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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Bewusstsein. Er sah sich um: Das Dorf Achnacone brannte. Dicke schwarze Rauchsäulen, die im grauen Licht der ersten Morgendämmerung deutlich zu erkennen waren, nahmen ihnen den Atem und brannten in ihren Lungen. Das ganze Tal, sein ganzes Leben, ging in Feuer und Blut unter.
    »Sie brennen alles nieder«, stieß er hervor. »Sie wollen uns ausrotten wie gemeine Ratten.«
    Sein Blick kehrte zu seiner Schwester zurück, die sich, geschüttelt von heftigen Krämpfen, zu seinen Füßen krümmte. Er vermochte das hässliche Bild des Soldaten, der ihr Gewalt angetan hatte, nicht zu verbannen. Liam ging mit sich selbst ins Gericht, weil er nichts getan hatte, um das zu verhindern. Und dann sein Vater, niedergestreckt wie ein Hund... Dumpfe Wut stieg in ihm auf und verlieh ihm die Kraft zum Weitergehen. Er zwang Ginny aufzustehen, obwohl sie protestierte. Er legte einen Arm um ihre Taille, um sie aufrecht zu halten.
    Während sie sich mühsam einen Weg durch den tiefen Schnee bahnten, wandten seine Gedanken sich Anna und Coll zu. Sein Zorn verzehnfachte sich bei der Vorstellung, dass Anna möglicherweise das Gleiche widerfahren war wie seiner Schwester. Wo die beiden wohl in diesem Moment sein mochten? Hatten sie in den Bergen eine sichere Zuflucht gefunden?
    Nach einstündiger Wanderung suchte Liam einen provisorischen Schutz unter einem Felsüberhang, damit Ginny sich etwas ausruhen konnte, ehe sie den Anstieg wieder aufnahmen. Unter ihnen erstreckte sich ein unheimliches Panorama. Das ganze Tal, von Invercoe bis Achtriochtan, lag unter einer dicken schwarzen Rauchdecke. Die donnernden Musketenschüsse und die Schreie, die zu ihnen drangen, jagten ihnen Schauer über den Rücken. Ginny weinte an Liams Schulter, doch seine Züge wirkten wie versteinert, während er erloschenen Blickes auf seine verlorene Heimat starrte.
    »Sag Adam, dass es mir leid tut, Liam«, flüsterte sie und verzog vor Schmerz das Gesicht.
    »Was meinst du? Du kannst nichts dazu, Ginny, es war nicht deine Schuld. Ich habe...«
    »Pssst!«, unterbrach sie ihn und legte einen eiskalten Finger
auf die Lippen ihres Bruders. »Du hättest auch nichts tun können. Das Kind... Ich glaube, ich werde es verlieren, Liam ...«
    Sie hielt sich den gerundeten Bauch und beugte sich stöhnend vor. Bohrende Schmerzen malträtierten ihren Unterleib, und dann spürte sie, wie ein heißer Schwall aus ihrem Körper herausbrach und zwischen ihren Schenkeln hinunterlief. Ihr Stöhnen wurde zu einem Schmerzensschrei, und der Schnee zu ihren Füßen färbte sich rot. Entsetzt sah Liam zu, wie die Blutlache unter den Röcken seiner Schwester immer größer wurde. Sie war totenbleich geworden und umklammerte seinen Arm so fest, dass ihre Fingernägel sich in seine Haut bohrten.
    »Ginny, nein!«, schrie Liam erschrocken.
    Er legte sie auf den Boden und verfluchte sich, weil er seinen Umhang nicht mehr hatte, mit dem er sie hätte zudecken können. Ginny zitterte, sie versuchte, ihm etwas zu sagen, brachte es aber nicht über die vor Kälte blau angelaufenen Lippen. Liam löste sein Plaid und legte es über sie.
    »Bleib bei mir, Gin, bleib bei mir!«, rief er und rieb panisch die starren Hände seiner Schwester.
    Mit dem Ärmel wischte er sich die Augen. Er hätte später nicht sagen können, wie lange er dort ausharrte und versuchte, Ginnys reglosen Körper zu wärmen. Verstört blickte er auf seine Schwester hinunter und schlug ihren Rock hoch, um damit ihr Gesicht zu bedecken.
    »Tha mir duilich, mo phiuthar «, flüsterte er. Es tut mir so leid, Schwester.
    Ginny... Sein Vater... Warum? Persönliche Rache? Barber hatte behauptet, eine Rechnung mit seinem Vater offen zu haben... Nein, das musste er missverstanden haben. Wegen einer lange zurückliegenden Vergewaltigung hätten die Soldaten das Tal nicht mit Feuer und Schwert verheert! Sein Blick richtete sich ins Leere; und er sah wieder das Gesicht seines Vaters vor sich, siegesbewusst und vor Vergnügen rot angelaufen, nachdem er ihn zum dritten Mal hintereinander beim Kartenspiel geschlagen hatte, und Ginny, die ihn liebevoll neckte und ihm noch ein dram Whisky einschenkte. Das war erst ein paar Stunden her, und jetzt dieses Gemetzel ... Wie viele Highlander wohl tot waren? Das Tal
zählte etwas mehr als dreihundert Seelen, doch wie viele würden in dieser Kälte überleben? Er sagte sich, dass er träumen musste, dass er nur einen furchtbaren Albtraum erlebte.
    Liam erinnerte sich an MacIvors düstere Miene. Der junge

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