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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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das Licht zu verbergen, ja es zuweilen ganz zu umschließen.«
    »Wenn du meinst«, sagte Fafhrd kaum hörbar.
    Nach ziemlich langem Schweigen fragte der Mausling in unverändertem Ton: »Ist es nicht irgendwie seltsam, sich vorzustellen, daß im Herzen jeder dunklen grauen Wassersäule (ohne jede Hitze) ein Juwel im reinsten Diamantlicht brennt?«
    Fafhrd brachte einen Laut zustande, den man als bedrückt-seufzende Zustimmung deuten konnte.
    Nach einer weiteren langen Pause sagte der Mausling nachdenklich, wie jemand, der noch einige ungeklärte Einzelheiten regeln möchte: »Nun ist sicher auch einzusehen, daß die kleinen und großen Säulen in Wirklichkeit Röhren sein müssen, oder? Bestünden sie nämlich aus irgendeinem Grund durch und durch aus Wasser, würden sie den Ozean sofort trockenlegen und den Himmel mit den schwersten Wolken füllen – nein, mit dem Meer! Begreifst du das?«
    Aber Fafhrd war eingeschlafen. Der Schlaf schenkte ihm einen Traum, und in diesem Traum rollte er sich auf den Rücken, und eines der Schimmerwesen trennte sich von seiner Schwester und flatterte zu ihm herab: eine lange, schlanke schwarzhaarige Gestalt, mondbleich, gehüllt in feinste, silberdurchwirkte schwarze Spitze, die auf bezaubernde Weise ihre Nacktheit unterstrich, schwebte dicht über ihm. Sie blickte zärtlich, doch zugleich abschätzend auf ihn herab, mit Augen, die, wäre es heller gewesen, violett geleuchtet hätten. Er lächelte sie an. Sie schüttelte leicht den Kopf, blickte ernst und schwebte zu ihm hernieder, ihn von Kopf bis Fuß berührend, die gespenstischen Finger nestelten an der großen Bronzeschnalle seines schweren Gürtels, während sie eine lange nachtkühle Wange gegen sein heißes Gesicht drückte und ihm leise und doch sehr deutlich etwas ins Ohr flüsterte, jedes Wort ein Symbol in schwärzester Tinte auf mondweißes Papier säuberlich geschrieben. »Kehre um, kehre um, mein Liebster, in das Schattenland und zum Tod, denn nur so bleibst du am Leben. Vertraue nur auf den Mond. Mißtraue allen Voraussetzungen außer der meinen. Und so steuere nach Norden, steuere entschlossen, entschlossen nach Norden!«
    Im Traum antwortete Fafhrd: »Ich kann nicht nach Norden steuern. Ich habe es versucht. Liebe mich, liebstes Mädchen«, und sie antwortete heiser: »Das mag schon sein, mein Lieber. Suche den Tod, um ihm zu entkommen. Mißtraue der flammenden Jugend, den roten Weibchen, hüte dich vor der Sonne! Vertraue auf den Mond! Warte auf sein sicheres Zeichen!«
    In diesem Augenblick wurde Fafhrd aus seinem Traum gerissen, und er erhob sich betäubt unter den lauten Rufen des Mauslings – um sich flüchtig einem fröstelnden, verwehenden, schmalen, schönen Gesicht gegenüberzusehen, das denkbar melancholisch blickte, hellviolett getönt und mit Augen wie schwarze Löcher. Darunter eine gespenstische, ähnlich getönte Gestalt, sich schnell entfernend wie inmitten schlagender schwarzer Flügel.
    Im nächsten Augenblick rüttelte der Mausling ihn an der Schulter und rief: »Wach auf, wach auf! Sprich mit mir, Mann!«
    Fafhrd fuhr sich mit einem Handrücken über das Gesicht und murmelte: »Was ist?«
    Neben ihm hockend berichtete der Mausling hektisch und beinahe atemlos: »Die Schimmerwesen wurden unruhig und begannen wie Elmsfeuer um den Mast zu sausen. Eines der beiden summte wie eine Wespe um mich herum, und als ich es vertrieben hatte, sah ich, wie das andere dich an Füßen und Hüfte und Kopf umschmeichelte und dich dann am Hals berührte. Dein Fleisch wurde silbrig-weiß, bleich wie der Tod, während die kalten Flammen sich in dein schimmerndes Leichentuch verwandelten. Ich begann um dich zu fürchten und vertrieb die Erscheinung.«
    Fafhrds Blick klärte sich während der Erläuterung des Mauslings ein wenig, und als der Freund fertig war, nickte er und sagte wissend: »Das wäre richtig. Sie hat viel vom Tod gesprochen und sah zuletzt auch so aus, arme Hexe!«
    »Wer hat gesprochen?« fragte der Mausling. »Was für eine Hexe meinst du?«
    »Natürlich das Leuchtmädchen«, erwiderte Fafhrd. »Du weißt doch, was ich meine.«
    Er stand auf, und sein Gürtel rutschte ab. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf die geöffnete Schnalle, dann zog er den Gürtel wieder hoch und hakte ihn hastig zu.
    »Fafhrd, ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, widersprach der Mausling, und sein Gesichtsausdruck war plötzlich sehr reserviert. »Mädchen? Was für ein Mädchen? Hast du Visionen? Hat dir

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