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Schwer verliebt: Roman (German Edition)

Schwer verliebt: Roman (German Edition)

Titel: Schwer verliebt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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ich und lege Mantel und Schal ab.
    Niemand antwortet. Aber ich rieche etwas Ungewöhnliches. Es dauert ein wenig, bis ich den Duft einordnen kann. Dann merke ich, warum das so ist: Es ist eine Kerze. Cooper und ich haben es nicht so mit Kerzen. Cooper, weil er ein Mann ist, und ich, weil es in Fisher Hall schon so oft gebrannt hat, dass ich Angst habe, ich könnte vergessen, die Kerze zu löschen, und ebenfalls einen Brand zu verursachen.
    Warum hat also jemand in diesem Haus eine Kerze angezündet?
    Der Geruch kommt von oben, nicht aus dem Wohnzimmer oder aus der Küche und auch nicht aus Coopers Arbeitszimmer. Er kommt von oben, wo Cooper schläft.
    Es trifft mich wie ein Hammer. Anscheinend ist Cooper zu Hause und hat jemanden bei sich.
    In seinem Zimmer.
    Mit Kerzen.
    Das kann nur eines bedeuten: Er ist mit einer Frau zusammen.
    Natürlich. Deshalb konnte er nicht im Präsidium auf mich warten und musste Frank und Patty anrufen! Er hat ein Date!
    Ich bleibe unten an der Treppe stehen und überlege, warum mich diese Erkenntnis so aus der Fassung bringt. Ich meine, schließlich weiß Cooper ja nicht, dass ich in ihn verliebt bin. Warum soll er sich also nicht mit anderen Frauen treffen? Dass er es bis jetzt noch nicht getan hat, seit ich eingezogen bin – er hat jedenfalls noch nie eine mit nach Hause gebracht –, bedeutet ja noch lange nicht, dass er es nicht tun kann oder darf.
    Eigentlich haben wir über Gäste, die über Nacht bleiben,
nie gesprochen. Die Frage hat sich einfach nie gestellt.
    Bis jetzt.
    Na ja, und? Eine Frau schläft bei ihm. Das hat doch nicht das Geringste mit mir zu tun. Ich werde jetzt leise in den zweiten Stock schleichen und zu Bett gehen. Warum sollte ich denn klopfen und ihn fragen, wie es ihm geht? Obwohl ich ja schrecklich gerne wüsste, wie sie aussieht. Cooper hat in seiner Familie den Ruf, immer superintelligente, unglaublich schöne, ja, fast exotische Frauen zu haben. Also Gehirnchirurginnen, die früher Model waren, so etwas in der Art.
    Selbst wenn ich glaubte, in romantischer Hinsicht eine Chance bei Cooper zu haben, dürfte ein Blick auf seine zahlreichen Exfrauen genügen, um mich zu kurieren. Ich meine, welcher Mann möchte schon eine ausgelutschte Expopsängerin, die jetzt als stellvertretende Wohnheimleiterin arbeitet und Jeans in vorgetäuschter Größe 8 oder vielleicht auch 10 trägt, wenn er eine Ärztin haben könnte, die früher einmal Miss Delaware war?
    Ja, genau. Niemand. Es sei denn, die Ärztin ist todlangweilig. Und kann Ella Fitzgerald nicht leiden (ich kenne alle ihre Songs auswendig). Vielleicht ist sie auch nicht so warmherzig und lustig wie ich …
    Hör auf. Hör auf .
    So leise wie möglich schleiche ich die Treppe zum zweiten Stockwerk hinauf, neben mir keucht Lucy, als mir etwas Seltsames auffällt. Die Tür zu Coopers Schlafzimmer steht offen, aber es ist kein Licht an. Wohingegen die Tür zum Gästezimmer auf der anderen Seite des Flurs offen steht, und es ist Licht an, und dieses Licht flackert. Wie eine Kerzenflamme.
    Wer um Himmels willen könnte mit einer Kerze in unserem Gästezimmer sein?
    »Hallo?«, sage ich noch einmal. Denn wenn Cooper seine Freundin im Gästezimmer beglückt, dann ist es sein Problem, wenn ich hereinplatze. Sein Zimmer ist mir heilig, ich habe mich noch nie getraut, hineinzugehen, zumal er dort auch so selten anzutreffen ist. Außerdem jagt mir tausend Dollar teure Bettwäsche Angst ein.
    Aber das Gästezimmer?
    Die Tür ist nur leicht angelehnt, ist also eigentlich offen. Ich stoße sie ein wenig weiter auf und sage zum dritten Mal: »Hallo …?«
    … und dann schreie ich laut auf, als ich meinen Vater in der Position des abwärtsschauenden Hundes sehe.

16

     
    Untitled
Von Heather Wells
     
     
    »Ich finde Yoga äußerst entspannend«, erklärt Dad. »Im Lager habe ich es jeden Morgen und jeden Abend gemacht. Es wirkt außerordentlich verjüngend.«
    Es hört sich merkwürdig an, dass mein Vater das Gefängnis als Lager bezeichnet, vor allem während er Yoga macht.
    »Dad«, sage ich, »kannst du mal eine Minute lang aufhören und mit mir reden?«
    »Ja, natürlich, Liebling«, sagt mein Vater und springt auf.
    Ich fasse es nicht. Er ist ganz offensichtlich eingezogen. Sein Koffer liegt offen und leer am Fenster. Seine Schuhe stehen ordentlich wie beim Militär vor der Kommode. Auf dem antiken Schreibtisch befindet sich neben einem Stapel Papier auch eine Schreibmaschine – eine Schreibmaschine!
Er trägt

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