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Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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kurzem Schweigen fragte er: »Und was geschieht dann? Bekomme ich den bösen Blick für Ratten, so daß sie tot umsinken, wenn ich sie ansehe? Werde ich hellsichtig und kann ihre Nester durch Erde und Gestein ausmachen? Oder werden meine Geisteskräfte auf wunderbare Weise verstärkt?« fügte er hinzu, obwohl er Zweifel hatte, daß das letztere überhaupt noch möglich war.
    »Nichts und alles«, erwiderte Sheelba leichthin und nickte. »Das Mittel bringt dich in das richtige Verhältnis zu den Ratten, so daß du endlich handeln kannst. Du gewinnst die Fähigkeit, mit den Ratten umzugehen und sie auch zu töten, was noch kein richtiger Mensch vermocht hat. Hier.« Er ließ die Flasche los, und der Mausling fing sie auf. Sheelba fügte hinzu: »Die Wirkung des Mittels hält nur neun Stunden an – sieh also zu, daß deine Arbeit in dieser Zeit getan ist. Und berichte mir sofort vom Verlauf deines Abenteuers.«
    Sheelba zog sich in seine Hütte zurück, die sofort die Beine beugte, ihre schildgleichen Füße mit saugendem Geräusch löste und – zuerst bedächtig, dann immer schneller – davonmarschierte wie ein großer schwarzer Käfer.
    Der Mausling starrte der Erscheinung wütend und verblüfft nach. Es wurde ihm bewußt, daß Sheelba ihn mühelos in die Nähe des Marschtores hätte tragen können, und er hätte ihm die kleine schwarze Flasche am liebsten nachgeworfen.
    Statt dessen knotete er ein Stück Verband fest um das kleine schwarze Behältnis, von oben nach unten, damit der Flaschenstöpsel nicht herausrutschte, steckte es in seinen Beutel und band diesen vorsichtig zu. Er gab sich das Versprechen, wenn das Mittel nicht wirkte, sollte Sheelba das Gefühl haben, ganz Lankhmar hätte sich auf mächtige Beine gestellt und käme auf die Marsch hinausgetrampelt. Mühsam zog er dann seine Füße aus dem Schlamm, in dem er jetzt fast knietief stand, entfernte mit Katzenklaue einige Seetiere, die sich an seinen Stiefeln festgesetzt hatten, leerte seine Weinflasche, warf sie zur Seite und marschierte auf die Türme Lankhmars zu, die im dunstigen Westen schwach zu erkennen waren, direkt unter dem untergehenden Mond.
     
    Nun wurden die Ratten wirklich zur Plage in Lankhmar, bereiteten Schmerzen, schlugen Wunden. Hunde kamen jaulend zu ihren Herren gerannt und ließen sich nadelgleiche Pfeile aus dem Fell entfernen. Katzen krochen in ihre Verstecke, um abzuwarten, bis ihre Rattenbisse ausgeheilt waren. Quiekende Frettchen wurden in Rattenfallen gefunden. Das schwarze Seidenäffchen Elakerias, der Nichte des Oberherrn, ertrank fast im parfümierten Badewasser ihrer Herrin, in das das spinnenarmige Haustier getrieben worden war.
    Rattenbisse ins Gesicht weckten Schläfer, die manchmal noch eine kleine schwarze Gestalt über die Decke huschen und vom Bett springen sahen. Die Frauen begannen während des Schlafes zarte Silbernetze oder feste Ledermasken über das Gesicht zu legen. In den meisten Haushalten blieben die Kerzen die ganze Nacht über brennen, außerdem wurden Wachen eingeteilt, so daß immer jemand zur Stelle war. In der Folge wurden die Kerzen knapp, während die Preise für Lampen und Laternen in den Himmel schossen. Spaziergänger wurden in die Fußgelenke gebissen; auf den meisten Straßen zeigten sich nur wenige dahineilende Gestalten, während die Gassen völlig verlassen dalagen. Nur die Straße der Götter, die sich vom Marschtor zu den Kornlagern im Hlal erstreckte, war frei von Ratten – und entsprechend waren die Straßen und ihre Tempel voll von Menschen, von Armen und Reichen, von Gläubigen und Atheisten gleichermaßen, die von den unzähligen Göttern in Lankhmar und auch von den düsteren Göttern von Lankhmar die Befreiung von der Rattenplage erflehten. Letztere hatten ihren düsteren, abgeschlossenen Tempel am Flußende der Straße, gegenüber dem schmalen Haus Hisvin des Kornhändlers.
    Verzweifelt versuchte man sich zu wehren; Rattenlöcher wurden überflutet, manchmal mit vergiftetem Wasser. Phosphor- und Schwefeldämpfe wurden mit Blasbälgen in die Öffnungen gepustet. Auf Anweisung des Obersten Rates und mit der zögernden Zustimmung Glipkerios, der immer wieder von seiner Geheimwaffe redete, wurden berufsmäßige Rattenfänger in großer Zahl von den Kornfeldern im Süden und Westen herbeigerufen. Auf Befehl Olegnya Mingolsbanes, der ohne Rücksprache bei seinem Oberherrn handelte, kamen Regimenter schwarzgekleideter Soldaten eilends von Tovilyis, Kartishla und sogar aus Land-Ende

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