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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Mädchen war süß und feurig-rosa vor Leben, während das deine düstere Worte äußerte und bleich wie eine Leiche war, das hast du selbst zugegeben. Und sie beim Wort nehmen? Ich nicht! Außerdem bei Ildritchs Krummsäbel (um auf diese Sache zurückzukommen), die einfachste Erklärung ist stets die beste wie auch zugleich die eleganteste. Es gibt nur zwei Schimmer-Mädchen, und mit einem habe ich im Traum gesprochen und mit dem anderen du – und nicht vier, die da auf verwirrende Weise herumschwirren, sich morgens und abends ablösen und uns und sich selbst damit durcheinanderbringen. Die beiden Mädchen – es sind nur zwei! – sehen äußerlich gleich aus, kupfern am Tag, silbrig in der Nacht, doch innerlich ist die meine ein Engel, die deine eine tödliche Walküre. Wie im Traum enthüllt wurde – dein sicherster Anhalt.«
    »Jetzt spaltest du aber gleich etliche Haare auf einmal«, sagte Fafhrd entschlossen, »und bringst mich ganz durcheinander mit deinen wuchernden Worten. Soviel ist mir klar: Wir machen uns und den Schwarzen Renner bereit, nach Norden zu steuern, wozu mir mein kleines liebliches Mond-Mädchen mehr als einmal nachdrücklich geraten hat.«
    »Aber Fafhrd«, wandte der Mausling ein, »wir haben gestern doch immer wieder versucht, den Kurs nach Norden zu wechseln, und haben es nicht geschafft. Welchen Grund hast du zu der Annahme, du großer Dummkopf ...«
    »›Vertraue nur auf den Mond‹, hat sie gesagt«, unterbrach ihn Fafhrd. »›Warte auf sein sicheres Zeichen.‹ Also warten wir und passen auf. Betrachte dir Meer und Himmel, du Dummkopf, und verberge dein Erstaunen.«
    Der Mausling war in der Tat verblüfft. Während sie diskutiert und sich auf die Hiebe und Abwehrschläge ihres Wortduells konzentriert hatten, wandelte sich die Oberfläche des dahinrasenden Meeres der Sterne, sie war nicht mehr glattschimmernd, sondern bewegt, gewellt. Gewaltige Vibrationen fuhren darüberhin und ließen das Leopardenboot erbeben. Die mondsilbernen Schaumlinien wehten weniger regelmäßig über die Oberfläche – der Hurrikan, der in seiner Stärke keineswegs nachließ, verlor an Zielstrebigkeit, der Wind strömte den Helden mal heiß, mal kalt um die Schultern. Während am Himmel endlich Wolken erschienen, in großem Tempo aus dem Nordwesten und Osten gleichzeitig herankommend und dem Mond entgegensteigend. Die gesamte Natur schien sich besorgt zusammenzuducken, als erwarte sie ein unangenehmes Ereignis, eine Art Krieg am Himmel. Die beiden silbrigen Schimmerwesen teilten diese Vorahnung offenbar, denn sie begannen höchst aufgeregt herumzufliegen, ihre Lichtbahnen zuckten hin und her, und sie äußerten schrille, tschilpende Rufe und besorgte Pfiffe in der unnatürlichen Stille. Endlich trennten sie sich, und schließlich schwebte das eine Wesen erregt im Südosten über dem Bug, das andere in nordwestlicher Richtung am Heck.
    Die sich schnell zusammenziehenden Wolken verdeckten nun den größten Teil der Sterne und hatten den Mond fast erreicht. Der Wind schien stillzustehen, entsprach er doch genau der Geschwindigkeit der Strömung. Der Schwarze Renner verhielt wie auf dem Kamin einer riesigen Woge. Einen Augenblick lang schien das Meer zu erstarrten. Die Stille war absolut.
    Der Mausling blickte senkrecht empor und stieß einen kehligen, doch zugleich kurzen, schrillen Schrei aus, der seinem Gefährten das Blut in den Adern stocken ließ. Nachdem er seinen Schock überwunden hatte, blickte Fafhrd empor – im gleichen Augenblick wurde es sehr dunkel. Die hungrigen Wolken hatten den Mond ausgelöscht.
    »Warum hast du geschrien?« fragte er ärgerlich.
    Der Mausling antwortete mit klappernden Zähnen: »Ehe die Wolken sich vor ihm schlossen, hat sich der Mond bewegt! «
    »Woher weißt du das, du kleiner Dummkopf, wenn die Wolken sich bewegt haben? Da hat man doch immer den Eindruck, der Mond sei in Bewegung.«
    »Keine Ahnung, so wahr ich hier auf sicheren Beinen stehe, ich habe es gesehen. Der Mond hat sich zu bewegen begonnen. «
    »Nun ja, wenn der Mond wirklich in einer Wassersäule steckt, wie du behauptest, ist er natürlich allen möglichen Einflüssen von Wind und Wogen ausgesetzt. Was ist also so furchteinflößend an seiner Bewegung?« Fafhrds schrille hektische Stimme strafte die Vernünftigkeit seiner Frage Lügen.
    »Keine Ahnung!« wiederholte der Mausling mit einer seltsam dünnen, gepreßten Stimme, während seine Zähne weiter klapperten. »Aber es hat mir nicht

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