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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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erfüllt waren, die sich ergibt, wenn man nicht nur von einer oder zwei Geliebten abgewiesen wird, sondern von allen. Allein die Unfairness der Situation genügte, um einem Mann den Lebenswillen zu nehmen.
    In den vorbeiwirbelnden Bildern verharrte eine kurze Szene: Alyx die Einbrecherin in scharlachroten Roben und der rubinbesetzten goldenen Tiara eines Glaubens aus dem Osten, und vor ihr kniete, kostümiert als Schreiberin Schwarzlilie, die mädchenhafte Buhlerin des Mauslings aus seinen Verbrechertagen und sagte im Singsang: »Papa, der heidnische Kerl, der Verfall der Zivilisation«, und die verkleidete Hohepriesterin verkündete: »Alle Menschen sind Feinde.«
    Beinahe wären Fafhrd und der Mausling auf die Knie gefallen und hätten zu allen Göttern gebetet, die sie von dieser Qual hätten erlösen können. Doch irgendwie taten sie es nicht, und urplötzlich befanden sie sich auf der Wohlfeilen Straße, nahe der Kreuzung zur Straße der Handwerker, und bogen in einen dunklen Eingang, Frauen folgend, deren Rücken ihnen verlockend bekannt vorkam, und gingen hinter den beiden über eine schmale Treppe, die ein Stockwerk hinaufführte, dermaßen verzerrt, daß ihre verrückte Verwerfung noch absurder erschien.
    Im Götterland lehnte sich Mog energisch zurück, atmete heftig aus und sagte: »Na bitte, damit hätten wir sie!«, während Issek sich ebenfalls ausstreckte (soweit das seine verkrümmten Fuß- und Handgelenke gestatteten) und sagte: »Mann, die Menschen wissen nicht zu schätzen, was wir Götter tun, welche Mühe das Spatzenbeobachten macht!« Die zuschauenden Götter begannen sich zu verlaufen.
    Kos aber war noch stirnrunzelnd auf seine Aufgabe konzentriert, so sehr, daß er den Schmerz in seinen kurzen, stämmigen Schenkeln nicht spürte, weil er zu lange mit untergeschlagenen Beinen gesessen hatte. »Halt!« rief er jetzt. »Da sind noch zwei, eine gewisse Nemia der Abenddämmerung und eine Augen von Ogo, Frauen von laxer Moral und außerdem Nutznießerinnen gestohlenen Diebsguts – oh, das ist böse!«
    Issek lachte erschöpft: »Ach, laß es gut sein, lieber Kos. Die beiden hatte ich gleich zu Beginn von der Liste genommen. Sie sind die liebsten Feinde unserer Freunde und haben ihnen eine hübsche Beute an Edelsteinen abgeschwindelt, wie dir beinahe jeder Gott hier hätte sagen können. Unsere Helden würden lieber in der Hölle verkommen, als sich den beiden zuzuwenden (um auf jeden Fall zurückgewiesen zu werden).« Mog gähnte und fügte hinzu: »Begreifst du denn nie, lieber Kos, wann das Spiel vorbei ist?«
    Der klein gewachsene Gott in den Pelzen zuckte also die Achseln, gab nach und fluchte, während er die Beine auszustrecken versuchte.
    Inzwischen erreichten Augen von Ogo und Nemia von der Abenddämmerung das Ende der endlosen Treppe und betraten erschöpft ihre Wohnung, die sie mißmutig betrachteten. (Es war ein heruntergekommener, schäbiger, ja widerlicher Ort – für die beiden besten Diebinnen von Lankhmar hatten schlechte Zeiten begonnen, wie es sogar den besten Dieben und Hehlern in ihrer langen Karriere passieren kann.)
    Nemia wandte sich um und sagte: »Sieh doch, was die Katze da angeschleppt hat.« Die Entbehrungen hatten ihre einst höchst ausgeprägten Kurven eingeebnet. Ihre Gefährtin Ogo-Augen sah noch immer beinahe wie ein Kind aus, allerdings wie ein sehr altes und mißbrauchtes. »Mann«, sagte sie kraftlos, »ihr beiden seht elend aus, als wärt ihr eben dem Tod entronnen und wärt darüber nicht einmal glücklich. Tut euch selbst einen Gefallen – stürzt die Treppe hinab und brecht euch das Genick!«
    Als Fafhrd und der Mausling keine Anstalten machten und ihr bekümmerter Ausdruck sich auch nicht veränderte, lachte sie kurz auf, ließ sich in einen Stuhl mit defektem Sitzpolster fallen, streckte dem Mausling ein Bein hin und sagte: »Nun, wenn ihr nicht gehen wollt, solltet ihr euch nützlich machen. Zieh mir die Sandalen aus, wasch mir die Füße«, woraufhin sich Nemia vor einen wackeligen Ankleidetisch setzte, ihr Bild in dem zerbrochenen Spiegel musterte, Fafhrd ein abgebrochenes Instrument hinhielt und sagte: »Kämm mir das Haar, Barbar! Achte auf Knoten und Verfilzungen!«
    Fafhrd und der Mausling (der bereits warmes Wasser zubereitete) machten sich mit feierlichem Gesicht daran, eben diese Aufgaben zu erfüllen.
    Nach ziemlich langer Zeit (und mehreren anderen einfachen Dienstleistungen oder unterwürfigen Bußtaten) konnten die beiden Frauen ein Lächeln

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