Schwerter und Eiszauber
voller Schönheit. Für sie stahl ich Ohmphals errötende Fingerspitzen«, flüsterte der Mausling verwirrt. »Und inzwischen hat sie sich noch haufenweise neue Edelsteine besorgt.«
»Und das ist ihre Zofe Freg, die kein bißchen älter aussieht«, flüsterte Fafhrd in traumschwerem Staunen.
»Aber was macht sie hier im Diebeshaus?« beharrte der Mausling mit heiserem Flüstern. »Frauen ist der Zutritt doch verboten. Als wäre sie der Großmeister der Zunft ... die Großmeisterin ... Göttin ... angebetet ... Ist denn die Diebeszunft auf den Kopf gestellt ... ist ganz Nehwon von innen nach außen gekehrt ...?«
Ivlis musterte sie über die Köpfe ihrer knienden Anhänger hinweg. Sie kniff die grünen Augen zusammen. Beiläufig hob sie die Finger an die Lippen, dann ließ sie sie zweimal zur Seite zucken als Hinweis an den Mausling, daß er stumm in diese Richtung gehen und nicht zurückkehren sollte.
Mit einem langsamen, wenig freundlichen Lächeln machte Freg dasselbe Zeichen in Fafhrds Richtung, ihre Geste fiel womöglich noch beiläufiger aus, als summe sie währenddessen in einem Chor mit. Die beiden Männer gehorchten, doch schauten sie sehnsüchtig zurück, so daß sie plötzlich voller Überraschung, beinahe angstvoll zusammenzuckend feststellen mußten, blind in einen Raum aus kostbaren Hölzern getreten zu sein, verziert mit feinen Schnitzereien und mit Türen links und rechts. An der Tür, die dem Mausling am nächsten war, stand ein taufrisches junges Mädchen mit boshaftem Blick, gehüllt in eine grüne Robe aus flauschigem Tuch, das schwarze Haar feucht. Auf Fafhrds Seite standen zwei schlanke Blondinen, die in unsicherer Fröhlichkeit lächelten und die weiten schwarzen Kapuzen und Roben der lankhmarischen Nonnen trugen. Im üblen Griff ihres Alptraums erkannten die Freunde, daß sie sich hier im Gartenhaus von Herzog Danius befanden und geplagt wurden von ihren frühesten und intimsten Freundinnen, rücksichtslos aus der Asche heraufgerufen, zu der Zauberin Sheelba das Häuschen verbrannt hatte, und profanerweise ausgestattet mit all den kleinen Dingen, die Zauberer Ningauble magischerweise daraus hatte verschwinden lassen, um sie in alle vier Winde zu verstreuen; und daß die drei Schönen der Nacht Ivmiss Ovartamortes waren, Nichte von Karstak gleichen Namens, des damaligen Oberherrn von Lankhmar, und Fralek und Froh, identische Zwillingstöchter des vom Tode gezeichneten Herzogs – drei ungebärdige Wesen der Dunkelheit, an die sie sich verzweifelt gewandt hatten, nachdem sie sogar die Gespenster ihrer wahren Geliebten im Schattenland verloren hatten. Fafhrd sagte sich in hektischer Betriebsamkeit lautlos auf: »Fralek und Fro und Freg, Friska und Frix – unter welchem ›Fr‹-Zauber stehe ich da?«, während dem Mausling auf ähnliche Weise durch den Kopf ging: »Ivlis, Ivmiss, Ivivis (zwei Iv's – und sogar in Hisvet gibt's ein Iv) – was sind das für Mädchenwesen des Iv ...?«
(Nahe dem Lebenspol schufteten die Götter Mog, Issek und Kos, was das Zeug hergab: sie riefen laut, wenn sie wieder Mädchen entdeckt hatten, mit denen sie ihre untreuen Anbeter quälen konnten. Die Horde der Zuschauer ringsum war inzwischen erheblich gewachsen.)
Im nächsten Augenblick fiel dem Mausling schaudernd ein, daß er bei seinen Mädchenwesen des ›Iv‹ das Erzmädchen von allen noch gar nicht berücksichtigt hatte, die blonde Ivrian, die im Reich des Todes für immer verloren war. Und Fafhrd erbebte auf gleiche Weise. Und die Wesen der Nacht, von denen sie flankiert waren, zogen Schmollmünder und sahen sie abweisend an, und sie wurden förmlich in die Mitte eines Zeltes aus weinroter Seide katapultiert, vor dessen reglosen Falten sich der flache Horizont des Schattenlandes erstreckte.
Die hübsche graugesichtige Vlana spuckte Fafhrd voll ins Gesicht und sagte: »Ich habe versichert, daß ich das tun würde, wenn du zurückkämst.« Die blonde Ivrian jedoch musterte den Mausling lediglich, ohne eine Regung zu zeigen oder auch nur ein Wort zu äußern.
Und plötzlich waren sie wieder im fackelerleuchteten Korridor, durch den sie weniger eilten als geeilt wurden, und der Mausling beneidete Fafhrd um den Speichel des Todes, der ihm über die Wange rann. Und Mädchen zuckten vorbei wie Gespenster, doch sie achteten nicht weiter darauf – Mara aus Fafhrds Jugend, Atya, die Tyaa anbetete, die rehäugige Hrenlet, Ahura aus Seleucia und viele weitere – bis sie von jener absoluten Verzweiflung
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