Schweinehunde / Roman
Elvang, und uns ist allen schon einmal schlecht geworden. Du bist mit Sicherheit nicht die Einzige, die sich heute übergeben hat. Mit der Zeit härtet man ein bisschen ab, wobei ich nicht weiß, ob das wirklich gut oder eher ein schlechtes Zeichen ist.«
»Auf jeden Fall ist es praktischer.«
Sie versuchte sich an einem Lächeln, ohne dafür aber belohnt zu werden. Die ganze Situation kam ihr komisch vor, und sie rutschte auf ihrem Platz hin und her. Vielleicht bemerkte er ihre Unruhe, oder er las ihre Gedanken, auf jeden Fall sagte er: »Es gibt einen Grund, weshalb wir hier sitzen, ich komme später noch darauf zu sprechen. Erzähl mir, wie der Hausmeister reagiert hat, als du ihn gefunden hast.«
»Eigentlich hat ihn ja einer der Hundeführer gefunden, oder, besser gesagt, der Hund. Er war unten am Fußballplatz in einem Geräteschuppen und hat vorgegeben, gerade erst wach geworden zu sein. Ich weiß nicht … es gibt da eigentlich nicht viel zu erzählen. Er hat mich fast übersehen, sieht man mal davon ab, dass er gesagt hat, er wolle meinen Klassenlehrer darüber informieren, dass ich mir dieses Regencape genommen habe. Arne war so nett …«
»Ja, ich weiß, nett von Arne, zurück zum Hausmeister.«
»Mit dem Regencape wollte er mich natürlich nur aufziehen, aber ansonsten war er ganz umgänglich. Wir haben ihn dann bei der Comtesse abgeliefert. Er hatte Angst vor dem Hund, deshalb hat der Hundeführer seinem Tier den Befehl gegeben, auf dem Sportplatz zu bleiben, mitten im Regen.«
»Was hast du für einen Eindruck von ihm?«
»Spontan wirkt er ziemlich heruntergekommen, er stinkt nach Bier und braucht ein Bad, andererseits … ist er auch … das ist schwer zu beschreiben.«
»Nimm dir Zeit, ich habe Geduld.«
Sie dachte nach, während Konrad Simonsen wieder zur Decke blickte.
»Der ist nicht wirklich so fertig, da bin ich mir ziemlich sicher. Und er ist irgendwie … aufmerksam.«
»Präsent?«
»Ja, nein. Nein, nicht wirklich präsent, es ist nur so, als wüsste er die ganze Zeit, was vor sich geht, obgleich seine Antworten total daneben sind.«
»Warst du dabei, als er befragt wurde?«
»Nur am Anfang. Troulsen und die Comtesse haben ihn verhört, und es war irgendwie klar, dass ich nur zuhören sollte, aber ich habe den Rest gelesen. Das Band wurde ins HS geschickt, und nach einer Stunde hatten wir schon die Abschrift, dieses Mal stehen uns wirklich Ressourcen zur Verfügung, so etwas habe ich noch nie erlebt.«
Konrad Simonsen bemerkte, dass sie das Präsidium als
HS
bezeichnete, bisher hatte sie das noch nicht getan. »HS« für »Head Square«, wie sie in der Mordkommission schon seit einiger Zeit zu sagen pflegten. Er antwortete: »Ich auch nicht, du warst also nur am Anfang mit dabei?«
»Ja, dann haben sie mich weggeschickt, um einen Fernseher aufzutreiben. Wir wollten doch deine Pressekonferenz verfolgen.«
»Um mitzukriegen, ob ich einen Fehler mache?«
»Das war ja nicht meine Idee.«
Sie zögerte und sagte dann vorsichtig: »Sie meinten, diese Auftritte vor der Presse gehörten nicht gerade zu deinen Spitzenkompetenzen.«
»So, so, haben sie das gesagt. Und was meinst du? Habe ich mich lächerlich gemacht?«
Er war schwer zu durchschauen, aber sie versuchte trotzdem, einigermaßen ehrlich zu antworten.
»Nein, das finde ich nicht. Eigentlich hast du ja gar nichts gesagt, die meiste Zeit haben die anderen geredet, aber diese Platinblonde vom
Dagbladet,
die magst du nicht, oder?«
»Sie heißt Anni Staal und ist ein Fehltritt in der Entwicklung der Menschheit, aber persönlich habe ich nichts gegen sie, obwohl man sie des Landes verweisen sollte. War das im Fernsehen so deutlich zu erkennen?«
»Nein, das glaube ich nicht. Nur wenn man dich kennt.«
»Wie du?«
Für einen kurzen Moment war alles wieder wie bei einer Prüfung, dann tätschelte Konrad Simonsen väterlich ihr Knie, um seinen Worten die Spitze zu nehmen.
»Genug davon. Sag mir, wie du dich gefühlt hast, als Per Clausen dich mit deinem Alter aufgezogen hat.«
Pauline Berg war verwirrt.
»Ja, wie sah es in dir aus? Was hast du gefühlt?«
»Ist das wichtig?«
»Vielleicht, vielleicht nicht? Versuch mir eine Antwort zu geben.«
Sie schloss die Augen, um sich die Situation in Erinnerung zu rufen, und sah somit nicht das anerkennende Nicken ihres Chefs.
»Das war nicht böse gemeint. Er hat mich angesehen, fast als wären wir Freunde. Der war nicht aufdringlich, oder so, wenn du verstehst.«
»Ja,
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