Schweinsgalopp
Kaffeetrinken war soweit alles in Ordnung. Sicher, wenn man ein paar Minuten mit ihm gesprochen hatte, begannen die Augen zu tränen, und man verspürte das Bedürfnis, seine eigene Haut auch an der Innenseite zu schrubben, aber niemand war perfekt, oder?
Pfirsich beugte sich vor. »Wißt ihr was? Vielleicht ist er schon hier. Verkleidet! Und lacht über uns! Nun, wenn er hier ist und über uns lacht…« Er ließ die Fingerknöchel knacken.
Mittlerer Dave Blütenweiß, letzterer der fünf Männer, sah sich um. Es gab tatsächlich einige einsame Gestalten in dem dunklen Zimmer. Die meisten von ihnen trugen lange Mäntel mit großen Kapuzen. Sie saßen allein in den finsteren Ecken, die Gesichter unter den Kapuzen verborgen. Keine von ihnen wirkte sehr freundlich.
»Sei nicht dumm, Pfirsich«, erwiderte Katzenauge.
»Es ist typisch für Assassinen«, beharrte Pfirsich. »Sie sind Meister der Tarnung.«
»Und sein Glasauge?«
»Der Bursche am Kamin trägt eine Augenklappe«, sagte Mittlerer Dave. Er sprach nur selten und beobachtete viel.
Die anderen drehten sich um und sahen in die entsprechende Richtung.
»Bestimmt wartet er, bis wir keine Überraschungen mehr erwarten, und dann macht er Ahahahaha «, prophezeite Pfirsich.
»Assassinen dürfen einen nur dann umbringen, wenn sie dafür bezahlt werden«, sagte Katzenauge. Doch jetzt lag ein Hauch von Skepsis in seiner Stimme.
Sie starrten den Mann mit der Augenklappe an. Er erwiderte den Blick mit seinem einen Auge.
Auf die Frage, womit sie sich den Lebensunterhalt verdienten, hätten die fünf Männer am Tisch vermutlich geantwortet: »Mit diesem und jenem.« Oder: »Ich schlage mich durch.« Banjo hätte wahrscheinlich erwidert: »Hä?« Nach den Maßstäben einer gleichgültigen Gesellschaft waren sie Kriminelle, aber sie selbst hielten sich keineswegs für Verbrecher und konnten nicht einmal Wörter wie »verrucht« buchstabieren. Für gewöhnlich bewegten sie Dinge. Manchmal befanden sich die Dinge auf der falschen Seite einer stählernen Tür, noch dazu im falschen Haus. Manchmal waren die Dinge Personen, die nicht genug Bedeutung hatten, um sich an die Assassinengilde zu wenden, die sich jedoch am falschen Ort aufhielten und viel besser auf den Grund des nächsten Meeres paßten. 5 Die fünf Männer gehörten nicht zu einer der Gilden in Ankh-Morpork. Ihr Kundenkreis bestand überwiegend aus Leuten, die sich aus ganz persönlichen Gründen nicht an die Gilden wenden wollten – vielleicht deswegen, weil sie selbst Gildenmitglieder waren. Katzenauge und die anderen hatten viel Arbeit. Es gab immer etwas, das von A nach B bewegt werden mußte, beziehungsweise auf den Grund von C.
»Es könnte jeden Augenblick soweit sein«, sagte Pfirsich, als der Kellner Bier und Milch brachte.
Banjo räusperte sich, womit er darauf hinwies, daß ein weiterer Gedanke eingetroffen war.
»Was ich nich’ verstehe…«
»Ja?« fragte sein Bruder. 6
»Was ich nich’ verstehe, is’… Seit wann es hier gibt Kellner?«
»Guten Abend«, sagte Kaffeetrinken und stellte das Tablett ab.
Sie starrten ihn stumm an.
Er lächelte freundlich.
Pfirsichs große Hand klatschte auf den Tisch. »Du hast dich an uns herangeschlichen wie…«, begann er.
Wer in ihrer Branche arbeitete, entwickelte schon bald einen gewissen Instinkt. Mittlerer Dave und Katzenauge, die rechts und links neben Pfirsich saßen, lehnten sich automatisch zur Seite.
»Hallo«, sagte Kaffeetrinken. Etwas bewegte sich schemenhaft, und eine halbe Sekunde später zitterte ein Messer zwischen Pfirsichs Daumen und Zeigefinger.
Er blickte entsetzt darauf hinab.
»Ich heiße Kaffeetrinken«, sagte der Assassine. »Wie lautet dein Name?«
»Äh… Pfirsich«, sagte Pfirsich und betrachtete noch immer das vibrierende Messer.
»Ein interessanter Name«, meinte Kaffeetrinken. »Warum nennt man dich Pfirsich, Pfirsich?«
Mittlerer Dave hüstelte.
Pfirsich sah zu Kaffeetrinken auf. Das gläserne Auge war nur eine kleine Kugel aus matt glühendem Grau. Das andere zeigte sich als ein kleiner dunkler Punkt in einem weißen Meer. Pfirsichs einziger Kontakt mit der Intelligenz hatte darin bestanden, sie niederzuschlagen und auszurauben. Doch jetzt meldete sich plötzlich sein Selbsterhaltungstrieb und ließ ihn am Stuhl festkleben.
»Weil ich mich nicht rasiere«, sagte er.
»Pfirsich mag keine Klingen«, erklärte Katzenauge.
»Hast du viele Freunde, Pfirsich?« fragte Kaffeetrinken.
»Ein paar, ja…«
Die
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