Schwere Wetter
durchführen.«
»Das verstehen Sie
nicht.« Malmström war die Erleichterung darüber anzusehen, dass ihm diese
Argumentation eingefallen war.
»Doch«, entgegnete
Lüder, fischte eine Visitenkarte aus der Jacke und legte sie vor Malmström auf
die Tischplatte. Dann wies er mit dem Zeigefinger auf seinen Namen. »Sehen Sie? Dr. Lüders. Das bekommen Sie nicht geschenkt.«
Es wirkte, auch
wenn Lüder unerwähnt ließ, dass er in Jurisprudenz promoviert hatte.
»In diesen Dingen
steckt das ganze Wissen unseres Unternehmens. Das ist unser Kapital. Während
andere Betriebe Lager voll Ware produzieren oder ihre Erfindungen patentieren
lassen, gibt es für unsere Entwicklungen keinen Rechtsschutz. Deshalb sind wir
so vorsichtig.«
»Ihre Mitarbeiter
kennen immer nur kleine Module? Niemand hat den Gesamtüberblick?«
Malmström nickte
müde.
»Nein«, sagte
Lüder mit Entschiedenheit. »Sie haben Mitarbeiter, die den Gesamtüberblick
haben. Und das ist hochriskant. In erster Linie für das Unternehmen. Wenn die
Mitarbeiter ausfallen oder, was noch schlimmer ist, ihr Wissen mitnehmen zur
Konkurrenz, ist das eine Katastrophe für Sie. Was ist, wenn die Mitarbeiter
wirklich loyal sind und durch kriminelle Energie der Gegenseite zum Verrat
gezwungen werden? Das Risiko ist in beiden Fällen sehr hoch. Es wäre nicht das
erste Mal, dass zum Erhalt eines Unternehmens und seiner Geheimnisse gemordet
wird. Und besonders widerwärtig klingt es, wenn der Täter hinterher als
Begründung anführt, es ginge um den Erhalt der Arbeitsplätze.«
Malmström winkte
ab. »Was wissen Sie denn.«
»Ich arbeite
daran, mein Wissen stetig zu verbessern. Und nun möchte ich mit Mahmud
al-Rahman sprechen.«
Malmström schoss
in die Höhe. »Was?« Er schrie fast.
»Habe ich mich
undeutlich ausgedrückt?«
»Ja … aber …
Der kann Ihnen doch nichts sagen.«
»Das würde ich
gern selbst herausfinden.«
»Haben Sie eine
Vorstellung, was der Mann pro Stunde kostet?«
»Marc Wullenweber
und Dustin McCormick würden bestimmt einen Ein-Euro-Job annehmen, wenn es sie
wieder lebendig machen würde.« Lüder stand auf. »Sie müssen sich nicht bemühen.
Ich kenne den Weg.«
»Sie können doch
nicht einfach …«, protestierte Malmström.
Lüder lächelte.
»Yes.
I can« , sagte
er, als er den Raum verließ. Und das, ohne Präsident der USA zu sein, ergänzte er im Stillen.
Er hörte in seinem
Rücken, wie Malmström aufsprang und ihm folgte. Lüder spürte, wie der Schwede
den Saum seines Sakkos packte und ihn festhielt. Er drehte sich um und trat
dicht an Malmström heran.
»Hab ich das eben
geträumt?«
Malmström ließ die
Schultern sinken. Er hatte resigniert.
»Hi«, grüßte
Lüder, als er in das Zimmer ging, in dem Wu Zang Tian und Mahmud al-Rahman vor
einem Bildschirm saßen und miteinander diskutierten. Beide unterbrachen abrupt
ihr Gespräch und sahen auf, als Lüder eintrat.
»Mein Name ist
Lüders. Ich komme von der Kieler Polizei und würde mich gern mit Ihnen
unterhalten«, sagte er und sah den Araber an.
Al-Rahman musterte
ihn aus großen dunklen Augen. Es war ein ruhiger Blick ohne das kurzzeitige
Erschrecken, das Menschen zuweilen überkam, wenn die Polizei sie ansprach.
»Es ist jetzt
ungünstig«, sagte er. »Wir sind mitten in einer schwierigen Definition. Da
stört jede Unterbrechung.«
»Es gibt Dinge,
die sind von höherer Priorität als das noch so drängende Projekt«, erwiderte
Lüder und sah Wu Zang Tian an. »Würden Sie uns einen Moment allein lassen?«
Der Chinese
erwiderte Lüders Blick ohne jede sichtbare Regung. »Mein Partner hat Ihnen
erklärt, dass es im Augenblick nicht passt.«
Ȇberlassen Sie
mir die Feststellung, ob der Moment passend ist. Sie werden Ihre Arbeit, so
wichtig sie auch sein mag, für einen Moment unterbrechen müssen. Bitte!«,
setzte Lüder mit Nachdruck hinzu.
»Okay«, sagte
al-Rahman und zwinkerte Wu Zang Tian zu. Zu Lüder gewandt ergänzte er: »Fünf
Minuten.«
Der Chinese
verließ den Raum, und Lüder schloss hinter ihm die Tür. Dann sah er sich im
Büro um. »Werden wir hier überwacht? Oder ist es Ihnen gleich?«
»Was wollen Sie?«,
erwiderte al-Rahman, ohne auf Lüders Frage einzugehen.
»Sie haben in
Deutschland Mathematik studiert. Sehr erfolgreich. Sogar außerordentlich. Haben
Sie vor hierzubleiben? Womöglich gar die deutsche Staatsangehörigkeit zu
erwerben?«
»Warum wollen Sie
das wissen?«
»Wir interessieren
uns für alles, was in
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