Schwert und Laute
Anna kichernd. »Colin und du, ihr seid miserable Kartenspieler, und euer Vater macht sich das einfach nur zunutze.«
Die junge Frau erhob sich und schlang die Arme um den Hals ihres Mannes.
»Und ein schlechter Lügner bist du noch dazu«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Bist du ganz sicher, dass du zurückgekommen bist, weil du Angst hattest, beim Kartenspiel dein Hemd zu verlieren?«
»Vielleicht auch nicht«, antwortete er leise und strich ihr mit seinen eiskalten Fingern über die Wange, so dass sie erschauerte. »Schläft Coll schon?«
»Mhhh«, gab die junge Frau zurück, »und der junge MacIvor ist ausgegangen. Er wollte den alten Archibald zu einer Revanche am Schachbrett herausfordern. Du führst nicht zufällig etwas im Schilde?«
»Kann schon sein, dass ich den unwiderstehlichen Drang fühle, mich meiner Rechte an meiner süßen Gattin zu versichern. Wir sind schon viel zu lange nicht mehr allein gewesen ... Ihr würde ich mein letztes Hemd gern überlassen.«
Er hob seine Frau hoch und trug sie auf seinen Armen zu ihrem Lager, das von einem Wandschirm verdeckt wurde. Dann löste er den breiten Ledergürtel, der sein Plaid hielt. Das Kleidungsstück glitt raschelnd zu Boden. Anschließend zog er sein Hemd aus, das er in eine Ecke des Zimmers schleuderte.
Mit besitzergreifendem Blick nahm Anna die körperlichen Vorzüge ihres Mannes in Augenschein. Seine Muskeln traten bei jeder Bewegung unter der Haut hervor, und sein Körper wirkte wie aus Granit gemeißelt.
Liam kam zu seiner Frau aufs Bett. Vor Ungeduld nestelten seine Finger ungeschickt an den Schnüren ihres Mieders. Dann folgten der Rock und die Unterröcke. Als sie endlich ihres Unterkleids entledigt war, gab sie sich den Händen des hünenhaften
Highlanders hin, die es verstanden, bei ihr ebenso sanft und zärtlich zu sein, wie sie hart und gnadenlos mit dem Feind umspringen konnten.
»Anna, grian ’nam speur, tha thu mar teine dohm, Sonne meines Himmels, du bist mein Feuer«, stöhnte Liam und nahm sie mit einem Stoß seiner Lenden in Besitz.
»Tha gaol agam ort, ich liebe dich...«, flüsterte die Frau und krallte die Fingernägel in seine eisenharten Schultern.
Sie schlang die Beine um Liams Hüften und biss sich auf die Lippen, um ein lustvolles Seufzen zu unterdrücken.
Einige Minuten später sank Liam schwer atmend und schweißbedeckt neben Anna nieder. Schweigend blieben sie so liegen und warteten darauf, dass ihre Körper sich wieder beruhigten und zu ihrem normalen Rhythmus zurückkehrten.
Zärtlich strich Liam seiner Frau über die Rundung ihrer Brüste. Seine Hand fuhr leicht über ihr Gesicht. Er betrachtete sie im Schein der Flammen, die das Zimmer schwach erhellten. Anna schmiegte sich an ihn und zog die Decke über ihre nackten Körper. Liam vergrub die Nase in ihrem goldblonden Haar und sog ihren Duft genießerisch ein. Er liebte ihren süßlichen Geruch, der nach der Liebe immer etwas herber wirkte.
Doch heute wurde sein Glück durch einen Schatten getrübt. Er war besorgt. Etwas stimmte nicht. Captain Campbell hatte ihnen mitgeteilt, er werde am nächsten Tag mit seinen Truppen abrücken. Das Regiment sollte sich zum Glengarry-Tal begeben, um gegen diejenigen Macdonalds anzutreten, die ihren Treueid gegenüber König William II. anscheinend immer noch nicht geleistet hatten. Doch nachdem Captain Drummond ihm heute Abend eine eilige Nachricht aus Fort William überbracht hatte, war Campbell außerordentlich nervös geworden. Liam hatte den Captain aufmerksam beobachtet, während er die Nachricht gelesen hatte. Campbells Miene war regungslos geblieben, aber auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet. Sorgsam hatte er das Papier zusammengefaltet und es dann mit zittriger Hand in die Tasche seiner scharlachroten Weste gesteckt. Die Szene hatte sich am frühen Abend bei Macdonald von Inverrigan abgespielt,
kurz bevor Liam zu seinem Vater gegangen war, um dort seinen Abend zu beschließen. Campbell war ein Fuchs von der übelsten Sorte; man konnte ihm kein Vertrauen schenken. Instinktiv stellte sich bei Liam Argwohn ein...
Er hatte Campbells Blick bemerkt, den dieser unauffällig den beiden Söhnen von MacIain, John und Alasdair, zugeworfen hatte, nachdem er den Befehl gelesen hatte. Im Nachhinein fand er jetzt, dass er besser mit seinen Cousins über seine Besorgnis gesprochen hätte, aber andererseits hatte er Anna das Versprechen gegeben, nicht zu lange fortzubleiben. Alasdairs Frau war Campbells Nichte,
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