Schwer verliebt: Roman (German Edition)
jeden Fall schon vor dem Morgengrauen.«
»Gott«, sage ich.
Obwohl ich im Wohnheim nicht an Lindsay denken konnte, ohne dass mir übel wurde, habe ich jetzt keine Probleme, mein Sandwich zu essen. Vielleicht liegt es ja daran, dass ich echt Hunger habe.
Oder vielleicht liegt es auch an Coopers beruhigender Gegenwart. Die Liebe bewirkt vermutlich komische Sachen.
Da wir gerade von Liebe sprechen…
Mein Handy klingelt, und als ich es aus der Tasche ziehe, sehe ich, dass Jordan schon wieder versucht, mich zu erreichen. Hastig stecke ich es wieder in die Manteltasche.
Allerdings wohl nicht schnell genug.
»Anscheinend muss er dich dringend sprechen«, sagt Cooper freundlich. »Er hat auch zu Hause eine Nachricht hinterlassen.«
»Ich weiß«, erwidere ich verlegen. »Ich habe sie gehört.«
»Ach so.« Cooper blickt mich amüsiert an, zumindest zieht er die Mundwinkel leicht nach oben. »Und warum rufst du ihn nicht zurück?«
»Ach«, erwidere ich verärgert. Allerdings ärgere ich mich nicht über Cooper, sondern über seinen Bruder, der sich weigert zu akzeptieren, dass eine Trennung eine Trennung ist. Man ruft nicht ständig seine Ex an, vor allem nicht, wenn man mit jemand anderem verlobt ist. Das tut man einfach nicht.
Vermutlich hätte ich nicht mehr mit ihm schlafen dürfen. Mit Jordan, meine ich.
Aber im Ernst, es war doch nur ein einziges Mal, und außerdem auch noch in einem Augenblick absoluter Schwäche. Es wird mit Sicherheit nie wieder vorkommen.
Glaube ich jedenfalls.
Na ja, irgendwie ärgere ich mich auch ein bisschen über mich selber.
»Kanntest du sie denn?«, wechselt Cooper geschickt das Thema. Er merkt wahrscheinlich, dass es mich verlegen macht.
»Wen? Das tote Mädchen?« Ich trinke einen Schluck Yoo-Hoo. »Ja. Alle haben sie gekannt. Sie war sehr beliebt. Cheerleader.«
Cooper wirkt geschockt. »Ihr habt Cheerleader auf dem College?«
»Klar«, erwidere ich. »Die Mannschaft des New York College hat es letztes Jahr bis ins Finale geschafft.«
»Was für ein Finale?«
»Ich weiß nicht«, gebe ich zu. »Aber sie sind sehr stolz darauf. Vor allem Lindsay, das ist das tote Mädchen. Sie wollte Steuerberaterin werden, aber sie hat sich auch sehr für das schulische Leben engagiert. Sie …« Ich breche ab. Selbst Yoo-Hoo hilft hier nicht. »Cooper, wer macht so etwas? Und warum ?«
»Was weißt du denn über das Mädchen?«, fragt er. »Ich meine, abgesehen davon, dass sie Cheerleader war und Steuerberaterin werden wollte?«
Ich überlege. »Sie war mit einem der Basketballspieler zusammen«, sage ich nach einer Weile. »Ich glaube, er gehört zu den Verdächtigen, jedenfalls scheint Detective Canavan der Ansicht zu sein. Aber er hat es nicht getan. Das weiß ich einfach. Mark ist ein netter Junge. Er würde nie jemanden umbringen, und ganz bestimmt nicht seine Freundin. Vor allem nicht so .«
»Die Art und Weise kommt mir so …« Cooper zuckt mit den Schultern. »Sie kommt mir so übertrieben vor. So als ob der Mörder eine Warnung hinterlassen wollte.«
»Für wen denn?«, frage ich. »Für Jimmy, den Hilfskoch?«
»Wenn wir das wüssten«, erwidert Cooper, »dann könnten wir uns auch vorstellen, wer es getan hat. Und warum. Canavan hat Recht, dass er mit dem Freund anfängt. Ist er gut? Als Basketballspieler, meine ich.«
Ich werfe ihm einen verständnislosen Blick zu. »Coop. Wir sind dritte Liga. Wie gut kann er da sein?«
»Aber seit die Stiefmütterchen diesen neuen Trainer, diesen Andrews haben, spielen sie viel besser«, sagt Cooper mit dem Anflug eines Lächelns, vermutlich wegen meiner Ignoranz. »Sie fangen sogar an, die Spiele im Rundfunk zu übertragen. Natürlich nur lokal, aber immerhin. Im Hinblick auf die Ereignisse wird das Spiel morgen Abend doch sicher abgesagt werden, oder?«
Ich schnaube. »Machst du Witze? Wir spielen gegen die New Jersey East Devils zu Hause!«
Coopers Lächeln wird breiter, aber seine Stimme klingt kühl, als er fragt: »Man hat den Kopf eines Cheerleaders in der Cafeteria des Wohnheims gefunden, aber das Basketballspiel morgen Abend wird nicht abgesagt?«
»Heather Wells?« Eine Ärztin kommt aus der Notaufnahme, in der Hand ein Clipboard.
»Entschuldigung«, sage ich zu Cooper und laufe zu der Ärztin, die mir mitteilt, dass es Gavin schon wieder ganz gut geht und dass er entlassen werden kann, sobald er die notwendigen Formulare unterschrieben hat. Ich danke ihr und kehre zu Cooper zurück. Er ist bereits aufgestanden
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