Schweineblut
seinen Kopf im Takt.
»Das ist ja grausam. Mach aus. Hast du nichts anderes dabei?«
»Doch. Einen Stern, der deinen Namen trägt, hoch
am Himmelszelt, den schenk ich dir heut Nacht . DJ Ötzi.«
Frank warf einen flehenden Blick gegen den Autohimmel.
Aber Ecki forderte während der gesamten Fahrt gnadenlos sein Recht
auf Volksmusik ein.
Das Büro des Landhandels war nur über eine steinerne Treppe zu
erreichen, die auf eine breite Laderampe führte. Auf der überdachten Fläche
standen ein offener Sack mit Futtermöhren und eine Palette mit abgepacktem
Rindenmulch. Zu sehen war niemand. Eine staubige Tür mit der Aufschrift Büro war abgeschlossen.
»Keiner da.« Ecki rüttelte an der ausgeleierten Klinke.
»Hallo?« Frank war an der Bürotür vorbei in den scheunenartigen Raum
getreten. Durch die offenen Holz- und Metallregale, in denen in Schütten und
auf Brettern Saatgut, Dünger, Schaufeln, Motorsägen und Spaltäxte lagerten, zog
ein kalter Wind.
»Hallo?«
»Was kann ich für Sie tun?«
Aus einem dunklen Zwischengang tauchte wie aus dem Nichts ein
untersetzter Mann auf, dessen fülliger Körper in einem viel zu engen,
ausgewaschenen Arbeitsoverall steckte. Sein rundes Gesicht wurde von einer
alten Wollmütze gekrönt. Der Mann rieb sich mit einem öligen Lappen über seine
dicken Finger.
»Ich habe Sie nicht gehört. Ich bin draußen mit einer Ballenpresse
beschäftigt. Die Mechanik, wissen Sie.«
»Raimund Kamphausen?« Ecki sah sein Gegenüber prüfend an.
»Nein, Raimund, ich meine, Herr Kamphausen, ist nicht hier.« Der
Mann trat einen Schritt zurück und sah die beiden argwöhnisch an. »Ist
irgendetwas nicht in Ordnung?«
»Mein Name ist Borsch, Frank Borsch. Kriminalpolizei
Mönchengladbach. Und das ist mein Kollege Eckers.« Frank hielt ihm seine
Ausweiskarte entgegen. »Wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«
»Peter Fischermanns. Ich bin alleine hier. Um diese Jahreszeit ist
nicht viel los.«
»Sind Sie der Mechaniker?« Frank deutete vage in die Runde.
»Ich bin Mädchen für alles, wenn Sie so wollen.«
»Können Sie uns sagen, wo wir Herrn Kamphausen finden?«
»Der ist zu Hause, nehme ich an. Raimund hat sich krank gemeldet. Er
ist schon die ganze letzte Woche nicht hier gewesen. Ich meine, ich habe
seither nichts von ihm gehört.«
»Ist das üblich?«
»Wie meinen Sie das?«
»Hören Sie, können wir vielleicht in Ihr Büro gehen?«
»Meinetwegen. Kommen Sie.« Fischermanns ging voraus, ohne auf die
Beamten zu warten.
Im Büro standen auf viel zu dünnen Regalböden prall gefüllte
Aktenordner. Aus Ablagen quollen verschiedenfarbige Zettel, neben eselsohrigen
Notizblöcken lag eine Sammlung Kugelschreiber. Auf einem einst weißen Aktenschrank
stand eine fleckige Kaffeemaschine, und zu allem Überfluss war die Heizung voll
aufgedreht.
»Sie müssen die Unordnung entschuldigen. Aber Raimund fehlt an allen
Ecken und Enden. Möchten Sie einen Kaffee?«
Die beiden Ermittler lehnten dankend ab.
»Wir wollen es kurz machen. Wir haben Herrn Kamphausen bisher nicht
erreichen können.« Frank begann zu schwitzen.
»Ist es wegen dieser Sache? Sind Sie deshalb hier?«
»Welche Sache?« Frank und Ecki wechselten einen Blick.
Fischermanns zog den Lappen wieder hervor und begann erneut seine
Hände abzuwischen. »Also, Herr Kamphausen soll Gelder der Genossenschaft
veruntreut haben. Aber bisher hat die Polizei nichts finden können. Ich glaube
ja auch nicht, dass da was dran ist.«
»Was hat er denn so abgerechnet, der Herr Kamphausen?« Ecki fuhr
sich mit einem Finger zwischen Hals und Hemdkragen.
»Ich bin ja nur für das Zusammenstellen und das Ausliefern der Waren
zuständig. Raimund hat den Einkauf gemacht.«
Frank knöpfte seine Jacke auf. »Wie sind die Kollegen auf Herrn
Kamphausen aufmerksam geworden?«
Fischermanns rieb heftiger über seine Finger. »Anonym. Raimund ist
angezeigt worden. Aber Sie sind nicht vom Betrugsdezernat, oder?«
»Ist Herr Kamphausen Mitglied der St.-Lambertus-Bruderschaft in
Bracht?« Auf Franks Rücken bildete sich ein feines Rinnsal aus Schweiß.
»Einen verrückteren Schützen gibt es am ganzen Niederrhein nicht.
Die Bruderschaft ist sein Ein und Alles.«
»Er hat also alle Termine der Bruderschaft wahrgenommen?«
»Die Bruderschaft ist so was wie seine Familie.«
»Dann war er am Wochenende auch beim Schweineblut?«
»Wenn er krank war, vermutlich nicht. Hat er was mit der Sache in
Bracht zu tun?«
Die Ermittler ignorierten die
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