Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
Achterdeck, wie? Na, wenigstens hat der Nebel etwas Gutes. Ich kann die weißen Biester nicht ausstehen. Obwohl es nur zwölf sind, muß ich doch immer wieder an die Dreizehn denken. Habt ihr schon mal die Sage von der Dreizehn Wesen gehört?«
    »Ja, ich«, sagte Fafhrd düster. »Eine weise Frau in der Eis-Öde hat mir mal erzählt, daß es für jede Tierart – Wölfe, Fledermäuse, Wale – dreizehn einzelne Tiere gibt, die ein fast menschenähnliches (oder überirdisches) Wissen auf sich vereinigen. Findet und beherrscht man diesen inneren Kreis von Tieren – so hat mir die weise Frau berichtet –, dann kann man sie durch sämtliche Tiere dieser Gattung beeinflussen!«
    Slinoor starrte Fafhrd aus zusammengekniffenen Augen an und sagte: »Sie war nicht die dümmste Frau, nein.«
    Der Mausling fragte sich, ob es auch für die Menschen einen solchen Kreis von Dreizehn gäbe.
    Das schwarze Kätzchen tauchte aus dem Nebel auf. Mit eifrigem Miauen strich es Fafhrd um die Beine, zögerte und musterte ihn zweifelnd.
    »Zum Beispiel Katzen«, sagte Fafhrd grinsend. »Irgendwo in Nehwon, vielleicht überall verstreut, vermutlich aber zusammen, gibt es dreizehn superintelligente Katzen, die irgendwie das Geschick aller Artgenossen bestimmen.«
    »Und was ist mit dieser?« fragte Slinoor leise.
    Das schwarze Kätzchen starrte nach Backbord und schnupperte. Plötzlich erstarrte es, sträubte das Fell, und sein Schwanz begann zu zucken.
    »Hoongk!«
    Slinoor fuhr fluchend herum und wollte schon auf den Nordling losfahren, als er sah, daß dieser den Mund gar nicht geöffnet hatte.

3
    Backbords ragte ein grüner Schlangenkopf aus dem Nebel, groß wie ein Pferdeschädel, mit blitzenden Dolchzähnen in einem roten Maul, das weit geöffnet war. Erschreckend schnell stieß die Erscheinung an einem endlosen gelben Hals, vor Fafhrd entlang, und der Unterkiefer schabte über das Deck, als das Tier die kleine Katze zu verschlingen suchte.
    Doch das Tier war blitzschnell verschwunden. Im Nu sprang es auf die Steuerbordreling und von dort mit wenigen Sätzen in den Achtermast.
    Die Rudergänger stürzten Hals über Kopf zum Bug. Slinoor und der Mausling kauerten sich vor der Steuerbord-Heckreling zusammen, während der große Ruderbaum, der über ihnen herumschwang, eine Art Schutz vor dem Monstrum bot, das jetzt den entsetzlichen Kopf hob und von einer Seite auf die andere schwenkte, wobei es jedesmal zentimeterdicht an Fafhrd vorbeikam. Offensichtlich hielt es nach dem schwarzen Kätzchen und ähnlichen Leckerbissen Ausschau.
    Fafhrd rührte sich nicht von der Stelle. Zuerst hielt ihn der Schock gefangen, dann der Gedanke, daß ihm bestimmt sofort der Kopf abgerissen würde, wenn er sich bewegte.
    Trotzdem hätte er den Sprung in die Deckung gewagt – allein der Gestank des Ungeheuers war unerträglich –, wenn nicht in diesem Augenblick ein zweiter grüner Drachenkopf, viermal so groß wie der erste und mit Zähnen wie Sensen, aus dem Nebel aufgetaucht wäre. Deutlich sichtbar saß ein Mann auf diesem Kopf, ein Mann in einem purpurnen und orangenfarbenen Anzug, mit roten Stiefeln, einer Kappe und einem Helm, der ein blaues Fenster hatte.
    In manchen Situationen kommt der Augenblick, da das Groteske überhand nimmt, da das Entsetzliche nur noch lächerlich wirkt. Fafhrd hatte diesen Punkt erreicht. Er vermeinte einen Rauschgifttraum mitzuerleben. Obwohl alles real zu sein schien, hatte es doch seinen Schrecken verloren.
    Zum Beispiel registrierte er nun ganz nüchtern, daß die beiden gelblichen Hälse aus einem einzigen Leib abzweigten.
    Außerdem schien sich der bunt gekleidete Mann oder Dämon auf dem größeren Kopf seiner Sache sehr sicher zu sein. Im Augenblick beschäftigte er sich mit dem kleineren Kopf, den er mit einem stumpfen Stab anscheinend tadelte, wobei er auf Deutsch (das in Nehwon gänzlich unbekannt war) plapperte: »Gottverdammtes Ungeheuer!«
    Der kleinere Kopf schwenkte zur Seite und wimmerte dabei wie ein ganzer Stall voller Hundewelpen. Der Mann-Dämon brachte ein kleines Buch zum Vorschein, studierte es zweimal (anscheinend konnte er durch sein blaues Fenster hindurchsehen) und rief in gebrochenem Lankhmarisch: »Welche Welt ist dies, Freund?«
    So eine Frage war Fafhrd in seinem ganzen Leben noch nicht gestellt worden, auch nicht in feuchtfröhlicher Runde. Trotzdem ging er darauf ein: »Nehwon. Aus welcher Welt kommen Sie denn?«
    Diese Frage schien den Mann-Dämon in Verwirrung zu stürzen. Hastig

Weitere Kostenlose Bücher