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Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sicher gehen, das richtig zu verstehen«, sagte der o Gott in sehr vernünftigem Tonfall. »Dein Großvater ist der Tod, und du glaubst, daß er sich seltsam verhält?«
     
    Der Sockenvertilger sah argwöhnisch zu den Zauberern auf. Nach einigen Sekunden setzten sich seine Kiefer wieder in Bewegung und mahlten weiter.
    …grnf, grnf…
    »He, das ist eine von meinen!« stieß der Professor für unbestimmte Studien hervor und versuchte, nach der Socke zu greifen. Der Vertilger wich zurück.
    Er sah aus wie ein recht kleiner Elefant mit einem breiten, aufgeblähten Rüssel, in dem nun die Socke des Professors verschwand.
    »Komisch aussehendes kleines Biest, nicht wahr?« meinte Ridcully und lehnte seinen Zauberstab an die Wand.
    »Laß los, du verdammtes Ding!« Der Professor streckte erneut die Hand nach seiner Socke aus. »Gib her!«
    Der Sockenvertilger versuchte, zurückzuweichen und gleichzeitig an Ort und Stelle zu verharren. Das sollte eigentlich unmöglich sein, aber so verhalten sich alle kleinen Tiere, wenn man sie bei etwas Verbotenem ertappt: Die Beine entfalten hektische Aktivität, doch Hals und Maul wachsen in die Länge und winden sich um die Nahrung. Die letzte Socke verschwand mit einem leisen, saugenden Geräusch, woraufhin sich das Geschöpf hinter einen Kessel duckte. Nach einer Weile spähte es mit einem Auge um die Ecke.
    »Haben eine Menge Geld gekostet«, brummte der Professor für unbestimmte Studien. »Wegen der flachsverstärkten Ferse.«
    Ridcully öffnete eine Schublade in seinem Hut, holte die Pfeife sowie den Beutel mit dem Aromatabak daraus hervor und entzündete ein Streichholz an einer der Waschmaschinen. Dieser Abend versprach interessanter zu werden, als er erwartet hatte.
    »Wir müssen der Sache auf den Grund gehen«, sagte er und paffte. Der Duft herbstlicher Feuer breitete sich in der Kesselkammer aus. »Wir können nicht zulassen, daß irgendwelche Wesen einfach so entstehen, nur weil jemand an sie denkt. Das ist unhygienisch.«
     
    Der Schlitten rutschte in den Geldfallenweg.
    KOMM, ALBERT.
    »Darauf solltest du dich nicht einlassen, Herr. Du weißt doch, was beim letztenmal geschah.«
    DEM SCHNEEVATER IST SO ETWAS ERLAUBT.
    »Aber… kleine Steichholzmädchen, die im Schnee sterben… Darum geht es doch beim Silvesterfest, Herr«, erwiderte Albert verzweifelt. »Ich meine, die Leute hören davon und sagen: ›Wir sind ärmer als eine arbeitsunfähige Banane, können uns nur von Schlamm und alten Stiefeln ernähren, aber wir sind noch besser dran als dieses arme Streichholzmädchen.‹ Das macht die Leute glücklich und dankbar für das, was sie haben, Herr.«
    ICH WEISS, WORUM ES BEIM SILVESTERFEST GEHT, ALBERT.
    »Entschuldige, Herr. Wie dem auch sei: Es ist alles in Ordnung, denn wenn das Mädchen erwacht, ist es hell, und es schimmert, und Musik klimpert, und Engel erscheinen, Herr.« Tod verharrte.
    AH. SIE KOMMEN IM LETZTEN AUGENBLICK MIT WARMER KLEIDUNG UND EINEM HEISSEN GETRÄNK?
    Lieber Himmel, dachte Albert. Er hat wirklich eine seiner komischen Launen.
    »Äh… nein. Nicht direkt im letzten Augenblick. Nein, das kann man eigentlich nicht sagen.«
    NUN?
    »Die Engel kommen im ersten Augenblick nach dem letzten.« Albert hüstelte nervös.
    DU MEINST, NACHDEM DAS MÄDCHEN…?
    »Ja. So verlangt es die Tradition. Es ist nicht meine Schuld, Herr.«
    WARUM KOMMEN DIE ENGEL NICHT VORHER? AN IHRER TRAGFÄHIGKEIT DÜRFTE ES KAUM LIEGEN – DIE IST GROSS GENUG.
    »Ich weiß nicht, Herr. Vielleicht ist es für die Leute auf diese Weise… zufriedenstellender…« Albert zögerte und runzelte die Stirn. »Nun, wenn ich jetzt so darüber nachdenke…«
    Tod blickte auf die im Schnee liegende Gestalt. Dann stellte er die Lebensuhr in der leeren Luft ab und berührte sie mit einem Finger. Ein Funke glitt darüber hinweg.
    »Das ist dir eigentlich nicht erlaubt«, wandte Albert ein und fühlte sich miserabel.
    ABER DER SCHNEEVATER DARF ES. ER VERTEILT GESCHENKE. UND ES GIBT KEIN BESSERES GESCHENK ALS DIE ZUKUNFT.
    »Ja, aber…«
    ALBERT.
    »Na schön, Herr.«
    Tod hob das Mädchen hoch und schritt zum Ende der Gasse.
    Die Schneeflocken fühlten sich an wie Engelsfedern. Tod trat hinaus auf die Straße und hielt zwei durch die Nacht stapfende Gestalten an.
    BRINGT DIESES MÄDCHEN AN EINEN WARMEN ORT UND GEBT IHM EINE GUTE MAHLZEIT, sagte er und drückte das Bündel in zwei überraschte Arme. ICH KÖNNTE SPÄTER ZURÜCKKEHREN UND NACH DEM RECHTEN SEHEN.
    Er drehte sich um und

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