Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel

Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel

Titel: Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
Schweigen.
    Fafhrd spürte eine Dolchspitze im Rücken und spannte seine Muskeln.
    »Sollen wir ihn umbringen?« Die Frage wurde dicht an Fafhrds Ohr gesprochen.
    Lavas Laerk lächelte sein schiefes Lächeln und erstarrte, als lauschte er auf den Rat eines unsichtbaren Sturmgeistes. Dann schüttelte er den Kopf. »Laßt ihn noch leben. Er kann uns zeigen, wo der Schatz versteckt ist. Bewacht ihn mit gezogenen Schwertern.«
    Woraufhin die Männer vom Bug der Galeere Seile ins Wasser warfen und daran hinabkletterten. Bald standen sie auf brandungsumspülten Felsen. Ein oder zwei lachten auch und sprangen. Eine losgelassene Fackel verzischte im Wasser. Es wurde viel geredet und geschrien. Jemand begann mit trunkener Stimme krächzend zu singen. Schließlich brachte Lavas Laerk seine Männer doch irgendwie in Schwung, und sie marschierten ab, die Hälfte mit Fackeln, ein paar noch mit Weinhäuten, und glitten unsicher dahin, fluchten über die scharfen Felsen und Muscheln, an denen sie sich im Fallen verletzten, bedachten die Dunkelheit vor sich, wo die seltsamen Fenster leuchteten, mit Drohungen. Hinter ihnen lag die lange Galeere mit ausgebreiteten Rudern wie ein totes Insekt.
    Sie waren ein kleines Stück marschiert, und das Geräusch der Brecher hatte etwas nachgelassen, als das Licht der Fackeln in einer großen schwarzen Felswand ein Portal enthüllte – eine Wand, die zu einer Burg gehören mochte. Das Portal erreichte die Höhe eines Ruders. Drei ausgetretene Stufen, mit nassem Sand überzogen, führten hinauf. Undeutlich waren an den Pfeilern und auf der schweren Querstrebe Darstellungen auszumachen, die durch Schleim und sonstigen verkrusteten Schmutz teilweise wieder ausgelöscht waren, die jedoch die Handschrift Simorgyas verrieten.
    Die Mannschaft, nun still geworden, rückte enger zusammen. Der langgezogene Trupp bildete bald einen großen Haufen. Dann rief Lavas Laerk spöttisch: »Wo sind deine Wächter, Simorgya? Wo sind deine Kämpfer?« und schritt ohne Zögern die Steinstufen hinauf. Nach kurzem Überlegen gerieten die Männer in Bewegung und folgten ihm.
    Auf der massiven Schwelle blieb Fafhrd unwillkürlich stehen. Wie ein Keulenschlag überkam ihn die Erkenntnis, woher das schwache gelbe Licht kam, das er schon in den Fenstern wahrgenommen hatte. Dieses Licht war überall – an den Decken, an den Wänden, auf dem schleimigen Fußboden – alles erglühte wabernd-phosphoreszierend. Sogar die Reliefs leuchteten. Hin und her gerissen zwischen Staunen und Widerwillen, ließ sich Fafhrd von den Männern durch die Türöffnung schieben. Der Wein und das entschlossene Kommando Lavas Laerks hatten ihre Sinne abstumpfen lassen, und als sie nun durch den langen Korridor schritten, schienen sie die unheimliche Umgebung kaum wahrzunehmen.
    Zuerst hielten einige noch die Waffen im Anschlag, um einem Angriff oder Hinterhalt schnell zu begegnen, doch bald schon wurden die Schwerter nachlässig gesenkt, und man begann aus den Weinhäuten zu trinken und Witze zu machen. Ein riesiger Ruderer, dessen blonder Bart noch mit gelbem Brandungsschaum bedeckt war, stimmte ein Seemannslied an, in das die anderen einfielen, so daß es von den feuchten Wänden widerhallte. Immer tiefer drangen sie in die Höhle oder Burg ein, durch den breiten, gewundenen, schleimbedeckten Korridor.
    Fafhrd wurde mitgerissen. Wenn er zu langsam ausschritt, stießen ihn die anderen in die Rippen, bis er wieder schneller ging, doch im Grunde wollte er nicht mit. Nur seine Augen gehorchten seinem Willen, wandten sich hierhin und dorthin, nahmen die Einzelheiten in angstvoller Neugier auf – die endlosen vagen Reliefs, auf denen Seeungeheuer und widerliche Menschengestalten sich im Flimmern der Phosphoreszenz zu bewegen schienen; die noch lebenden, zuckenden Fische, die von den Männern totgetreten oder einfach zur Seite gestoßen wurden; die Muschelkolonie an den Ecken; die Ahnung, daß da vorn seltsame Dinge in die Dunkelheit entflohen.
    Lauter und immer lauter dröhnte ihm der Gedanke durch den Kopf: Die anderen mußten doch endlich erkennen, wo sie waren. Gewiß wußten sie doch, daß dieses Leuchten das Schimmern des Meeres war. Sie mußten doch merken, daß sie sich in der Zuflucht geheimnisvoller Meerestiere befanden, mußten sich klar machen, daß Simorgya tatsächlich im Meer versunken und erst gestern wieder aufgestiegen war – oder gar erst vor einer Stunde.
    Doch immer weiter marschierte Lavas Laerk, und weiter marschierten auch

Weitere Kostenlose Bücher