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Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Herr.«
    »Selbst Tod?«
    »O ja. Er hat sogar mehrere.«
    »Ach?«
    Erneut trommelten Witwenmachers Finger auf den Schreibtisch. Der Bursche kann unmöglich einen richtigen Plan haben, dachte er. In Kaffeetrinkens Verstand mochte irgend etwas krumm sein – Krumm? Sein Selbst ist eine Spirale! –, aber der Dicke war nicht einfach irgendein Ziel in einem Haus. Bestimmt hatte man schon des öfteren versucht, ihm eine Falle zu stellen.
    Zufriedenheit regte sich in Witwenmacher. Kaffeetrinken würde bei diesem Auftrag versagen, vielleicht sogar auf eine fatale Weise, wenn sein Plan dumm genug war. Möglicherweise verlor die Gilde dadurch das Gold – oder auch nicht.
    »Nun gut«, sagte er. »Ich brauche nicht zu wissen, woraus dein Plan besteht.«
    »Um so besser, Herr.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich hatte ohnehin nicht die Absicht, dir Einzelheiten zu nennen. Du würdest sie sicher mißbilligen.«
    »Mich erstaunt deine feste Überzeugung, daß alles wie vorgesehen funktioniert.«
    »Ich gehe einfach logisch an das Problem heran, Herr«, sagte der junge Mann, und wieder glaubte Witwenmacher, einen vorwurfsvollen Unterton zu hören.
    »Logisch?« wiederholte der Gildenpräsident.
    »Vielleicht sehe ich die Dinge einfach nur anders als die meisten Leute«, sagte Kaffeetrinken.
     
    Es war ein ruhiger Tag für Susanne. Allerdings trat Gawain auf dem Weg zum Park auf einen Riß im Pflaster, und zwar mit Absicht.
    Bei den pädagogischen Maßnahmen der früheren Gouvernante hatte das Prinzip des Entsetzens eine große Rolle gespielt – daher stammte der Hinweis, daß hungrige Bären hinter der nächsten Straßenecke Kindern auflauerten, die auf Risse im Pflaster traten.
    Susanne verbarg den Schürhaken unter ihrem ehrbaren Mantel. Für gewöhnlich reichte ein Schlag. Es verblüffte die Bären, daß jemand sie sehen konnte.
    »Gawain?« fragte Susanne und beobachtete einen nervösen Bären, der sie bemerkt hatte und nun versuchte, unauffällig fortzuschleichen.
    »Ja?«
    »Du bist mit Absicht auf den Riß getreten. Damit ich ein armes Geschöpf schlagen muß, dessen einzige Schuld sein Wunsch ist, dich zu zerfleischen.«
    »Ich bin nur ein bißchen gehüpft…«
    »Oh, na klar. Normale Kinder springen nicht so herum – es sei denn, sie stehen unter Drogen.«
    Der Junge lächelte.
    »Wenn ich dich noch einmal dabei erwische, verknote ich dir die Arme hinterm Kopf«, sagte Susanne ruhig.
    Gawain nickte und lief los, um Twyla von der Schaukel zu stoßen.
    Susanne entspannte sich zufrieden. Es war ihre eigene Entdeckung. Absurde Drohungen beunruhigten die Kinder überhaupt nicht, aber sie gehorchten. Vor allem dann, wenn man ihnen besonders anschaulich drohte.
    Die frühere Gouvernante hatte versucht, mit diversen Ungeheuern und Monstren für Disziplin zu sorgen. Immer gab es irgend etwas Schreckliches, das kleine Mädchen und Jungen fortholte, wenn sie Verbrechen begingen. Auf der Liste kindlicher Kriminalität standen zum Beispiel Stottern sowie trotziges und vorsätzliches Schreiben mit der linken Hand. Scherenmänner freuten sich, wenn kleine Mädchen am Daumen lutschten, und immer lauerte ein Schwarzer Mann im Keller. Aus solchen Ziegeln der Unschuld wurde das Gebäude der Kindheit errichtet.
    Susanne hatte zunächst versucht, Gawain und Twyla davon zu überzeugen, daß solche Schrecken gar nicht existierten. Doch das machte alles nur schlimmer.
    Twyla fing an, ins Bett zu machen. Vielleicht setzte sie sich damit unbewußt gegen das entsetzliche Klauenwesen zur Wehr, von dem das Mädchen wußte, daß es unter dem Bett lag.
    Susanne erfuhr während einer der ersten Nächte davon, als das Kind aufwachte und weinte – angeblich versteckte sich ein Schwarzer Mann im Schrank.
    Sie hatte geseufzt und nachgesehen. Und dann wurde sie so zornig, daß sie den Schwarzen Mann aus dem Schrank zerrte, seinen Kopf mit dem Schürhaken bearbeitete, ihm die eine Schulter ausrenkte und ihn schließlich durch die Hintertür nach draußen stieß.
    Die Kinder lehnten es aus gutem Grund ab, ihren Glauben an Ungeheuer aufzugeben. Sie wußten genau, daß sie existierten.
    Aber Susanne hatte festgestellt, daß sie auch hingebungsvoll an die Wirkung des Schürhakens glauben konnten.
    Sie nahm nun auf einer Bank Platz, öffnete ein Buch und las. Jeden Tag brachte sie die Kinder zu einem Ort, wo sie mit Gleichaltrigen zusammensein konnten. Wenn sie auf dem Spielplatz zurechtkamen, so fand Susanne, brauchten sie sich vor der Welt der Erwachsenen

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