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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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zwei Stück an der Zahl, die da lauten: Erstens ist der tote Autodieb keineswegs der Küstner. Das hat ein zahnmedizinisches Gutachten glasklar ergeben. Zweitens muss der Moratschek jetzt beim Amtsarzt antanzen, wenn er nicht bald wieder seinen richterlichen Hammer schwingt. So sagt er das, der Kollege. Und er fragt, ob ich zufällig weiß, wo der Moratschek grad so rumhängt.
    Ich sag: »Genau mir vis-à-vis«, und mein Vis-à-vis starrt mich entgeistert an.
    »Wer war das?«, fragt er gleich nachdem ich aufgelegt hab.
    »Die Kollegen aus Landshut«, sag ich und schlürf an meiner Kaffeetasse, wo noch nicht mal mein Finger durch den Henkel passt.
    »Und was bitte schön wollten die werten Kollegen aus Landshut meinetwegen wissen?«, fragt er weiter und nimmt eine Prise.
    »Zum Amtsarzt müssen S’, Moratschek. Weil’s Ihren dienstlichen Pflichten nicht mehr nachkommen seit geraumer Zeit.«
    Das trübt seinen Frohsinn, fürcht ich. Der Papa legt ganz mitfühlend seinen Arm auf die juristische Schulter.
    »Was haben s’ denn schon wieder, die zwei?«, fragt die Oma und nippt an ihrem Rotwein. Ich verdreh nur die Augen, und sie tut es mir gleich.
    »Gibt’s sonst noch was Neues aus der Heimat?«, fragt der Richter mit zittriger Stimme. Ich schüttel den Kopf. Vom nicht erfolgten Verbrennungstod des Herrn Küstner sag ich lieber nix. Weil die Urlaubsstimmung sonst ja praktisch völlig dahin wär.
    |159| Nachdem ich die Oma ins Bett gebracht hab, treff ich mich mit den Herren Flötzinger und Simmerl in der dorfeigenen Disco. Allerhand los da. Der Simmerl steht schon am Tresen und hat einen Brustbeutel um den Hals. »Sparkasse Landshut« steht drauf. In Neongelb. Sehr chic, wirklich. Er gönnt sich ein Bier. Hat sich offenbar für den Ruin entschieden. Ich bestell mir einen Bardolino, der ist ganz lecker, vorausgesetzt, man schüttet ihn nicht in den Kragen wie Bier.
    Es ist eine Gruppe junger Frauen auf der Tanzfläche, und mitten darunter der Flötzinger. Dreht sich im Kreis und tanzt um sie herum, dass es schon direkt widerlich ist. Dann tanzt er auf uns zu.
    »Eine Synchronschwimmermannschaft aus Österreich«, sagt er und bestellt eine Runde Schnaps. Für das Weibsvolk, versteht sich. Er nimmt das volle Tablett und tänzelt zurück auf das Parkett. Der Simmerl und ich stehen am Tresen und betrachten das heitere Prosit.
    Ein Weilchen später kommt eines der Mädchen zu uns rüber und bestellt sich ein Wasser.
    »Seid ihr auch aus Landshut?«, will sie von uns wissen.
    Wir nicken. Weil es wahrscheinlich wenig Sinn macht, einer Österreicherin von der Existenz Niederkaltenkirchens zu berichten.
    »Fahrt’s ihr auch für den AC Landshut?«, fragt sie weiter.
    Ich weiß nicht, wovon sie spricht. Der Simmerl offenbar auch nicht. Wir schauen uns nur an.
    »Ihr seid’s doch mit dem Ritchi da, oder?«, fragt sie jetzt.
    Wer genau ist der Ritchi, denk ich mir so. Komm aber ziemlich schnell drauf, dass der Flötzinger wahrscheinlich nicht sagen wollte, dass er Ignatz heißt. Nicht bei so hübschen jungen Mädchen. Und vermutlich hat er auch nicht sagen mögen, dass er ein Gas-Wasser-Heizungs-Pfuscher |160| ist. Drum eben ein Rennfahrer. Das kommt immer gut an. Kann ich gut verstehen.
    Also nicke ich.
    »Wer genau ist der Ritchi?«, fragt jetzt der Simmerl. Sie schaut zuerst ihn an und dann mich, zuckt mit den Schultern, nimmt ihr Wasser und geht. Ich erzähl gleich dem Simmerl von meinem Verdacht. Er zieht eine Augenbraue hoch, trinkt sein Bier aus und bewegt sich ebenfalls auf die Tanzfläche.
    »Hey, Super-Ritchi! Ich bin’s, dein bester Freund Django«, schreit er dem Flötzinger entgegen. Und bis ich schau, hopst auch der Metzger völlig synchron zwischen den Weibern herum, dass der Sparkassen-Beutel nur so fliegt. Weil mir das zu blöd wird, trink ich aus und geh lieber noch mal zum Zeltplatz rüber. Mal schauen, was die Senioren machen.
    Auf dem Weg dorthin kommt mir der Luca Toni entgegen. Ich vermute mal, dass es nicht der echte ist, sondern vielmehr der von meiner Susi. Weil: soweit ich weiß, muss der eben direkt ein Abbild sein davon. Also, vom echten Luca Toni, mein ich. Ja, und dieses zweitklassige Duplikat kommt mir jetzt halt so entgegen. Und zwar mit Begleitung. Innigst umarmt. Ich kann natürlich gleich erkennen, dass es sich dabei nicht um die Susi handelt, und würd ihm drum gern eine aufs Maul hauen. Weil ich aber leider nicht absolut sicher bin, dass es nicht doch vielleicht der echte ist, lass ich

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