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Schwerelos

Schwerelos

Titel: Schwerelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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Lieblingrichtig verstehen und frisieren» ihr Buch fast komplett abgeschrieben hatte.
    Mir persönlich fehlt ja sowieso der Zugang zu Pudeln und deren Besitzern. Es reicht mir völlig, an meinen eigenen Haaren zu verzweifeln, und ganz generell sind mir Tiere mit Frisuren suspekt. Ich mag auch keine Hunde, die im Winter warm angezogen werden müssen und beim Kacken aussehen, als würden sie sich ekeln.
    Mir sind zwar keine statistischen Untersuchungen bekannt, aber ich könnte wetten, dass die meisten Pudelfrauchen keinen Mann und die meisten Mopsmütter kein Kind haben. So haben sie trotzdem jemanden, den sie herumkommandieren, zum Frisör schicken und ihrem Geschmack entsprechend anziehen können.
    «Du glücklicher Pudel» flog jedenfalls aus dem Programm. Wir brauchten auf die Schnelle ein neues Buch – und ich hatte eines! Der Verlagsleitung verkaufte ich «Hauptsache Liebe?» in einer Blitzaktion als überaus seriöse und wissenschaftlich abgesicherte Abhandlung eines angesehenen Akademikers.
    Als die ersten gedruckten Exemplare im Verlag rumgingen, musste ich mir täglich neue Drohungen der Kern anhören, und Dr.   Stegele bestellte mich in sein Büro, um mir persönlich eine Abmahnung zu überreichen.
    Eine Kollegin legte mir nahe, doch möglichst schnell schwanger zu werden und drei Jahre in Erziehungsurlaub zu verschwinden. Dann sei ich wenigstens unkündbar und könne mich in aller Ruhe nach etwas Neuem umsehen.
    Trotz des Aufruhrs wurde «Hauptsache Liebe?» nicht aus dem Programm genommen. Ich hatte dem Buch einen prominenten Platz in der Vorschau gegeben, und es gab bereitsetliche Journalisten, die nach Vorabdrucken und Interviews fragten.
    «Hauptsache Liebe?» erschien vor anderthalb Jahren. Das Buch stand sechs Monate auf Platz eins der «Spiegel»-Best sellerliste und ist bis heute unter den ersten zehn. Mittlerweile haben mehr als eineinhalb Millionen Käufer die Widmung auf der ersten Seite gelesen: «Den wichtigsten Frauen meines Lebens: meiner Mutter Thea Conradi, meiner Frau Gabriele und meiner mutigen Entdeckerin und Lektorin Rosemarie Goldhausen».
    Seither vergeht kein Tag, an dem mein Verleger mich nicht ausgiebig und freundlich grüßt.

«Hurra, hurra, die Schule brennt!» 

    Ich habe eine Gehaltserhöhung bekommen, ein Einzelbüro mit Blick auf die Alster und zwei Angebote von anderen Verlagen. Und ich habe gerade so gar keine Lust, das alles gegen Kindergeld und einen Platz am Wickeltisch einzutauschen.
    Ich muss sagen, dass mein eigener Erfolg mich nicht ganz kaltgelassen hat. So was wirkt ja wie Botox von innen.
    Nicht dass ich mir das Zeug schon jemals unter die Haut hätte spritzen lassen, aber ich muss zugeben, in meinem Leben häufen sich die Momente, wo ich anfange, über umfassendere Renovierungsarbeiten an meinem Körper nachzudenken.
    Die frühen Morgenstunden sind in dieser Hinsicht sehr unschön und entmutigend. Wenn man die dreißig hinter sich gelassen hat, tut man gut daran, wichtige Termine auf den sehr späten Vormittag zu legen, um dem eigenen Gesicht genügend Zeit zu geben, sich zu entrunzeln und daran zu erinnern, dass irgendwo unter dieser alten Haut auch noch ein paar Bindegewebszellen stecken, die gefälligst allmählich ihren Dienst anzutreten haben.
    In der «Gala» habe ich neulich einen Satz von Jennifer Lopez gelesen. «Ich denke jeden Morgen: O Gott, wie schrecklich sehe ich aus! Im Bad brauche ich trotzdem nur zehnMinuten.» Das sagt ausgerechnet jemand, der mit seinem Arsch Maßstäbe gesetzt und den Verkauf von Po-Implantaten angekurbelt hat.
    Ich brauche im Bad auch nur zehn Minuten – und zwar immer dann, wenn ich weiß, dass ich an diesem Tag die Wohnung ganz sicher nicht verlassen werde. Die Jahre, in denen man nur mit einer leicht getönten Tagescreme im Gesicht aus dem Haus huschen konnte, gehören definitiv der Vergangenheit an. Es sei denn, man möchte bei jeder Gelegenheit gefragt werden, ob man sich nicht wohl fühle oder es nicht besser sei, einen Arzt hinzuzuziehen.
    Für die ganz harten Tage – zu viel getrunken, schlecht geschlafen, Wecker überhört und dann mit Puls hundertachtzig hochgeschreckt und ins Büro gerannt – habe ich mir ein Make-up besorgt, mit dem üblicherweise Narben abgedeckt werden. Ich denke, diese Spachtelmasse würde selbst den Herren Prochnow und Semmelrogge zu einem ebenmäßigen Teint verhelfen. Fällt allerdings Sonnenlicht auf mein Gesicht, sehe ich aus, als hätte ich mir eine dieser dicken Gummimasken

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