Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
Papa und steht mit stolzgeschwellter Brust vor seinem Zelt. Der Moratschek holt zwei Schlafsäcke aus dem V W-Bus und rollt sie hinein. Also in das Zelt, mein ich.
»Einwandfrei«, sagt der Papa.
»Einwandfrei«, sagt der Moratschek.
»Und wo bitte schön soll die Oma schlafen? Und meine Wenigkeit, wenn ich fragen darf?«, muss ich jetzt wissen.
Der Papa schmeißt mir einen Beutel rüber. Ich fang ihn auf. ›Fast&Light Zweimannzelt‹ steht drauf.
»Vergiss es!«, sag ich, schmeiß das Teil zurück und erheb mich vom Esstisch. Ich schnapp mir die Oma. Wir wandern los und suchen uns eine kleine, feine Pension ganz in der Nähe.
Nach einer heißen Dusche geht’s uns entsprechend großartig, und so machen wir zwei uns auf den Weg und flanieren erst einmal ein bisschen am See entlang. Es ist noch |156| nicht so überlaufen von Touristen, weil halt Ostern nicht so direkt die Hauptsaison ist, hat unsere Pensionswirtin erzählt. Sie kann gut Deutsch, wie fast ein jeder hier, was uns natürlich den Aufenthalt ungemein vereinfacht. Weil: seien wir einmal ehrlich, keiner von uns kann wirklich einen Brocken Italienisch. Mit Ausnahme von Pizza vielleicht. Oder Grappa. Oder Vino. Aber das war’s auch schon. Die Oma will ein Eis, und das kriegt sie natürlich. Und Eis heißt Gelato, das wissen wir jetzt ebenfalls.
Nach unserem kleinen Rundgang durch das wirklich nette Dorf gesellen wir uns wieder zu unserem Zeltplatzgesindel. Alle sind vollzählig, und diesmal ist auch die Gisela mit von der Partie. Wahrscheinlich wurde sie telefonisch vom Gatten über seinen aktuellen Aufenthaltsort informiert. Freuen tut sie sich aber nicht sehr über seine Anwesenheit. Eher ärgern. Weil: wer passt denn jetzt auf ihre mordswichtige Metzgerei auf? Und wer bedient die Kundschaft? Und wer holt das ganze Fleisch vom Schlachthof? Und so weiter und so fort. Der Simmerl sagt, der Max muss das sowieso endlich mal lernen. Verantwortung zu übernehmen und so. Der Max ist der gemeinsame Sohn und ein echter Langweiler. Faul bis dorthinaus und jenseits aller fleischtechnischen Erfahrung, versteht sich. Aber der Simmerl sagt, der kann das. Außerdem wär da ja auch noch die Verkäuferin. Die braucht zwar einen Taschenrechner, um zwei Paar Wiener zu addieren, aber gut. Und ein befreundeter Metzger kommt einmal am Tag vorbei und bringt Lieferungen. Das wird ja wohl klappen, meint der Simmerl. Schließlich kann der Bub doch nicht ein Leben lang nix tun, oder?
Die Gisela möchte, dass ihr Gatte wenigstens zu ihr in die Pension zieht. Das will er aber auf gar keinen Fall. Nicht ums Verrecken. Freilich ist mir gleich klar, warum. Weil er |157| da nämlich am Abend nicht locker ein Tragerl Bier so einfach wegzischen kann. Da ist nämlich Schluss, nach sechs, acht Halben. Und das will er natürlich nicht, der Simmerl. Schließlich hat er ja Urlaub. Und muss nicht wie daheim mitten in der Nacht aufstehen. Drum also Bier und Wohnwagen statt Gisela und Pension. Das leuchtet ein. Und die Gisela trägt es mit Fassung.
»Die Susi wird sich vielleicht freuen, wenn sie euch sieht! Wann wollt ihr sie denn besuchen?«, will sie wissen.
»Wir wollen sie überhaupt nicht besuchen. Eigentlich will nur der Franz sie besuchen«, sagt der Papa.
Die Gisela freut sich. Schaut mich ganz warmherzig an und legt mir die Hand aufs Knie.
»Ich … wieso ich? Eigentlich hab ich geglaubt, ihr wollt euch drum kümmern. Weil ich das ja eh nicht hinkrieg«, sag ich jetzt so.
Die Gisela nimmt ihre Hand wieder weg. Nimmt die Hand weg und stemmt sie stattdessen in ihre Hüfte. Die andere übrigens auch. Das sieht nicht grad freundlich aus.
»Vielleicht sollten wir erst einmal schön zum Essen gehen und dabei einen Schlachtplan machen«, sagt der Flötzinger und stößt damit auf breites Einverständnis. Also wandern wir los.
Meine Pizza ist lecker, da gibt’s nix zu deuteln, obwohl der Moratschek hundertmal sagt, dass er und sein Weib eine Allergie gegen Meeresfrüchte haben und eitrige Wimmerl davon kriegen. Mir schmeckt’s jedenfalls einwandfrei. Allerdings ist man hier als leidenschaftlicher Biertrinker schon ziemlich aufgeschmissen. Weil du problemlos einen Liter Wein haben kannst für den Preis von einem winzigen Bier. Und da muss man sich halt dann entscheiden, gell. |158| Entweder wohlhabend nüchtern bleiben oder sich in den Ruin saufen. Die Stimmung ist trotzdem großartig.
Plötzlich klingelt mein Telefon, und die PI Landshut ist dran. Es gibt Neuigkeiten,
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