Schwere Wetter
müssen die Ermittlungen weiter vorangeschritten sein.
Wir müssen schließlich wissen, wer dort getötet wurde. Das würde die Suche nach
dem Mörder vereinfachen.«
»Bei welcher
Institution können wir das Verfahren beschleunigen?«, fragte die Frau vom
Konsulat, ohne auf Lüders Einwand einzugehen.
»Erfüllen Sie
unsere Bitte um Informationen. Vielleicht ist es hilfreich, wenn sich
Angehörige des Opfers bei uns melden.«
»Die Formalitäten
laufen über das Generalkonsulat«, erklärte die Frau.
Sie beendeten das
Gespräch ohne Ergebnis.
Warum verweigerten
die Amerikaner jegliche Angabe zur Identität des Toten?, fragte sich Lüder. Es
passte zu dessen eigentümlichem Auftreten in Deutschland. McCormick war nicht
als Student hier gewesen, auch wenn er sich als solcher ausgegeben hatte. Sein
ganzes Verhalten und das Bemühen, keine Spuren zu hinterlassen, waren viel zu
auffällig. Andererseits wirkte das alles nicht sehr professionell. Wenn hinter
seiner Mission eine Behörde oder ein Geheimdienst stecken würde, hätte man ihm
eine bessere Legende verschafft. Mit Sicherheit würde man in Amerika deutsche
Dienststellen nicht für so naiv halten, dass sie nicht sehr schnell auf das
mysteriöse Drumherum stoßen würden.
Diese Überlegungen
führten Lüder aber nicht weiter. Er hatte immer noch keinen Hinweis auf die
wahre Identität des Amerikaners gefunden. Offenbar waren andere erfolgreicher
gewesen. Seine Mörder. Warum hatte man McCormick auf eine Weise ermordet, die
an Waterboarding erinnerte? Es war naheliegend, eine den Islamisten
nahestehende Organisation zu verdächtigen. Die hätten aber, wenn die Art der
Tatausführung Symbolcharakter haben sollte, ihr Opfer leiden lassen und es
nicht zuvor mit Propofol betäubt.
Profikillern kam
es auf den Erfolg ihrer Arbeit an, nicht darauf, dem Opfer Schmerzen zuzufügen.
Steckten hinter der Aktion eventuell doch andere, die eine falsche Fährte legen
wollten? Zumindest waren die Aktionen der Gegenseite so geschickt angelegt,
dass es Lüder bisher an einem konkreten Ansatzpunkt mangelte.
Die Wurzeln lagen
irgendwo im undurchsichtigen Dschungel des weltweiten Netzes, in der für
Außenstehende schwer zu durchschauenden Welt der Computer und ihrer Experten.
Und wir mischen
munter mit, überlegte Lüder. Hatten eventuell die regen, über die Grenzen
Schleswig-Holsteins hinaus bekannten Datenschützer des Landeszentrums etwas
gefunden, dessen Geheimhaltung für die Leute hinter den Kulissen so bedeutend
war, dass sie dafür auch vor Mord nicht zurückschreckten?
Lüder versuchte,
mehr Informationen über die schwedische Mutter der »global data framework«
herauszufinden. Zunächst rief er die Homepage der Unternehmensgruppe auf. Dort
präsentierte man sich als innovatives Unternehmen mit Spitzen-Know-how auf dem
Gebiet der Informationstechnologie und der weltweiten Aktivitäten. Man hatte
Tochtergesellschaften in zahlreichen Ländern der Welt, unter anderem in den USA , Deutschland, England, Spanien, aber auch in
Libyen, Indonesien und China.
Lüder stutzte.
Die chinesische
Niederlassung befand sich in Zhengzhou, einer Stadt mit dreieinhalb Millionen
Einwohnern, die zwar eine bedeutende Industriestadt war, aber nicht als
technologisches Zentrum des Reichs der Mitte galt.
Indonesien war das
bevölkerungsreichste Land aus dem Bereich der vom Islam geprägten Länder. Und
Libyen? Niemand konnte derzeit etwas über den nachrevolutionären Zustand des
Landes sagen. Und welcher Mitteleuropäer vermochte zu entscheiden, ob ein Mann
wie Mahmud al-Rahman wirklich aus Jordanien stammte? Und mit Wu Zang Tian war
ein Mitarbeiter mit chinesischen Wurzeln bei »global data framework«
beschäftigt. Andererseits waren beide mit ihrer Legende vom Verfassungsschutz
geprüft worden.
Er konzentrierte
sich wieder auf den Internetauftritt. Die Gestaltung war professionell und
beeindruckend. »Global data framework« hatte beim Webdesign nicht gespart.
Lüder las die gesamte Darstellung mehrfach. Er war kein IT -Experte,
so verstand er nicht, womit sich das Unternehmen beschäftigte.
Zum Vergleich
suchte er im Internet deutsche Anbieter. Dort gab es klare Aussagen dazu,
welche Angebote die Firmen unterbreiteten, über welches Wissen sie verfügten
und auf welchen Gebieten sie ihren Kunden ihre Dienste anbieten konnten. Das
fehlte bei »global data framework«. Lüder erschien die Darstellung zu global.
Nomen est omen, dachte er. Es wirkte so, als wenn ein Mercedes sich
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