auf, dass
Ecki lachen musste.
»Sie haben sicher viele Verehrer.«
»Aus welchem Jahrhundert sind Sie denn?« Sie musterte Ecki von oben
bis unten. »I’m the best bitch in town.«
Ecki grinste.
»Was wollen Sie von mir? Sie waren doch bis gerade beim Chef. Haben
Sie mit ihm über mich gesprochen?«
»Haben Sie sich mit Michael Voogt auch privat getroffen, Melanie?
Ich darf Sie doch Melanie nennen, oder?«
»Hin und wieder.«
»Im ›Nightlife‹?«
»Auch.«
Ihre plötzliche Einsilbigkeit machte Ecki stutzig.
»Wir sind auch schon mal mit seinem Auto rumgefahren.«
»Sie kannten sich also näher?«
»Meinen Sie, ob wir zusammen waren?« Sie musterte Ecki mit einem
Blick, den sie für verführerisch hielt. Dabei straffte sie ihre Bluse.
»Zum Beispiel. Ja.«
»Und ob ich mit ihm im Bett war?«
»Wenn Sie so wollen, ja.« Dieses kleine Biest versuchte doch
tatsächlich, mit ihm zu flirten.
»Was geht Sie das an? Muss ich die Frage beantworten?«
»Wär besser für Sie.«
»Ich habe ihn ein-, zweimal rangelassen. Nichts Großes.«
Ecki horchte auf.
»Was gucken Sie denn so? Ne schnelle Nummer zwischendurch, im Hotel.
Und im Auto. Na und?«
»Wissen Sie, was Sie da gerade gesagt haben?«
»Dass ich mich von Voogt habe vögeln lassen. Und?«
»Sie machen sich damit verdächtig.«
Melanie Mestrom lachte. »Was? Ich glaub’s ja nicht.«
»Sie könnten Voogt getötet haben. Aus Eifersucht.«
»Soll das ein Witz sein? Ich und eifersüchtig? Mann, ich kann jeden
Abend mit einem anderen Typen ins Bett gehen, wenn ich will. Wenn Voogt noch
andere flachgelegt hat, ist mir das doch egal.«
»Waren Sie nicht in ihn verliebt?«
»Verliebt«, echote die Auszubildende und lachte, »Mann, Sie haben
echt keine Ahnung. Wenn ich mich verlieben will, dann gehe ich doch nicht ins
›Nightlife‹. Da will ich bloß Spaß haben.«
»Michael Voogt soll mit Drogen zu tun gehabt haben.«
»Davon weiß ich nichts.«
»Hat er nie etwas erwähnt? Er hatte doch immer viel Geld.«
»Keine Ahnung, Mann, das hat
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