Schwerter und Eiszauber
abschließenden Dröhnen gegen die Schwelle.
Fafhrd hob einen Finger an die Nase und sagte mit schiefem Lächeln: »Ich dachte schon, das Ding hätte mir die Nasenspitze abgeschlagen. Kein sehr liebevoller Empfang.«
Mutig sagte der Mausling: »Ich bin froh, daß sie uns abgewiesen haben. Ehrlich – es wäre zu kurz hintereinander gewesen, richtig langweilig. Gehen wir weiter auf Mädchenjagd!«
Vorbei an den stummen Flammen in bronzenen Händen kehrten sie zur zweiten der beiden geschlossenen Türen zurück. Sie öffnete sich auf eine Berührung hin und gab den Blick frei auf ein anderes Doppelzimmer und darin Reetha und Kreeshkra, ebenfalls Liebchen der beiden Helden, die sie noch vor wenigen Monaten am See der Ungeheuer gesucht hatten, ehe sie im Schattenland gefangen wurden und nur knapp nach Lankhmar entkommen konnten. Links saß Reetha im gedämpften Sonnenschein auf einer Couch aus sorgfältig poliertem dunklen Holz, sie war splitterfasernackt. Mehr als das, der Mausling stellte fest, daß sie ihrer Gewohnheit treu geblieben war, die aus ihrer Zeit als Sklavin bei einem pingeligen Herrn stammte, und sich den ganzen Körper sorgfältig rasiert hatte, sogar über den Augen. Ihr kahler Schädel, den sie lauschend neigte, hatte eine perfekte Form, und der Mausling spürte süße Lust in sich aufsteigen. An ihren zarten Busen drückte sie ein ausgemergelt wirkendes, doch ruhiges Tier, in dem der Mausling plötzlich eine Katze erkannte, haarlos bis auf die Schnauzhaare im maskenhaften Gesicht.
Rechts erstreckte sich ein glatter Kieselstrand und dahinter eine Wasserfläche, in der sich Schlangen mit weißen Schnauzbärten tummelten – der See der Ungeheuer. Angestrahlt von einem Lagerfeuer saß hier seine geliebte Kreeshkra und wirkte noch nackter als Reetha. Sie hätte den gewöhnlichen Betrachter sehr beunruhigen können (war sie doch nicht mehr als ein auf aristokratische Weise hübsches Skelett), doch die Flammen des nahen Feuers ließen auf den angenehm gerundeten Oberflächen ihres durchsichtigen Fleisches blauen Widerschein aufleuchten.
»Warum bist du gekommen, Mausling!« rief Reetha tadelnd. »Es gefällt mir hier in Eevamarensee, wo alle Menschen (wie auch unsere Haustiere) von Natur aus so haarlos sind wie ich durch tägliche Mühen. Ich liebe dich noch immer sehr, aber wir können nicht zusammenleben und dürfen uns nicht wiedersehen. Dies ist der Ort, an den ich wirklich gehöre.«
Auf gleiche Weise wandte sich die kühne Kreeshkra an Fafhrd: »Mensch aus Lehm, hinfort! Ich habe dich einmal geliebt. Jetzt bin ich wieder ein Ghul. Vielleicht in späterer Zukunft ... Doch für jetzt – verschwinde!«
Nur gut, daß weder Fafhrd noch der Mausling über die Schwelle getreten waren, denn bei diesen Worten knallte auch diese Tür vor ihnen herab und ließ sich nicht mehr öffnen. Fafhrd verzichtete darauf, gegen das Holz zu treten.
»Weißt du, Mausling«, sagte er nachdenklich. »Wir haben in unserem Leben seltsame Liebschaften gehabt. Aber stets höchst interessante«, fügte er hastig hinzu.
»Komm weiter, weiter!« sagte der Mausling mürrisch. »Es gibt im Meer noch andere Fische zu fangen.«
Die verbleibende Tür ließ sich ebenfalls leicht öffnen, auch wenn Fafhrd nur ganz vorsichtig dagegen drückte. Diesmal jedoch kam keine Überraschung in Sicht, vor den beiden lag ein langer dunkler Raum, in dem es keine Personen oder Einrichtung zu sehen gab, nur eine zweite Tür am anderen Ende. Die einzige Besonderheit bestand darin, daß die rechte Wand grünlich schimmerte. Die beiden Helden gingen mit steigender Zuversicht weiter. Nach einigen Schritten merkten sie, daß die schimmernde Wand eine dicke Kristallfläche war, die hellgrünes, leicht milchiges Wasser umschloß; während sie im Weitergehen hinschauten, schwammen mit gelassenen Bewegungen zwei wunderhübsche Wassernixen herbei; eine hatte langes blondes Haar, das sich hinter ihr bewegte wie goldener Tang, und trug ein eng wirkendes weitmaschiges goldenes Netzgewand, die andere hatte kurzes dunkles Haar, das von einer gezackten Silberkrone geteilt wurde. Die beiden kamen so nahe, daß man die langsam pulsierenden Kiemen am Hals sehen konnte, die in die geneigten, leicht schuppigen Schultern übergingen, und weiter unten am Körper die diskreten Organe, die der weit verbreiteten und durch manchen üblen Witz gestützten Ansicht widersprachen, daß ein Mann eine Frau nicht voll genießen kann, wenn sie keine zwei Beine besitzt (dabei
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