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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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braucht man sich nur zwei sich liebende Schlangen anzuschauen). Die beiden schwammen noch näher heran, die verträumten Augen auf unsere Freunde gerichtet, und der Mausling und Fafhrd erkannten die beiden Königinnen des Meeres, die sie vor einigen Jahren umarmt hatten, während sie von ihrem Boot Schwarzer Schatzsucher aus getaucht waren.
    Was die weiten Fischaugen erblickten, schien die Meeresjungfrauen nicht zu freuen, denn die schnitten Grimassen und zogen sich mit heftigen Bewegungen der langen Flossenschwänze von der Kristallwand tiefer in das grüne Wasser zurück, das sich infolge der schnellen Bewegungen noch mehr trübte, bis sie schließlich gar nicht mehr zu sehen waren.
    Fafhrd hob die Augenbrauen und wandte sich an den Mausling: »Du hast da eben von anderen Fischen im Meer gesprochen?«
    Der Mausling runzelte kurz die Stirn und ging weiter. Fafhrd folgte ihm und brummte dabei verwirrt vor sich hin: »Du hast gemeint, es könne sich um einen Geheimtempel handeln, mein Freund. Aber wenn das so ist, wo sind dann die Helfer, Priester und Gläubigen, wenn man einmal von uns absieht?«
    »Kommt mir eher wie ein Museum vor – Szenen eines vergangenen Lebens. Und ein Aquarium noch dazu«, antwortete sein Gefährte über die Schulter.
    »Ich habe mir so meine Gedanken gemacht«, fuhr Fafhrd fort und ging schneller. »Wir haben hier schon viel weitere Strecken zurückgelegt, als eigentlich auf das Gelände hinter dem Silbernen Aal passen. Was hat man hier denn errichtet – oder dort?«
    Der Mausling ging durch die Tür auf der anderen Seite, Fafhrd war dicht hinter ihm.
     
    Im Götterland fauchte Kos: »Die beiden nehmen das zu leicht. Oh, beim Donnerschlag!«
    Mog sagte hastig: »Sei unbesorgt, mein Freund. Wir haben sie bereits in die Flucht geschlagen. Sie tun nur noch so, als ob. Wir ermüden sie Schritt um Schritt, bis sie auf den Knien rutschen und uns um Gnade anflehen. Auf diese Weise haben wir mehr Spaß daran.«
    »Nicht so laut, ihr beiden!« rief Issek schrill und schwenkte die abgeknickten Gelenke. »Ich hole zwei weitere Mädchen.«
    Diese und andere heftige Gesten und lauten Ausrufe und die erfreuten, wenn auch angespannten Gesichter ließen erkennen, daß die drei zusammenhockenden Götter etwas Interessantes in Gang gebracht hatten. Von überallher kamen Gottheiten näher, groß und klein, barock und klassisch, scheußlich und wunderschön; sie schlenderten herbei und machten Bemerkungen und schauten zu. Das Götterland ist wahrhaft überbevölkert, ein Slum, und das nur wegen der perversen Lust der Menschen nach Vielschichtigkeit. Bei den dicht gedrängt lebenden Göttern gab es Gerüchte, über andere und (scheußlicher Gedanke!) überlegene Götter, womöglich unsichtbar, die auf einer anderen und (o weh!) höheren Ebene geräumigere Quartiere genossen und die (unvorstellbare Teufelei!) sogar Gedanken lesen konnten; aber was Genaues wußte man nicht.
    Issek rief in ekstatischer Erregung: »Da, da, die Bühne ist bereit! Jetzt wollen wir das nächste verlockende Paar suchen. Mog, hilf mir! Du mußt deinen Teil dazu tun!«
     
    Der Graue Mausling und Fafhrd hatten das Gefühl, in das geheimnisvolle Reich von Quarmall versetzt worden zu sein, in dem sie eines ihrer phantastischsten Abenteuer erlebt hatten. Der nächste Raum schien eine Höhle in gewachsenem Felsgestein zu sein, der man durch mühselige Meißelarbeit die Form eines Zimmers gegeben hatte. Hinter einem Tisch, gefüllt mit Pergamenten und Schriftrollen, Tintenfässern und Schreibfedern, saßen die beiden verführerischen Sklavinnen, die sie vor der Monotonie und den Qualen der Höhlenwelt gerettet hatten: die schlanke Ivivis, geschmeidig wie eine Schlange, und die angenehm mollige, leichtfüßige Friska. Die beiden Männer waren erleichtert und erfreut, diesen beiden vertrauten und geliebten Mädchen gegenüberzustehen.
    Dann sahen sie, daß der Raum Fenster hatte, durch die plötzlich Sonnenschein drang (als habe sich eine Wolke verflüchtigt), und nicht aus Felsgestein bestand, sondern aus aufgeschichteten Mauersteinen, und daß die Mädchen keine knappe Sklavenkleidung trugen, sondern nüchterne und doch kostbare Roben, während ihre Gesichter ernst und selbstbewußt aussahen.
    Ivivis blickte fragend, doch sofort mißbilligend zum Mausling empor: »Was tust du hier, Gestalt meiner unterdrückten Vergangenheit? Gewiß, du hast mich aus dem üblen Quarmall gerettet. Dafür habe ich dich mit der Liebe meines Körpers bezahlt.

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