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Schweineblut

Schweineblut

Titel: Schweineblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Küsters
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Dann wären vielleicht auch Aussagen über seine Identität
möglich. Aber so kann ich euch keine konkreten Hinweise liefern. Außer der
Länge des – ihr wisst schon.« Torsten Linder benutzte seine Hände als Maßstab.
    »Es reicht.« Frank stand auf und wandte sich zum Gehen.
    »Hab dich nicht so, Kollege Borsch. Ich tue hier nur meine Arbeit.
Oder meint ihr, mir macht das Spaß, den ganzen Tag diesen Dreck ansehen zu
müssen?«, rief Linder den beiden hinterher.
    Barbara Thofondern blieb stehen. Noch ein paar Schritte, und
er würde sie bemerken müssen. Sie ließ sich ein Stück zurückfallen.
    Bisher hatte sie den Mann nur auf Fotos gesehen, die Michael ihr
gezeigt hatte. Er hatte sie heimlich gemacht, mit seinem Handy. Michael hatte
mit den Bildern regelrecht bei ihr angegeben. Unscharfe Schnappschüsse, deren
Bedeutung sie erst viel später erkannt hatte. Michael hatte immer viel erzählt,
um sich interessant zu machen. Das hatte er dann ja auch geschafft. Und sie
hatte das, was sie für Liebe gehalten hatte, mit dem Gefühl, benutzt zu werden,
bezahlt.
    Dass der Unbekannte ein Phantom sei, jemand, der sich nicht
fotografieren ließ. Jemand, der reich war und zugleich gefährlich. Das hatte
Michael erzählt. Und dass die Fotos eine Art Lebensversicherung für Michael
seien. Ein tödlicher Trugschluss. Aber immerhin besaß sie jetzt Michaels Handy.
    Sie hatte eine Rechnung offen. Wie das klang – eine Rechnung offen.
In der Innentasche ihrer Jacke spürte sie den harten Stahl der Messerklinge.
Sie hatte das Messer notdürftig in ein kleines Handtuch gewickelt, um sich
nicht selbst zu verletzen.
    Der Mann würde viel, sehr viel Geld für ihr Schweigen und für die
Fotos bezahlen. Er war ihr Ticket zu einem neuen Leben.
    Frank ließ sich auf den Stuhl vor Schrievers’ Schreibtisch
sinken. Müde sah er seinen Freund an. »Heinz-Jürgen, ich brauche deine Hilfe.«
    Der Archivar fixierte Frank über den schmalen Rand seiner Brille
hinweg und faltete seine Hände über dem mächtigen Bauch. »Du siehst beschissen
aus. Willst du vielleicht was Süßes?« Schrievers begann in einer seiner Schubladen
nach einem Schokoriegel zu suchen.
    »Deswegen bin ich nicht hier. Ich mache mir Sorgen um Viola. Sie
wird van Bommel nicht gewachsen sein.«
    »Was kann ich da machen, Frank? Sie hat sich doch entschieden.«
Heinz-Jürgen Schrievers rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »Und
ich gebe auf das Geschwätz im Präsidium sowieso nichts.«
    »Was wird denn gequatscht?« Frank spürte, dass ihm heiß wurde.
    »Es gibt Leute, die behaupten, dass ihr mehr als nur ein
dienstliches Verhältnis pflegt, Viola und du. Ich will dir nur sagen, dass du
die Kleine machen lassen musst. Wir werden schon dafür sorgen, dass ihr nichts
passiert.«
    Frank wollte entrüstet auffahren, zwang sich aber, stumm sitzen zu
bleiben.
    Schrievers deutete Franks Schweigen als Zustimmung. »Wir haben alle
ein Auge auf unsere Viola. Aber im Augenblick habe ich eher das Gefühl, dass du
der Unsicherheitsfaktor bei dem Unternehmen bist.«
    Frank ärgerte sich über Schrievers. Und zwar besonders deshalb, weil
er wusste, dass der Archivar recht hatte. »Ich bin genauso Profi wie jeder
andere hier.«
    »Frank, mach dich nicht lächerlich. Du siehst aus wie ein trotziges
kleines Kind. Sieh zu, dass du wieder klar im Kopf wirst.«
    Frank schwieg und sah zur Decke.
    »Du magst Viola sehr, stimmt’s?«
    Frank antwortete nicht.
    »He, das ist doch völlig normal. Sie ist jung, sieht gut aus und ist
eine gute Polizistin. Wer würde da nicht schwach? Wenn ich meine Gertrud nicht
hätte, wer weiß?«
    Frank sah an Schrievers vorbei.
    »Außerdem warst du über viele Wochen alleine, Frank.«
    »Lass Lisa aus dem Spiel.«
    »Ich meine, du hast eine schwere Zeit gehabt. Da ist es nur
natürlich, dass man jemanden zum Reden braucht.«
    Frank sah Schrievers lange an. »Viola ist so anders als Lisa. So
locker. Nein, locker ist Lisa auch, eigentlich. Ach Heini, ich weiß auch nicht
mehr, was ich denken soll.«
    Heinz-Jürgen Schrievers lächelte. Das ansonsten bei Strafe verbotene
›Heini‹ hatte er großzügig überhört. »Ich finde, dass du ganz gut damit
umgehst.«
    Zurück im Büro, wartete Ecki schon auf ihn. »Wir haben Beans Bericht
bekommen.«
    »Und?«
    »Er hat die Schützenbrüder abgeklappert und herausgefunden, dass
Barbara Thofondern und Michael Voogt tatsächlich eine Zeit lang ein Paar waren.
Der Apotheker Inderbiethen hat es erzählt.

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