Schwer verliebt: Roman (German Edition)
dem Spielfeld im Moment sowieso, deshalb schaut er zur Abwechslung mal mich an.
»Was ist los, Schätzchen?«, fragt er. »Habe ich es vermasselt?«
Ich komme mir idiotisch vor, weil ich mich so aufrege, kann es aber nicht ändern. »Es ist nur …«, sage ich, »mit Cooper, meinem Vermieter, ist es nicht ganz so einfach. Und wenn du einfach so aus heiterem Himmel auftauchst …«
»Er macht einen netten Eindruck auf mich«, sagt Dad und blickt zu Cooper hinüber. »Gescheit, lustig.« Grinsend fügt er hinzu: »Meinen Segen hast du.«
Irgendetwas in mir platzt. Hoffentlich ist es kein Aneurysma.
»Ich brauche deinen Segen nicht, Dad«, schreie ich ihn an. »Die letzten zwanzig Jahre bin ich sehr gut ohne ihn ausgekommen.«
Dad weicht erschreckt zurück.
Ich hätte nicht so laut werden sollen. Es ist ja nicht seine Schuld, wenn er glaubt, dass zwischen mir und Cooper etwas ist.
Schuldbewusst mäßige ich meinen Tonfall. »Es ist nicht so, wie du denkst. Zwischen Cooper und mir. Wir sind nur Freunde. Ich mache seine Buchhaltung.«
»Ich weiß«, sagt Dad. »Das hat er mir erzählt.«
Jetzt bin ich verwirrt. »Warum hast du denn dann gesagt, deinen Segen hätte ich? Es hat sich so angehört, als glaubtest du, wir seien ein Paar.«
»Nun, du bist doch in ihn verliebt, oder nicht?«, erwidert Dad. »Es steht dir doch im Gesicht geschrieben. Ihn kannst du ja vielleicht täuschen, aber doch nicht deinen alten Vater. So hast du schon mit neun Jahren ausgesehen, wenn dieser Scott Baio im Fernsehen kam.«
Ich starre ihn an. Dann merke ich, dass mir der Mund
offen steht, und klappe ihn zu. »Dad«, sage ich, »setz dich neben Cooper. Ich bin gleich wieder da.«
»Wohin gehst du?«, will Dad wissen.
»Ich hole Nachos«, erwidere ich.
Mit weichen Knien mache ich mich auf den Weg.
14
»Ballad of the Ex«
Von Heather Wells
Die Anlage des Winer-Sportkomplexes ist mir nicht völlig unbekannt. Ich habe letztes Semester dort an einem fünfundzwanzig Dollar teuren, sechsmonatigen Aerobic-Kurs teilgenommen. Einmal bin ich sogar dort gewesen.
Leider war mir bald schon klar, dass am New York College nur dünne Mädchen in Aerobic-Kurse gehen und dass kräftiger gebaute junge Damen wie ich zum Beispiel ganz hinten stehen mussen, damit die elfenhaften Dinger den Lehrer überhaupt sehen können. Ich sah dann in der hintersten Reihe nur noch einen Wald von dünnen Ärmchen, die eifrig geschwenkt wurden.
Nach der ersten Stunde gab ich es auf. Meine fünfundzwanzig Dollar wollten sie mir allerdings nicht zurückgeben.
Immerhin machte der Kurs mich mit dem Sportcenter vertraut, sodass ich jetzt, in der Halbzeit, tief im Innern des Gebäudes, eine Damentoilette finde, vor der keine kilometerlange Schlange steht. Als ich mir danach die Hände wasche, mich im Spiegel betrachte und mir überlege, ob ich einfach der Natur ihren Lauf lassen und meine Haare wieder nachdunkeln lassen sollte, rauscht eine Spülung und Kimberly Watkins in weißgoldenem Pullover und Faltenrock kommt aus einer Kabine. Ihre rotgeränderten Augen – ja, definitiv rotgerändert, und zwar vom Weinen – weiten sich, als sie mich sieht.
»Oh«, sagt sie und bleibt stehen. »Sie.«
»Hi, Kimberly«, sage ich. Auch ich bin überrascht, sie zu sehen. Ich hatte geglaubt, die Cheerleader hätten eine extra VIP-Toilette.
Aber vielleicht ist das ja auch so, und Kimberly hat sich nur hierhin zurückgezogen, um in Ruhe weinen zu können.
Sie hat sich rasch gefangen und stellt sich an das Waschbecken neben mich, um sich die Hände zu waschen.
»Gefällt Ihnen das Spiel?«, fragt sie. Sie glaubt anscheinend, es fiele mir nicht auf, dass ihre Wimperntusche vom Weinen ganz verschmiert ist.
»Klar«, erwidere ich.
»Ich wusste gar nicht, dass Sie ein Fan sind«, sagt sie.
»Bin ich eigentlich auch nicht«, gebe ich zu. »Wir müssen heute Abend teilnehmen, um allen zu zeigen, dass Fisher Hall keineswegs der Todestrakt ist.«
»Oh«, sagt Kimberly. Sie dreht das Wasser ab und greift zur gleichen Zeit wie ich nach den Papiertüchern.
»Bitte«, sagt sie und lässt mir den Vortritt.
Während ich mir die Hände abtrockne, sage ich: »Ach
übrigens, Kimberly, ich habe heute Doug Winer einen kurzen Besuch abgestattet.«
Kimberly reißt die Augen auf und vergisst völlig, dass ihre Hände tropfnass sind. »Wirklich? «
»Ja.«
»Warum? «, fragt sie mit ersterbender Stimme. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Lindsays durchgeknallte Zimmergenossin
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