Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
italienischen Kollegen zu informieren.
In der Dämmerung wird das Tretboot gefunden, ganz in der Nähe von Gargnano und von einem Motorboot zurückgebracht. Die Herren Moratschek und Eberhofer Senior sind noch immer gut gelaunt, und ich glaub, auch ein bisschen verwirrt. Im Vergleich zu ihrem Sonnenbrand verblasst mein eigener zur Nichtigkeit.
Es gibt einige Formalitäten zu klären, und die Wirtin fungiert als Dolmetscher.
»Die zwei sind völlig zugekifft«, übersetzt sie abschließend die Worte des Kollegen. Ein bisschen grinst sie dabei.
»Ja«, sag ich, »deswegen bin ich ja hier«, und ziehe meinen Dienstausweis hervor. »Die zwei werden verhaftet und umgehend außer Landes gebracht.«
Die Wirtin übersetzt.
Der Kollege nickt.
Der Papa und der Moratschek schauen verwirrt.
Dann zahlen sie die horrende Nachgebühr an den Bootsverleiher und die noch horrendere Rettungsgebühr an die Wasserpolizei. Die Oma haut dem Papa gegen das Schienbein, und nicht einmal das entlockt ihm eine Gegenwehr.
|164| Kapitel 18
Abends hab ich weder Verlangen nach Flötzinger, Simmerl und Mätressen noch auf das singende Altenheim. Da aber Letzteres wohl das kleinere Übel ist, entscheid ich mich dafür. Umberto Tozzi hat die kleine Kantine fest im Griff. Man liegt sich in den Armen und singt lautstark mit. Der Papa raucht einen Joint. Gemeinsam mit der Wirtin, die auf seinem Schoß sitzt.
Ich bin fassungslos.
»Immer wieder erquicklich, so eine Orgie, gell«, sag ich gleich wie ich zum Tisch komm.
»Franz, entspann dich«, sagt der Papa. »Komm, setz dich her zu uns.«
Er schiebt mit dem Fuß einen Stuhl hervor, und die Wirtin erhebt sich und schenkt Wein ein.
»Eberhofer«, ruft jetzt der Moratschek übern Tisch. »Schön, dass Sie da sind. Waren S’ denn eigentlich schon einmal bei Ihrer Susi?«
»Genau«, sagt der Papa. »Warst du jetzt schon bei der Susi oder nicht?«
Die Wirtin platziert ihren üppigen Leib wieder auf seinem Ursprungsort und nimmt dem Papa den Joint aus dem Mund. Dann fangen die zwei an zu singen.
»Jetzt sind S’ doch einmal ein Mannsbild, Eberhofer«, sagt der Richter in meine Richtung und versenkt seinen Zinken in einer Gletscherprise. »Machen S’ nicht so ein Gestell. Wissen S’, ein bisschen Mut gehört schon auch zum Leben.«
|165| »So, so, ein bisschen Mut also«, sag ich und beug mich weit übern Tisch. »Dann können S’ jetzt gleich mal anfangen mit dem Mutigsein, Moratschek. Es war nämlich gar nicht der Küstner, der wo da im Auto verbrannt ist, gell. Ein ganz ein anderer war das. Nur dass Sie das wissen. So, und was ist jetzt von wegen Mut?«
Gleich wie ich es ausgesprochen hab, bereu ich es schon. Erst recht, wie ich dem Moratschek sein Gesicht seh. Erbärmlich. Ich geh dann mal lieber, bevor der Papa was merkt.
Beim Frühstück ist die Stimmung ziemlich hinüber. Sie wird auch nicht besser, wie der Simmerl kommt und verkündet, dass in seiner Metzgerei alles drunter und drüber geht. Er hat schon ein paar Anrufe von verärgerten Kunden erhalten, und vermutlich ist sein Max mit der Aufgabe wohl doch überfordert. Jetzt hat er beschlossen, dass die Gisela gleich nach dem Essen heimfährt.
Da hat er die Rechnung aber ohne sein Weib gemacht, muss ich schon sagen. Weil die nämlich plötzlich einmarschiert mit wehenden Fahnen und schreit:
»Aufbruch, Simmerl! Pack deine Siebensachen zusammen und mach dich vom Acker. Ich hab nämlich Urlaub, verdammt. Und es war überhaupt gar nicht ausgemacht, dass du nachkommst!«
Aber der Simmerl hockt sich bockig in seinen Campingstuhl und verschränkt die Arme vor der Brust.
Das Telefon vom Moratschek läutet. Er steht auf und geht ein paar Schritte den Kiesweg entlang.
»Gott-sei-Dank!«, können wir ihn hören. Wie er zurückkommt, verkündet er befreit, dass die Kollegen grad den Küstner verhaftet haben. In einer Großaktion. Mit SEK und Pipapo. Wenn das keine gute Nachricht ist.
|166| Genau in diesem Moment kommt der Super-Ritchi ums Eck und hat links und rechts eine Synchron-Tussi im Arm.
»Servus, Django«, flöten die Mädels zum Simmerl rüber. Das stimmt die Gisela auch nicht grade heiterer. Wie der Flötzinger die Gisela sieht, hat’s sich bei ihm auch ausgeheitert, und so gibt er seinem Gefolge je einen kleinen Klaps auf den strammen Hintern, und sie verschwinden dahin, woher sie gekommen sind.
»Du, Gisela«, sagt er ein bisschen verlegen. »Es ist nicht so, wie es ausschaut.«
»Ja, wie schaut es denn aus,
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