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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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gestapft. Sie hat auch Gepäck dabei. In jeder Hand ein Köfferchen, wie man es halt tragen kann, wenn man auf Kinderbeinen steht.
    »Wir fahren nach Italien!«, schreit sie zu mir rüber und wirft die Koffer in den Moratschek seinen alten V W-Bus .
    »Wer fährt nach Italien?«, schrei ich zurück und geh ihr mal entgegen. Irgendetwas stimmt hier nicht. Ist sie jetzt völlig durchgeknallt?
    Der Moratschek schlüpft aus der Tür seines Busses und hievt einige Gepäckstücke in den Innenraum.
    »Ich hab sie gefunden«, ruft der Papa von drinnen und kommt durch die Haustür zum Ort des Geschehens. Er hält etwas in Händen und wedelt damit. »Ich hab sie tatsächlich auch auf Kassette. Alle Beatles-Songs von A bis Z.   Was sagt man dazu?«
    Der Moratschek freut sich.
    Der Papa probiert die Funktionstüchtigkeit des Autorekorders aus. Er geht. Was für eine Freude.
    »Darf ich vielleicht einmal wissen, wer nach Italien fährt und zu welchem Zweck?«, frag ich den Papa.
    Der sitzt hinterm Lenkrad und sortiert haufenweise Kassetten.
    »Ja, wir halt. Der Moratschek, die Oma und ich«, sagt er. |150| »Weil irgendjemand wohl mal nach unserer Susi schauen muss. Und wenn du deinen Arsch nicht in die Höh kriegst, dann müssen wir es eben tun und aus.«
    »Genau«, sagt der Moratschek und zieht sich eine Prise hinter die Kiemen.
    »Und wer von euch beiden wird fahren?«, will ich noch wissen.
    »Ja, ich natürlich. Weil ja der Moratschek vor lauter Medikamenten gar nicht fahren darf, gell«, sagt der Papa.
    Er will fahren. Dass ich nicht lache. Da sind die ja an Weihnachten noch nicht einmal in Österreich. Aber was geht mich das überhaupt an? Hauptsache, keiner schläft in meinem Saustall. Sollen sie doch machen, was sie wollen.
    Dann kommt der Leopold über den Hof, stellt sich neben mich und legt den Arm um meine Schulter.
    »Na, was sagst du, Franz? Unsere Weltenbummler machen sich auf den Weg nach Italien. Und wir   … wir machen uns zusammen ein paar erstklassige Tage hier. Das wird großartig! Was sagst du?«
    Im Nullkommanix hab ich meine Sachen gepackt und hocke im V W-Bus . Weil: das würd mir grad noch fehlen, dass ich mir mit der alten Schleimsau eine schöne Woche mache. Danach gibt’s ein Abschiedstrara, das kann man gar nicht erzählen. Der Leopold drückt den Papa, als würd der zwei Jahre lang die Erde mit einem Spaceshuttle umkreisen. Schließlich steigen alle ein. Türen zu und los geht’s.
    »Du musst jeden Tag mit dem Ludwig eine große Runde gehen«, schrei ich grad noch aus dem Fenster. »Mindestens eine Stunde lang. Hast du kapiert?«
    Der Leopold nickt und winkt uns zum Abschied. Der Ludwig hockt beleidigt daneben. Er schaut mich noch nicht einmal an.
     
    |151| »Was habt’s ihr denn vor?«, fragt der Simmerl, gleich wie ich zur Tür reinkomm. Er schaut durch sein Metzgerfenster genau auf unsere kleine Reisegesellschaft.
    »Wir fahren nach Italien, wenn’s recht ist. Und jetzt machst mir noch ein paar schöne Leberkässemmeln, gell. Weil: wer weiß, bis wann wir wieder etwas Gescheites zum Essen kriegen.«
    Der Simmerl grinst, wie er mir den Beutel über den Tresen langt. Ein selbstgefälliges, überhebliches Grinsen, muss ich schon sagen.

|152| Kapitel 17
    Bis wir am Brenner sind, haben wir sechs Pinkelpausen eingelegt, alle Leberkässemmeln gegessen und leider auch zwei Beatleskassetten beim Luftzug durch das offene Fenster verloren. Der Papa ist sauer und besteht darauf, auszusteigen, um nach den verlorenen Schätzen zu suchen, und ich kann ihn nur mit Waffengewalt daran hindern. Danach redet er kein Wort mehr. Zumindest nicht mit mir. Mit der Oma auch nicht, weil’s bei der eh nix bringen tät. Zum Moratschek sagt er ein paarmal: »Dieses Arschloch«, und meint damit vermutlich mich. Aber jeder Mensch auf diesem Planeten hätte vollstes Verständnis für meine Handlung. Wenn man nämlich in einem alten V W-Bus mit Höchstgeschwindigkeit hundertzehn und drei Senioren über fünfhundert lange Kilometer vor sich hat und ständig dieses weinerliche Gedudel im Ohr, da bleibt einem nur dieser Ausweg: Fenster auf. Beatles raus. Da kann der Papa noch so wimmern.
     
    Es ist zehn nach zwei in der Nacht, wie wir den Gardasee erreichen. Bei meinen Reisegenossen ist Ruhe eingekehrt, wenn man einmal von dem Geschnarche absieht. Da ich beim besten Willen nicht weiß, wo wir hinwollen, und weil man um diese Uhrzeit sowieso keine Unterkunft mehr bekommt, fahr ich in Torbole auf den erstbesten Parkplatz

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