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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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Ansonsten gab es keine Blutspuren, sah man einmal von dem süßlichen Geruch ab, der sich mit dem Gestank der Körperflüssigkeiten und des Kots vermischte. Die niedrigen Temperaturen und die drei geöffneten Fenster taten aber das ihre und machten die üblen Ausdünstungen erträglich. Die gelblich weiße, aufgedunsene Haut der Leichen ließ ihn an aufgehängte Schweinehälften in einem Schlachthof denken, eine respektlose Assoziation, die er zu seiner eigenen Verärgerung aber nicht abschütteln konnte.
    Er konzentrierte sich auf die Köpfe der Männer, während er ohne Eile zwischen den Körpern hindurchging und jeden einzelnen genau musterte. Die Schnitte unterschieden sich von Person zu Person, dreien hatte man das Gesicht komplett weggesägt, indem man mit der Sägekette parallel zum Torso von der Stirn zum Kinn gefahren war, so dass das Gehirn, die Kieferhöhlen und der Rachen freigelegt waren. Bei den beiden anderen war das Gesicht kreuz und quer zersägt worden, wobei die Sägekette senkrecht in ihre Gesichter eingedrungen war. Zwei hatten noch ihre Zungen und einige wenige Zähne, und einem war sogar ein fast unverletztes Auge geblieben.
    Ebenso schonungslos war mit den Geschlechtsorganen verfahren worden. Zwei Männern fehlten sowohl Penis als auch Hoden, zweien nur der Penis, und beim letzten war der Schnitt so tief geführt worden, dass die Blase aus dem Leib gerutscht war und über die Leiste hing, während seinem Glied nur die Eichel fehlte. Der Mann, der in der Mitte hing, hatte seinen Darm entleert, trockener, schwarzer Kot klebte zwischen seinen Pobacken und an der Rückseite seiner Schenkel. Eine Handvoll Fliegen hatte sich bereits eingefunden. Die Schnitte an den Handgelenken waren sauber und präzise, Konrad Simonsen konnte das Mark der zwei Unterarmknochen erkennen, wobei ihm plötzlich in den Sinn kam, dass der eine Ulna und der andere Radius hieß. Welcher davon aber der große und welcher der kleine war, wusste er nicht mehr.
    Er begann noch einmal von vorn und schritt erneut die Leichen ab. Dieses Mal achtete er auf besondere Kennzeichen. Eine unqualifizierte Schätzung sagte ihm, dass die Männer zwischen vierzig und siebzig waren. Einer trug einen goldenen Ring im linken Ohr und hatte eine verblichene Adlertätowierung auf der rechten Schulter. Zwei hatten Narben einer Blinddarm- oder Leistenbruchoperation. Eine Leiche war kahl und hatte eine unnatürlich braune Hautfarbe, vermutlich Solarienbräune. Die Leiche in der hintersten rechten Ecke hatte lange, ungeschnittene Zehennägel, die von Nagelpilz infiziert waren und wie Speckschwarten aussahen. Im rechten Gehörgang steckte ein Zahn mit einer Goldplombe.
    Bei seinem letzten Rundgang widmete Simonsen seine Aufmerksamkeit den Seilen, die mit mathematischer Präzision parallel zu den Seiten der Halle aufgehängt worden waren. Stellte er sich in die Flucht und kniff ein Auge zu, war das hintere Seil nicht zu erkennen, und das galt für beide Richtungen. Wer immer die Haken in die Decke geschraubt hatte, hatte sich viel Mühe gemacht.
    Konrad Simonsen schloss seinen Rundgang ab und ging zu Arthur Elvang, der den Leichen nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte und sich zu langweilen schien.
    »Ihr erster Eindruck?«
    Der Professor zögerte nicht.
    »Sie wurden hier am Mittwoch oder Donnerstag aufgehängt. Vermutlich handelt es sich bei den Toten um Dänen. Aber fragen Sie mich nicht, wie die aufgehängt worden sind oder warum hier so wenig Blut ist.«
    »Wann können Sie mir den genauen Zeitpunkt sagen?«
    Der Mann seufzte, er war nicht mehr jung, und der Gedanke an die ihm bevorstehende Nachtarbeit behagte ihm nicht.
    »Ich werde Verstärkung rufen müssen. Zum Überstundentarif, den Sie bezahlen.«
    »Klar. Holen Sie sich so viele Leute, wie Sie brauchen.«
    »Rufen Sie mich nach Mitternacht an.«
    »Das werde ich tun.«
    Konrad Simonsen hatte nur noch eine Frage, die es dafür aber in sich hatte und den Kompetenzbereich des Professors streng genommen überstieg. Andererseits hatte dieser Mann so viel Erfahrung und häufig das richtige Gespür für eine Situation, dass es Simonsen plausibel erschien, diese Frage zu stellen.
    »Terrorismus?«
    Es dauerte einen Moment, bis Arthur Elvang den Sinn der Frage erfasste, doch dann drehte er richtig auf. Er hob beide Hände an die Ohren, winkte wild und rief sarkastisch mit hysterisch kindlicher Stimme: »Uha, uha, uha, die Trolle kommen. Und kommen sie nicht aus dem Wald, so entsteigen sie dem

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