Schwer verliebt: Roman (German Edition)
Zeitung.
»Deine Mutter ist eine reizende Person, Heather«, wirft Dad ein und legt zwei Spiegeleier und ein wenig Speck auf einen Teller. »Nur eben morgens nicht. So wie du. Hier.« Er reicht mir den Teller. »So hast du dein Frühstück als kleines Mädchen immer gerne gemocht. Hoffentlich ist das immer noch so.«
Ich blicke auf den Teller. Er hat die Eier so arrangiert, dass sie die Augen bilden und der Speck den lächelnden Mund, so wie er es in meiner Kindheit immer gemacht hat.
Am liebsten würde ich in Tränen ausbrechen.
Verdammt. Warum tut er mir das an?
»Ja, gut, danke«, murmele ich und setze mich an den Küchentisch.
»So«, sagt Cooper und senkt endlich die Zeitung, »dann ist ja jetzt alles geklärt. Heather, dein Dad wird eine Zeitlang bei uns bleiben, bis er weiß, wie es weitergeht. Und das ist auch gut so, denn ich kann Hilfe gebrauchen. Ich habe mehr zu tun, als ich allein bewältigen kann, und dein Dad verfügt genau über die Qualitäten, die ich bei einem Assistenten brauche.«
»Er kann sich unsichtbar machen«, sage ich und widme mich einem Streifen Speck, der im Übrigen köstlich ist. Und ich bin nicht die Einzige, die so denkt. Lucy, die an der Hintertür gekratzt hat und von Dad wieder hereingelassen worden ist, kaut ebenfalls glücklich auf einem Streifen, den ich ihr unter dem Tisch zugesteckt habe.
»Genau«, sagt Cooper, »eine Fähigkeit, die man nicht unterschätzen sollte, wenn man als Privatdetektiv arbeitet.«
Das Telefon klingelt. Dad sagt: »Ich gehe schon dran«, und verlässt die Küche.
Kaum ist er weg, sagt Cooper in einem völlig anderen Tonfall: »Hör mal, wenn es für dich ein Problem bedeutet, dann besorge ich ihm woanders ein Zimmer. Ich wusste nicht, dass zwischen euch so viel… Unausgesprochenes … ist. Ich dachte, es wäre gut für dich.«
Ich starre ihn an. »Gut für mich? Wie kann es gut für mich sein, wenn mein gerade aus dem Gefängnis entlassener Vater bei mir wohnt?«
»Na ja, ich weiß nicht.« Cooper windet sich unbehaglich. »Es ist nur… du hast ja keinen.«
»Du ja auch nicht«, entgegne ich bissig.
»Aber ich brauche niemanden«, sagt er.
»Ich auch nicht«, erwidere ich.
»Heather«, sagt er. »Doch. In deiner Familie ist niemand
gestorben, hat dir sein Stadthaus hinterlassen und dich reich und unabhängig gemacht. Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber dreiundzwanzigtausend Dollar im Jahr sind ein Witz in Manhattan. Du brauchst so viel Freunde und Familie, wie du kriegen kannst.«
»Sogar Knastbrüder?«, frage ich.
»Hör mal«, sagt Cooper, »dein Dad ist äußerst intelligent. Ich bin sicher, er fällt schon wieder auf die Füße. Und dann bist du sicher gerne in seiner Nähe, und wenn auch nur, damit er dir ein bisschen Geld zukommen lässt. Wenigstens die Studiengebühren schuldet er dir.«
»Ich brauche keine Studiengebühren«, erwidere ich. »Sie sind mir erlassen worden, weil ich da arbeite, erinnerst du dich?«
»Ja«, sagt Cooper. Er klingt so, als zwinge er sich, geduldig zu sein. »Aber du müsstest dort nicht arbeiten, wenn dein Dad dein Schulgeld bezahlen würde.«
Ich blinzele verwirrt. »Du meinst, ich soll meinen Job aufgeben?«
»Wenn du wirklich ein Examen machen willst, ja.« Er trinkt einen Schluck Kaffee.
Was er sagt, klingt vernünftig, aber ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, nicht in Fisher Hall zu arbeiten. Ich bin zwar erst seit etwas über einem halben Jahr da, aber es kommt mir so vor, als hätte ich mein ganzes Leben lang nichts anderes gemacht. Der Gedanke, nicht jeden Tag dorthin zu gehen, kommt mir komisch vor.
Empfindet das jeder so, der in einem Büro arbeitet? Oder liegt es daran, dass ich meinen Job mag?
»Na ja«, sage ich und blicke kläglich auf meinen Teller. Meinen leeren Teller. »Vermutlich hast du Recht. Ich … ich habe nur das Gefühl, ich nehme deine Gastfreundschaft
sowieso schon über Gebühr in Anspruch. Ich will nicht, dass du jetzt auch noch von meiner Familie ausgesaugt wirst.«
»Das lass mal meine Sorge sein«, sagt Cooper trocken. »Ich kann schon auf mich selber aufpassen. Und außerdem nimmst du überhaupt nichts in Anspruch. Meine Buchhaltung war noch nie so gut in Ordnung. Die Rechnungen gehen endlich pünktlich raus, und sie sind auch noch akkurat. Deshalb verstehe ich auch gar nicht, warum du einen Mathe-Aufbaukurs machen musst, wo du so gut …«
Ich keuche auf, als ich Mathe-Aufbaukurs höre, weil mir plötzlich etwas einfällt. »O
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