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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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hauchte sie und strich mit einem Finger über die pausbäckige Wange des Kleinen.
    Langsam richtete sie sich auf und kehrte zu ihrem Platz an der Feuerstelle zurück, um ihre Flickarbeit an einem Hemd ihres
Mannes zu beenden. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. Ihr war bange, weil Liam immer noch nicht zurückgekehrt war. Draußen hatte der Wind aufgefrischt, und im Kamin tobte und jaulte es. Sie sorgte sich nicht ernstlich um ihn, aber seit die Soldaten vom Argyle-Regiment im Tal einquartiert waren, spürte sie ein eigenartiges Unbehagen und blieb nicht gern allzu lang allein.
    Das Regiment war vor etwa dreizehn Tagen aufgetaucht und hatte Obdach für seine Soldaten erbeten. »Fort William ist überbelegt«, hatte Captain Robert Campbell gegenüber John Macdonald erklärt, dem ältesten Sohn des Clanchefs. Der Anführer selbst, Alasdair MacIain Abrach Macdonald, hatte die Männer überaus gastfreundlich empfangen, wie es sich unter Highlandern gehörte. Fast alle Talbewohner beherbergten jetzt einen oder mehrere Soldaten unter ihrem Dach und teilten Brot, Fleisch und Whisky mit ihnen.
    Die Einwohner waren über dieses Eindringen in ihr normales Leben nicht besonders erfreut gewesen und hatten sich bei ihrem Anführer beklagt. Doch MacIain hatte sie beruhigt und daran erinnert, dass die Regeln der Gastfreundschaft in den Highlands unverletzlich waren und Gast und Gastgeber gleichermaßen banden. Schließlich seien zwei Drittel der Soldaten Highlander, die dies gewiss zu respektieren wüssten.
    Und so trommelte seit zwei Wochen jeden Tag beim Morgengrauen ein Grenadier zum Morgenappell, dass es nur so durch das ganze Tal hallte. Sein Trommelwirbel wurde von immer neuen abgelöst, die wie eine Woge durch das Tal brachen, von Invercoe bis nach Achtriochtan.
    Das Wetter war für einen Februar besonders mild gewesen, und so konnten die Soldaten jeden Vormittag ihre Militärübungen durchführen. Die Kinder hatte diese Parade von Uniformen mit ihren scharlachroten Rockschößen fasziniert. Die Soldaten drehten sich in einem Wirbel aus Rot und Gelb um ihre Achse, knallten die Absätze auf den gefrorenen Boden und schwangen ihre Waffen im Takt zu den gebrüllten Befehlen der Offiziere.
    Nachmittags traten die rivalisierenden Clans zum noblen Wettstreit an, maßen sich in Ringkämpfen und warfen um die
Wette Baumstämme und Steinbrocken. Sie hatten Shinty 1 gespielt, ein besonders in den Highlands geschätztes Spiel, bei dem es wild zuging, und Wettbewerbe im Bogenschießen abgehalten, bei denen aber höchstens der Stolz des einen oder anderen verletzt wurde und nach Rache verlangte. Schließlich war jeder Tag unter fröhlichen Tänzen ausgeklungen, und die Musik der Dudelsäcke und Geigen hatte die kühle spätnachmittägliche Luft erfüllt.
    Am Abend hatten sie an den Torffeuern der Hütten ihre Wunden – jedenfalls die körperlichen Blessuren – geleckt und sich den Whisky geteilt. Die düsteren Tartan-Farben der Campbells vermischten sich dort freundschaftlich mit den helleren Nuancen der Macdonalds. Gelächter, scherzhafte Herausforderungen und das Klappern der Würfel hatten die verqualmten Häuser erfüllt. Auf die alten Legenden aus den Tälern folgten schlüpfrige Balladen. Nur die Lowlander aus dem Tiefland blieben bei dieser erzwungenen Verbrüderung außen vor, wenngleich man ihnen mit Respekt begegnete.
    Trotz jahrhundertelangen Blutvergießens, welches zwischen den Campbells und den Macdonalds tiefe Gräben aufgerissen hatte, schien im Augenblick eine kurze Waffenruhe zwischen ihnen eingetreten zu sein.

    Die Tür wurde mit einem lauten Ruck geöffnet. Ein Mann von stattlicher Statur stürzte herein, begleitet von einem Schwall eiskalter Luft. Das schlechte Wetter verfluchend, schloss er eilig die Tür hinter sich.
    »Schon lange hatten wir keine Kälte mehr, die dermaßen bis in die Knochen dringt«, brummte er und rieb sich die Hände, um sie zu wärmen. »Ich fürchte, ein Sturm zieht auf.«
    Der Mann lächelte seine Frau an und ging dann zu ihr, nachdem er seine Stiefel aus gekochtem und geöltem Leder ausgezogen hatte. Ein Schmunzeln umspielte seine Mundwinkel.
    »Ich bin zurückgekommen, um nicht am Ende noch mein Hemd zu verlieren. Mein Vater hat beim Kartenspiel jede einzelne
Partie gewonnen. Der alte Halunke war drauf und dran, seinen beiden Söhnen ihre gesamte Habe abzunehmen. Ich bin mir sicher, dass er schummelt.«
    »Liam, wann wirst du endlich den Tatsachen ins Gesicht sehen?« , entgegnete

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