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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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einer Gewißheit entgegenwachsende Verdacht, daß Fafhrd Lankhmar überhaupt nicht verlassen hatte! Daß er mit seinem Goldbeutel zwar edel und herausfordernd tatkräftig aus dem Silbernen Aal geschritten war – das Geld aber augenblicklich für eben die Genüsse ausgegeben hatte, die der Mausling (angeregt durch Fafhrds scheinbar gutes Beispiel) sich selbst versagt hatte.
    In einem Aufwallen der Entrüstung, einem Anschwellen des Zorns, riß der Mausling den umwickelten Schlegel von dem Haken am Hauptmast und versetzte dem Schiffsgong einen Schlag, der kräftig genug ausfiel, um die erstarrte Bronze zerspringen zu lassen. Unser Held war doch einigermaßen überrascht, daß das frostglatte Deck der Treibgut nicht plötzlich mit spitzen, scharfen Scherben aus braunem Metall übersät war. Woraufhin er noch einmal zuschlug, und ein drittes und viertes Mal, bis der Gong wie ein Schild im Hurrikan pendelte, gleichzeitig sprang er auf und nieder und verstärkte den alarmierenden Lärm durch das widerhallende Dröhnen seiner Füße (die er dabei gleich etwas erwärmte).
    Die vordere Luke wurde von unten aufgestoßen, und Pshawri schoß wie ein Springteufel ins Freie, eilte zu dem Mausling und verharrte mit wildem Blick vor ihm. Dem ersten Korporal folgten in einem dichten Strom Mikkidu und der Rest der beiden Kampfabteilungen, die meisten halb nackt. Und erst dann – und weitaus gelassener – kamen Gavs und die anderen Mingol-Besatzungsmitglieder der Freiwache; sorgfältig schnürten sie sich die engen Kopfhauben unter dem gelben Kinn zu, während Ourph wie ein Gespenst hinter seinem Kapitän erschien. Allerdings verhielten die anderen beiden Mingols auf ihren Posten an Steuer und Bug, wie es sich gehörte. Dies überraschte den Mausling nicht wenig. Die Prügel mit der Schwertscheide hatten also doch etwas genützt!
    Er schlug sich die gepolsterte Rundung des Schlegels in die Handfläche und sagte: »Nun denn, meine kleinen Langfinger«, – die Diebe waren tatsächlich ohne Ausnahme mindestens einen Fingerbreit kleiner als der Graue Mausling –, »es will mir scheinen, als wärt ihr einer Auspeitschung entgangen, aber nur knapp.« Sein Gesicht verzog sich zu einem schrecklichen Lächeln, während er die nackte Haut betrachtete, die der eiskalten Luft reichlich ausgesetzt wurde.
    »Aber jetzt müssen wir euch warm halten«, fuhr er fort, »eine seemännische Notwendigkeit bei diesem Klima. Jeder von euch ist mir dafür verantwortlich, wenn er nicht gezüchtigt werden will. Und jetzt los!« Sein Grinsen verstärkte sich noch mehr. »Einem Rammangriff ausweichen, die Ruder bemannen!«
    Das zerlumpte Dutzend huschte an ihm vorbei, nahm die langen, schmalen Ruder von dem Gestell zwischen Haupt- und Besanmast und schob die Hölzer in die zehn entsprechenden Öffnungen. Dann standen sie mit dem Gesicht zum Bug ruderbereit da, die Füße gegen die vorspringenden Ruderrillen gestemmt, die Rudergriffe vor der Brust, die Ruderblätter in den Nebel hinausgereckt. Pshawris Abteilung hatte die Steuerbordseite, Mikkidu kommandierte auf der Backbordseite, während andere Unteroffiziere am Bug und achtern Aufsicht führten.
    Nach einem kurzen Blick auf Pshawri, um sich zu überzeugen, daß jeder Mann auf seinem Posten war, rief der Mausling: »Männer der Treibgut! Eins, zwei, drei – stoßen!« und schlug auf den Gong, den er mit der rechten Hand am Rand faßte, um ihn stillzuhalten und zu dämpfen. Die zehn Ruderer ließen die Ruderblätter in das unsichtbare Salzwasser tauchen und stemmten sich schwer nach vorn gegen das Holz.
    »Zurück!« brummte der Mausling langsam, dann schlug er erneut auf den Gong. Das Schiff begann vorwärts zu gleiten, und die Bewegung der Wellen wurde zu leisen feuchten Schlägen gegen die Schiffshülle.
    »Und jetzt weiter, ihr possenreißenden, zerlumpten Beutelschneider!« rief er, »Bootsmann Mikkidu! Löse mich am Gong ab! Pshawri, deine Männer sollen gleichmäßig rudern!« Und als er den Schlegel an den keuchenden Zweiten Korporal übergab, neigte er die Lippen dem rätselhaften und faltigen Gesicht Ourphs entgegen und flüsterte: »Schick Trenchi und gib nach unten, sie sollen die warme Kleidung der Leute an Deck holen.«
    Dann gestattete er sich ein Seufzen, im Grunde erfreut, doch widersinnigerweise unzufrieden, weil Pshawri ihm keinen Vorwand geliefert hatte, ihn zu bestrafen. Nun, alles konnte man nicht haben. Seltsam, sich einen lankhmarischen Einbrecher und einen Unzufriedenen der

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