Schwer verliebt: Roman (German Edition)
los.«
»Hey!«, sagt Gavin beleidigt. »Wer ist hier klein?«
Cooper nimmt Gavin kaum zur Kenntnis. »Bis heute Abend zu Hause«, sagt er augenzwinkernd zu mir und wendet sich zum Gehen.
»Zu Hause?« Gavin durchbohrt Coopers Rücken mit seinen Blicken. »Sie leben zusammen? Ich dachte, er wäre nicht Ihr Freund?«
»Er ist mein Vermieter«, sage ich. »Und er hat Recht. Du bist tatsächlich noch ein kleiner Junge. Können wir gehen? Oder sollen wir auf dem Rückweg noch am Spirituosenladen vorbeifahren, damit du dir eine Flasche Jägermeister holen kannst?«
»Warum mischen Sie sich eigentlich ständig in meine Angelegenheiten ein?« Gavin schüttelt den Kopf.
»Gavin.« Ich verdrehe die Augen. »Im Ernst, ich rufe deine Eltern an …«
Sofort wird er kleinlaut.
»Bitte nicht«, sagt er, und sein Ziegenbärtchen bebt. »Meine Mom bringt mich um.«
Seufzend ergreife ich ihn am Arm. »Na los, dann komm. Lass uns zusehen, dass wir nach Hause kommen, bevor es anfängt zu schneien. Hat die Ärztin dir ein Attest für den Unterricht geschrieben?«
Er verzieht finster das Gesicht. »Bei Alkoholvergiftung bekommt man keine Entschuldigung.«
»Armer Junge«, sage ich fröhlich. »Vielleicht hast du ja jetzt deine Lektion gelernt.«
»Sie brauchen mir nicht ständig zu sagen, was ich tun und lassen soll«, explodiert Gavin wieder.
Gemeinsam wandern wir durch die Kälte und streiten uns wie Bruder und Schwester. Zumindest finde ich, dass es sich so anhört.
Gavin denkt möglicherweise was ganz anderes.
5
»At the Gym«
Von Heather Wells
Der Rest des Tages vergeht zäh. Es ist wirklich erstaunlich, wie langsam die Zeit vergeht, wenn man nur daran denkt, endlich nach Hause gehen zu können.
Als ich aus dem Krankenhaus wieder nach Fisher Hall zurückkomme, hat man Lindsays Eltern schon von ihrem Tod unterrichtet, und das bedeutet, dass wir jetzt auch die Angestellten und die Studenten informieren können.
Das macht es jedoch nicht besser. Die Reaktionen auf die Wahrheit, dass nämlich die Cafeteria keineswegs wegen einer defekten Gasleitung geschlossen bleibt, sondern weil dort der abgetrennte Kopf eines Cheerleaders entdeckt
worden ist, reichen von Entsetzen bis zu Kichern, Weinen und sogar Würgen.
Aber wir hätten den Mord sowieso nicht geheim halten können, der lokale Fernsehsender, New York One, berichtet nämlich in den Nachrichten darüber. Tina, die Werkstudentin vom Empfang, kommt angelaufen, um uns Bescheid zu sagen. Sie dreht den Fernseher in der Lobby auf volle Lautstärke.
»Heute gab es auf dem Campus des New York College in einem der Wohnheime, Fisher Residence Hall, einen grausigen Fund«, sagt der Nachrichtensprecher mit bedeutungsschwerer Stimme, während hinter ihm ein Foto des Gebäudes eingeblendet wird. Über der Eingangstür flattern die Fahnen des New York College. Dort haben wir zusätzliche Wachtposten aufgestellt, um die Neugierigen und die Reporter abzuwimmeln, die sich auf dem Schachfeld auf der anderen Straßenseite drängen und die hartgesottenen Schachfans verärgern, die trotz der Kälte spielen wollten.
»Einige werden sich sicherlich noch daran erinnern, dass bereits im letzten Herbst in genau demselben Studentenwohnheim zwei junge Frauen ermordet wurden«, fährt der Nachrichtensprecher fort. »Seit dieser Tragödie wird das Wohnheim auch als Todestrakt bezeichnet.«
Ich werfe Tom einen Blick zu. Er presst die Lippen zusammen, sagt aber nichts. Der arme Kerl. Sein erster Job nach dem Examen, und dann gleich der Todestrakt. Ich meine, das Wohnheim.
»Heute Morgen nun machten die Angestellten der Cafeteria in der Fisher Hall eine weitere grausige Entdeckung: ein menschlicher Kopf in einem Topf auf dem Herd.«
Ein kollektives »Iiih« geht durch die Menge, die sich in
der Lobby versammelt hat. Tom schlägt stöhnend die Hände vors Gesicht. Pete, der Sicherheitsbeamte, sieht auch nicht gerade glücklich aus.
»Der Kopf, der von den trauernden Familienmitgliedern eindeutig identifiziert wurde, gehört zu Lindsay Combs, Studentin im zweiten Studienjahr und Cheerleader am New York College.« Jetzt erscheint ein Foto von Lindsay auf dem Bildschirm. Es zeigt sie an dem Abend, als sie zur Homecoming Queen gekrönt worden ist, und ihr Lächeln strahlt ebenso wie die Tiara, die auf ihren honigfarbenen Haaren sitzt. Sie trägt ein weißes Satinkleid und hält ein Dutzend rote Rosen im Arm. Jemand außerhalb des Fotos hatte ihr den Arm um die Schultern gelegt, und
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