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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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das verstehe ich, sonst noch etwas?«
    »Es war das einzige Mal, dass er mich wirklich bemerkt hat. Er hat mich aufgezogen, aber auf nette Weise, als wäre ich ihm nicht egal.«
    »Und du, magst du ihn, findest du ihn sympathisch?«
    Sie öffnete die Augen.
    »Ja, ich denke, irgendwie schon. Sagst du mir jetzt, was das soll?«
    »Später, später. Wie alt bist du jetzt?«
    »Achtundzwanzig.«
    »Okay, ich danke dir. Und jetzt zu meiner Hallendecke. Wie steht es bei dir mit der Geometrie?«
    »Weder gut noch schlecht, ich bin nicht gerade ein Mathegenie.«
    »Das ist auch nicht nötig. Wenn du dir die Schraubenlöcher der Haken anguckst, an denen die Seile hingen, wirst du feststellen, dass sie mit erstaunlicher Präzision angebracht worden sind. Sowohl in Bezug auf die Hallenmitte als auch im Verhältnis zueinander. Ich denke schon eine ganze Weile darüber nach und bin darauf gekommen, dass man ihre Plazierung über die Länge und Breite der Deckenplatten berechnen kann. Das ist nicht ganz einfach, aber auch nicht wahnsinnig schwer, wenn man erst auf die Idee gekommen ist. Man braucht kein Maßband, eine Schnur mit einem Bleistift und ein Daumen reichen dafür vollkommen aus. Das wäre simpler, bequemer und noch dazu genauer.«
    »Ich verstehe, was du meinst. Also … im Prinzip.«
    »Die Details sind auch nicht wichtig, aber du weißt, wie die Linien der Schnittfläche zweier Kreise aussehen?«
    »Ja, die sind natürlich bogenförmig.«
    »Genau, und je nach Beschaffenheit und Platzierung der Bogen kann man berechnen, wo die Mittelpunkte der jeweiligen Kreise sind.«
    Plötzlich ging Pauline Berg ein Licht auf, glaubte sie zumindest.
    »Der Daumen. Du meinst Fingerabdrücke?«
    »Leider nein. Die Techniker haben das schon überprüft, aber da ist nichts. Ich frage mich nur, ob derjenige, der die Haken da oben fixiert hat, das genauso gemacht hat, wie ich das machen würde. Du sollst stark und sportlich sein, stimmt das?«
    Sie reagierte, indem sie an eine Sprossenwand trat, das eine Hosenbein hochzog und dann ohne jedes Problem das gestreckte Bein nach oben schwang, so dass ihr Fuß in Kopfhöhe war.
    »Eine überzeugende Antwort. Kampfsport? Gymnastik?«
    »Ballett. Soll ich eine Pirouette machen?«
    »Ein andermal. Ich wusste nicht, dass du tanzt.«
    »Meine Mutter hatte Großes mit mir vor. Ich sollte Solotänzerin am Königlichen Theater werden, drunter machte sie es nicht. Zum Glück bin ich bei einer Aufnahmeprüfung durchgefallen, mein Schwung war nicht ausreichend. Meine Mutter hat sich daraufhin auf meine kleine Schwester gestürzt, und ich durfte endlich nur zum Spaß tanzen.«
    Sie redete weiter, das Tanzen war Pauline Bergs große Passion. Für gewöhnlich war sie nicht gerade das Epizentrum der Mordkommission, und dass sie zum inneren Kreis von Konrad Simonsen gehörte, hatte sie ausschließlich ihrem Alter und nicht ihren Fähigkeiten zu verdanken. Sie brauchten ihren jugendlichen Blickwinkel. Jetzt genoss sie es, ihrem Chef ein wenig von sich zu erzählen, bis sie bemerkte, wie abwesend er aussah, und ihr bewusst wurde, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt für ihre Autobiographie war. Trotzdem hatte ihr Monolog sie entspannt.
    »Du hörst mir schon lange nicht mehr zu. Stimmt doch, oder?«
    Es stimmte. Konrad Simonsen war in seiner eigenen Welt, weitab von körperlicher Ästhetik und symphonischer Choreographie. In Gedanken fragte er sich, was jemanden dazu brachte, fünf Menschen mit einer Motorsäge zu verstümmeln und sie dann nackt ausgerechnet in einer Schule aufzuhängen. Hass, Wahnsinn, Abgestumpftheit, Idealismus? Nichts davon passte wirklich, all diese Beweggründe konnten bestenfalls zum Teil zutreffen.
    Sie musste ihre Frage wiederholen, damit er antwortete.
    »Du hörst nicht zu, oder?«
    »Mehr oder weniger, aber versteh das nicht falsch. Wenn hier wieder der Alltag eingekehrt ist, will ich dich gerne tanzen sehen und erzählen hören. Und dann hast du meine volle Aufmerksamkeit, das verspreche ich dir.«
    Er zeigte zur Decke.
    »Wir müssen hoch und uns die beiden äußeren Löcher anschauen.«
    Es war klar, dass mit »wir« sie gemeint war.
    »Du willst wissen, ob bei den Löchern Bogenlinien verlaufen und wohin diese Bogen führen, wenn ich das so ausdrücken darf.«
    »Ja, wie ich es dir beschrieben habe. Das Dumme ist nur, dass das Schulgerüst zur Untersuchung in der Kriminaltechnik ist und die Jungs auch den Lift wieder mitgenommen haben, den sie benutzt haben, um die Leichen

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