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Schweineblut

Schweineblut

Titel: Schweineblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Küsters
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Gesicht. Aber das
Gefühl der unmittelbaren Todesnähe ließ sich nicht abwischen. Kuhnert musste
sich übergeben. Nur mühsam hielt er sich auf den Beinen. Zögernd trat er an den
Körper des Deutschen heran. Er fühlte nach einem Pulsschlag, doch der Mann war
tot.
    Elektrisiert sprang Kuhnert auf. Der Dritte! Er hatte doch drei
Stimmen gehört! Aber wo war der Mann?
    Jan Kuhnert sah sich um. Von der Wand, an der der Schreibtisch gestanden
hatte, führte ein Durchgang weiter ins Innere des Gebäudes. Vor die Öffnung war
ein Vorhang gezogen.
    Jan Kuhnert hob seine Waffe.
    Er überlegte. Er musste es riskieren. Mit einer raschen Seitwärtsbewegung
stand er vor der Tür und riss den Vorhang zur Seite. Er meinte, in
Mündungsfeuer zu blicken.
    Aber seine überreizten Sinne hatten ihm nur einen Streich gespielt.
Der Raum war leer. Vorsichtig durchsuchte er anschließend alle weiteren vier
Räume. Auch sie waren leer. In allen standen breite Betten. An den Wänden
hingen aufreizende Akte. Entweder war der dritte Mann durch einen versteckten
Ausgang geflüchtet, oder Jan Kuhnert hatte sich getäuscht. Nun stand der Leiter
des KK 14 vor dem letzten
Raum. Vorsichtig drückte er die Klinke der ungewöhnlich schmalen Tür herunter.
Der Raum war verschlossen. Kuhnert wich zur Seite aus. Was, wenn sich der
dritte Mann dahinter verschanzt hatte und nur auf ihn wartete? Unlogisch,
dachte er. Dann hätte er längst durch die Tür geschossen. Oder der Unbekannte
war besonders abgebrüht. Nein, entschied Kuhnert für sich, hinter der Tür war
der Unbekannte nicht.
    Der Schlüssel. Van Bommel musste ihn haben. Vorsichtig ging Jan
Kuhnert zurück. Die Situation war unverändert. Nahe der Tür mit leicht
verdrehten Armen lag der Tote. Van Bommel lag unbeweglich halb hinter dem
Schreibtisch. Er stöhnte, als Kuhnert ihn durchsuchte. Den Schlüssel fand er
nicht.
    Er würde die Tür aufbrechen müssen. Jan Kuhnert drehte sich um, als
er mit seinem Fuß auf einen schmalen Widerstand trat. Er hatte den Schlüssel
gefunden.
    Nahezu lautlos führte Jan Kuhnert den Schlüssel in das Schloss. Dann
stellte er sich so, dass er nicht von einem Schuss überrascht werden konnte.
    Entschlossen öffnete er die Tür. Der Raum war dunkel. Kuhnert
tastete nach dem Lichtschalter. Im aufflackernden Deckenlicht erkannte er
Viola. Nein, er fand jemanden, der einmal Viola Kaumanns gewesen war.
    Vor ihm lag eine nackte Frau, die an Händen und Füßen mit
Handschellen an die Bettpfosten gefesselt war. Sie hielt die Augen geschlossen.
Ihre Wangen waren eingefallen, ihr Gesicht war grau, die Haut trocken und
faltig. Das kurz geschnittene Haar stand stumpf vom Kopf ab. Auf den ersten Blick
konnte Jan Kuhnert keine größeren Verletzungen feststellen.
    Er steckte seine Waffe weg und trat näher an die breite Liege heran.
Seine Finger fühlten nur einen schwachen Puls. Viola brauchte dringend
ärztliche Hilfe. Offensichtlich stand sie unter Drogen. Kuhnerts Gewissheit
wurde genährt von den unzähligen Bildern, die sich im Verlauf seiner langen
Zeit als Drogenfahnder wie Sediment in seinem Gedächtnis abgelagert hatten.
    Er sah sich um. Aber weder auf dem Frisiertisch noch auf dem Hocker
oder Nachttisch lag der Schlüssel für die Handschellen. Vorsichtig breitete er
die Decke, die neben dem Tisch auf dem Boden gelegen hatte, über Viola.
    Jan Kuhnert warf noch einen kurzen Blick auf die Geschundene, um
dann im vorderen Raum die Taschen des Toten zu durchsuchen. Obwohl er die
Leiche gründlich abtastete, fand er die Schlüssel nicht.
    Also Vermeer!
    Jan Kuhnert zog seine Waffe wieder aus dem Holster und begab sich
nach draußen. Jan Vermeer lag nach wie vor an der Stelle, an der er ihn
zurückgelassen hatte. Er war wieder bei Bewusstsein und starrte Kuhnert an.
Sein Gesicht war blutverschmiert.
    Kuhnert riss mit einem Ruck das Klebeband von Vermeers Mund. »Wo
sind die Schlüssel für die Handschellen?«
    Vermeer antwortete nicht.
    »Ich will wissen, wo die Schlüssel sind!«
    »Leck mich.« Vermeer spuckte vor Jan Kuhnert aus.
    Kuhnert zog Vermeer halb zu sich hoch. »Die Schlüssel!«
    Statt zu antworten, stöhnte Jan Vermeer nur.
    »Ich finde sie schon.« Jan Kuhnert ließ Vermeer einfach auf den
Boden zurückfallen und befühlte die Taschen des Niederländers. In einer
Hosentasche wurde er fündig.
    Jan Kuhnert war schon wieder an der Lagertür, als er Vermeers
krächzende Stimme hörte.
    »Ich erfriere.«
    Jan Kuhnert drehte sich um. »Na und?«
    »Du kannst

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