Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei
nahe der Tür des Zimmers, das ihnen als Versteck diente. Die Mädchen steckten die Köpfe zusammen und flüsterten miteinander. Brilla ließ von Zeit zu Zeit einen leisen Seufzer hören.
Auf der anderen Seite des Brunnenbeckens gähnte eine halboffene Tür, durch die ein einsamer Lichtstreifen hereinströmte. Durch diesen Türspalt hatte Fafhrd sie vor kurzem in diesen Saal gebracht, ehe er sich zurückschlich, um die Verfolger abzulenken. Einige der Spinnweben, die den Durchgang versperrten, waren an Brillas mächtigem Rücken hängengeblieben, als er sich, am Boden kriechend, in den Saal zwängte.
Diese Tür bildete die eine Ecke des Saales; schräg gegenüber lag ein entsprechender Durchgang in der Dunkelheit. In der Mitte dazwischen erstreckte sich der Brunnen. In den verbliebenen Ecken befanden sich ein kleinerer und ein größerer Torbogen mit zwei Emporen, die etwa einen Meter über der Ebene des Hauptfußbodens lagen. Überall an den Wänden zogen sich kleinere Türen hin, die geschlossen waren und die zweifellos in ehemalige Schlafzimmer führten. Über allem erstreckten sich hellschimmernde, ungenügend vermörtelte Quadersteine, die eine ziemlich flache Decke bildeten.
Soviel konnten die drei Flüchtlinge, die sich inzwischen sehr an die Dunkelheit gewöhnt hatten, von ihrer Umgebung erkennen.
Brilla, der sich klarmachte, daß dieser Saal einmal das Mittelstück eines Harems gewesen war, dachte melancholisch darüber nach, daß das nun fast wieder Wirklichkeit geworden war; ein winziger Harem mit einem Eunuchen – ihm selbst –, einem schwangeren Mädchen – Kewissa – und einem mutigen Mädchen – Friska –, das sich um das Geschick ihres großen barbarischen Liebhabers sorgte. Die alten Zeiten! Er hatte den Drang verspürt, sich ein wenig umzusehen und ein paar alte, notfalls auch zerschlissene Vorhänge als Decken aufzutreiben – doch Friska hatte ihn darauf hingewiesen, daß sie keine Spuren hinterlassen durften.
Plötzlich war ein leises Geräusch durch die große Tür zu hören. Die Mädchen stellten ihr Flüstern ein, und Brilla hörte zu seufzen auf, und sie lauschten gespannt. Weitere Laute klangen auf – Schritte, das Klappern einer Schwertscheide an einer Tunnelwand –, und lautlos sprangen sie auf und hasteten in ihr Versteck, schlossen leise die Tür hinter sich, und wieder einmal lag der Gespenstersaal einsam im Halbdämmer.
Ein behelmter Wächter im Wams der Hasjarlschen Garde erschien in der großen Tür und stand mit schußbereitem Kurzbogen in der Tür. Dann setzte er sich in Bewegung, gefolgt von drei anderen Wächtern und vier Sklaven mit gelblich zuckenden Fackeln, deren Licht die monströsen Schatten der Wächter über den Boden und die Wände huschen ließ, während sie vorsichtig nach Spuren eines Hinterhalts oder feindlicher Aktivitäten suchten.
Fledermäuse lösten sich aus ihren Verstecken und huschten durch die Torbögen davon.
Der erste Wächter wandte sich um, stieß einen lauten Pfiff aus und schwenkte den Arm. Nun betraten zwei Gruppen von Sklaven den Saal, die sich an den beiden schweren Torflügeln zu schaffen machten und sie ächzend und knirschend aufstießen. Einer der Männer zuckte heftig zusammen und sprang zurück, als ihm eine Spinne auf den Rücken fiel.
Immer neue Wächter kamen, begleitet von Fackelsklaven, und gingen langsam, leise rufend, im großen Saal auf und ab, versuchten die zahlreichen Türen zu öffnen und starrten mißtrauisch in die Schwärze jenseits des kleinen und des großen Torbogens; doch bald waren alle wieder zur Stelle und bildeten nun einen weiten Halbkreis um die große Tür – einen Schutzwall, der einen wesentlichen Teil des Mittelteils der Gespensterhalle umschloß.
In diesen Schutzbereich marschierte nun Hasjarl, von seinen Söldnern umgeben, in Begleitung seiner vierundzwanzig Zauberer, die hinter ihm eine dichtgedrängte Gruppe bildeten. Auch Fafhrd war bei ihm, der noch immer gefesselt war und seine rote Seidenmaske trug. Die Wächter, die ihn umstanden, hielten ihre Schwertspitzen auf ihn gerichtet. Weitere Fackelsklaven schlossen sich an, so daß der Saal in der Nähe der großen Tür bald hell erleuchtet war, während im übrigen Raum ein gespenstisches Zwielicht herrschte, in dem die Schatten zuckten.
Da Hasjarl schwieg, sagten auch die anderen nichts. Nicht daß der Herrscher der Oberen Regionen völlig still gewesen wäre – er hustete abgehackt und spuckte Schleim in ein besticktes Taschentuch. Nach
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