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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Dunkelfeuer, bringt mich zum Dunkelfeuer. Folgt der Flamme ...‹« Hilda unterbrach sie: »›folgt ihrer Neigung‹, sagte der Gott knisternd. ›Dreht euch wie sie, in meinem Namen.‹«
    Rill meldete sich wieder: »Ich entzündete also am Feuer der Flammenhöhle eine frische Fackel, in der er reisen konnte, und wir achteten sorgfältig auf die Flamme und folgten der Richtung, in die sie zeigte, und sie hat uns zu euch geführt!«
    »Und seht!« rief Hilsa, als Mutter Grum die Gruppe erreichte, »jetzt möchte die Flamme, daß wir zum Berg gehen. Sie deutet auf ihn!« Und sie wies mit der anderen Hand in Richtung Norden auf den Gletscher und den stummen schwarzen Schlackengipfel mit seiner Rauchwolke, die nach Westen geweht wurde.
    Pflichtbewußt kniffen Cif und der Mausling die Augen zusammen und starrten auf die gespenstische Flamme der Fackel. Nach einer Weile stellte der Mausling fest: »Die Flamme neigt sich in der Tat hinüber, aber ich finde, das liegt daran, daß sie ungleich abbrennt. Irgend etwas im Holz oder im Öl oder Harz ...«
    »Nein, eindeutig schickt uns die Flamme zum Berg Dunkelfeuer!« rief Cif aufgeregt. »Geh voraus, Rill!« Und die Frauen wandten sich nach Norden und schritten auf den Gletscher zu.
    »Aber, meine Damen, wir haben keine Zeit für einen Ausflug in die Berge!« rief der Mausling hinter ihnen her. »Bei all den Vorbereitungen für die Verteidigung der Insel und das morgige Auslaufen gegen die Mingols!«
    »Der Gott hat's befohlen«, sagte Cif über die Schulter. »Er weiß es am besten.«
    Mutter Grum sagte mit knurrender Stimme: »Ich bin sicher, unsere Reise ist kürzer als bis zur Bergspitze. Umwege sind näher als der gerade Weg, ganz bestimmt.«
    Und mit dieser rätselhaften Bemerkung setzten die Frauen ihren Weg fort, und der Mausling zuckte die Achseln. Es blieb nichts anderes übrig, als den Frauen zu folgen, die er für Närrinnen hielt, weil sie einem brennenden Busch oder Ast nachliefen, als wäre er der Gott persönlich, selbst wenn sich die Flamme in der Tat auf rätselhafte Weise neigte. (Und auch er hatte ein Feuer sprechen hören, vorgestern abend.) Nun ja, wie auch immer, bei den gerade laufenden Reparaturarbeiten an der Treibgut mußte er nicht unbedingt dabeisein; Pshawri konnte die Besatzung beaufsichtigen so gut wie er oder zumindest ausreichend. Er paßte besser auf Cif auf, solange sie in dieser seltsamen Stimmung war, und sorgte dafür, daß ihr – oder ihren drei absonderlichen Gottesdienerinnen – nichts passierte.
    Eine süße, starke, vernünftige, betörende Frau war diese Cif – solange sie nicht einen Gott im Sinn hatte. Was für anstrengende, zeitraubende, anspruchsvolle Herren waren doch die Götter, sie gaben niemals Ruhe! (Er sagte sich, daß es nichts ausmache, solchen Gedanken nachzuhängen, konnten doch Götter keine Gedanken lesen. So weit war der Mensch jedenfalls vor ihnen sicher – wohingegen sie jedes Wort verstehen konnten, wurde es auch noch so leise gesprochen. Und sie vermochten sicher Körperbewegungen und Grimassen zu deuten.)
    Aus der Tiefe seines Schädels stieg der betörende Gesang auf: »Die Mingols werden des Todes sein«, und beinahe war er dankbar, daß das boshafte kleine Lied ihn von den Launen von Göttern und Frauen ein wenig ablenkte.
    Die Luft wurde kühler, und nach kurzer Zeit waren sie am Gletscher. Davor erhob sich ein toter, kahler Baum und eine Art Hügel aus dunkelviolettem, beinahe schwarzem Gestein, darin klaffte eine noch schwärzere Öffnung, breit und hoch wie eine Tür.
    »Die war letztes Jahr noch nicht hier«, sagte Cif, und Mutter Grum brummte: »Der zurückweichende Gletscher hat sie freigelegt«, und Rill rief: »Die Flamme neigt sich zur Höhle!« und Cif sagte: »Gehen wir hinein«, und Hilsa meinte mit zitternder Stimme: »Es ist dunkel«, und Mutter Grum grollte: »Sei unbesorgt. Manchmal ist die Dunkelheit das beste Licht und der beste Weg.«
    Der Mausling verschwendete keine Zeit auf Worte, sondern brach drei Äste von dem toten Baum ab (die Loki-Fackel mochte nicht ewig brennen), legte sie sich über die Schulter und folgte den Frauen mit schnellen Schritten ins Innere des Felsens.
     
    Ohne innezuhalten, erstieg Fafhrd den scheinbar endlosen eisbedeckten Felshang unterhalb der Schneelinie des Höllenschein-Berges. Das orangerote Licht der untergehenden Sonne berührte seinen Rücken, ohne ihn zu wärmen, und überschwemmte die Felsschräge und den darüberliegenden dunklen Gipfel mit

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