Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel
gezogen, wappnete sich Fafhrd zum Sprung, obwohl er nicht wußte, ob er die gespannt-reglose Gestalt Lavas Laerks angreifen oder sich in die relative Sicherheit der hinteren Kabine zurückziehen sollte. Auf jeden Fall war Lavas Laerk zum Untergang verdammt – oder er wäre es gewesen, wenn nicht der Steuermann in diesem Augenblick mit zittriger Stimme von oben geschrien hätte: »Land in Sicht! Simorgya! Simorgya!«
Dieser Schrei fuhr wie eine gekrallte Skeletthand zwischen die Männer, riß ihre Erregung zu neuem, fast unerträglichem Höhepunkt hinauf. Ein Zittern durchfuhr das Schiff. Dann kamen verwunderte Rufe, Angstschreie, Flüche, die bald in Gebete umschlugen. Zwei Ruderer begannen sich zu schlagen, nur weil das plötzliche Aufwallen der Gefühle irgendein Ventil erforderte. Ein anderer zerrte wild an seinem Holzgriff und kreischte, man solle seinem Beispiel folgen und den Kurs der Galeere ändern und dem Tod entfliehen. Fafhrd sprang auf seine Bank und starrte nach vorn.
Schwarz und spitz wie ein Berg ragte es vor dem Schiff auf – gefährlich nahe. Ein großer dunkler Punkt, der sich kaum von der Dunkelheit der Nacht abhob, doch zum Teil auch wieder verdeckt durch Nebelschwaden und Gischtfahnen, doch in regelmäßigen Abständen von kleinen Lichtquadraten durchbrochen, bei denen es sich nur um Fenster handeln konnte. Und mit jedem Herzschlag wurde das Zischen der sich überschlagenden Wellen und das Dröhnen der Brandung lauter.
Und dann brach es auch schon über sie herein. Fafhrd sah einen großen vorspringenden Felsen vorbeigleiten, so nahe, daß das letzte Ruder auf der anderen Seite abgebrochen wurde. Als die Galeere auf einer Welle in die Höhe stieg, starrte er gebannt in die drei Fenster der Felsspitze – die vielleicht auch ein halb versunkener Turm war. Doch in den Fenstern war nur ein gespenstisch gelbes Leuchten auszumachen.
Dann hörte er Lavas Laerk mit schriller Stimme Befehle brüllen. Ein paar Männer mühten sich verzweifelt mit den Rudern, doch es war zu spät, obwohl die Galeere nun anscheinend hinter eine schützend vorspringende Felswand geglitten war, wo das Wasser etwas ruhiger brandete. Ein entsetzliches Schurren fuhr den Kiel entlang. Planken stöhnten und knackten. Eine letzte Welle hob das Schiff an, und ein gewaltiges Knirschen und Krachen ließ die Männer durcheinanderpurzeln. Dann rührte sich die Galeere überhaupt nicht mehr, und das einzige Geräusch war das Toben der Brandung, bis Lavas Laerk triumphierend ausrief: »Verteilt die Waffen und den Wein! Fertigmachen zum Angriff!«
Fafhrd wollte seinen Ohren nicht trauen. In dieser mehr als gefährlichen Situation waren solche Befehle wohl kaum am Platz – die Galeere war zerbrochen, von den Felsen aufgeschlitzt! Doch schon gerieten die Männer in Bewegung und schienen sogar etwas von der wilden Begeisterung ihres Herrn und Meisters anzunehmen, der ihnen bewiesen hatte, daß die Welt nicht weniger verrückt war als er.
Fafhrd sah, wie eine Fackel nach der anderen aus der Kabine unter dem Steuerdeck geholt wurde, bis das ganze Heck raucherfüllt war. Er sah, wie die Männer aus den Weinhäuten tranken und die ausgegebenen Schwerter und Dolche gürteten, sie miteinander verglichen und durch die Luft zischen ließen, um sich damit vertraut zu machen. Dann griff jemand auch nach ihm, zerrte ihn zum Schwertgestell und sagte: »Hier, Rotschopf, du brauchst auch eine Waffe.«
Fafhrd wehrte sich nicht, obwohl er sicher war, daß Lavas Laerk seine Bewaffnung kaum zulassen würde. Immerhin war er noch vor kurzem ein Feind des Schiffes gewesen. Und tatsächlich – Lavas Laerk gebot dem Helfer Einhalt, der Fafhrd ein Schwert reichen wollte, und starrte fasziniert auf Fafhrds linke Hand.
Verwirrt hob Fafhrd sie vor sein Gesicht, und Lavas Laerk brüllte: »Packt ihn!« und zerrte im gleichen Augenblick etwas von Fafhrds Mittelfinger. Da fiel es Fafhrd wie Schuppen von den Augen. Der Ring!
»Kein Zweifel, woher der Ring kommt«, sagte Lavas Laerk und blickte Fafhrd listig an, und seine hellblauen Augen schielten etwas. »Dieser Mann ist ein simorgyanischer Spion oder Dämon, der die Gestalt eines Nordlings angenommen hat, um uns zu täuschen. Er stieg doch aus dem Meer zu uns herauf, mitten in einem tobenden Unwetter, nicht wahr? Wer von euch hat überhaupt ein Boot gesehen?«
»Ich«, sagte der Steuermann hastig. »Eine komische Schaluppe mit dreieckigem Segel ...« Doch Lavas Laerk brachte ihn mit scharfem Blick zum
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