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Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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langsamen Pulsschlag. Ohne Umstände zerrte er das Wesen an der Hüfte hoch. Es war schwerer, als er vermutet hatte, auch die Wärme und Weichheit ihrer Haut überraschte ihn. Er warf sie über seinen Sattelknauf, so daß die Beine auf der einen Seite und der Kopf auf der anderen Seite herabhingen, verband seine Wunde, sammelte seine Waffen ein und stieg auf.
    Langsam ritt er durch die hell erleuchtete Straße. Wachsam hielt er nach neuen Hinterhalten Ausschau. Ein kurzer Blick nach unten ließ ihn zusammenfahren. Es schien, als hätte er da nichts als einen weißen Beckenknochen vor sich im Sattel, einer phantastisch ausschwingenden Schleife gleich, obwohl das Ding durch nebelhaft erkennbare Sehnen mit anderen Knochen verbunden war, die zu beiden Seiten herabhingen. Nach einer Weile befestigte er den Bogen auf dem Rücken seiner Gefangenen und legte die linke Hand auf ihre schmale, unsichtbare Kehrseite, damit er nicht vergaß, daß er da wirklich eine Frau vor sich hatte.
     
    Die Ratten machten reiche Beute in Lankhmar. Überall in der alten Stadt begannen sie zu stehlen – und nicht nur Nahrung. Sie stibitzten die grünlich bewachsenen Messingmünzen von den Augen eines Toten und die Platinbeschläge und Juwelenornamente einer dreifach verschlossenen Juwelenkiste, die Gipkerios Tante gehörte. Der reichste Kaufmann Lankhmars büßte all seine Hrusp-Nüsse ein, dazu grauen Kaviar aus Ool Plerns, getrocknete Lerchenherzen, stärkendes Tigerfleisch, bezuckerte Geisterfinger und Ambrosia-Waffeln, während die billigeren Waren unberührt blieben. Seltene Dokumente fehlten plötzlich in der Großen Bibliothek, einschließlich der Originalpläne und Unterlagen über Abfluß und Tunnelrechte unter den ältesten Stadtteilen. Süßigkeiten verschwanden von Nachttischen, Spielzeug aus Kinderzimmern, Korn aus den Futtersäcken von Pferden. Von den Armen Liebender wurden Schmuckbänder entfernt, die Beutel und wohlverschlossenen Taschen bewaffneter Rattenwächter ausgeraubt, und den Katzen und Wieseln wurde das Fressen unter der Nase fortgestohlen.
    Seltsam war, daß die Ratten nur etwas annagten, wenn der Zutritt nicht ganz einfach zu gewinnen war, und daß sie keine Spuren und keinen Schmutz hinterließen; es schien, als gedachten sie das Haus zu schonen, in das sie einmal einziehen wollten.
    Fallen wurden aufgestellt, Gifte ausgelegt. Rattenlöcher wurden mit Bleistöpseln versehen oder mit Messingplatten verschlossen. Kerzen standen in dunklen Ecken, Wächter zogen überall auf – doch es nützte nichts.
    Unheimlicherweise bewiesen die Ratten in manchen Dingen einen fast menschlichen Scharfsinn. Die wenigen Ratten-Tore, die entdeckt wurden, schienen gesägt und nicht genagt zu sein, und der herausgesägte Teil war wie eine kleine Tür wieder eingesetzt. Die Tiere schwangen sich an kleinen Leinen entlang – Leinen, die mit winzigen Haken an der Decke befestigt waren, und Zeugen hatten auch gesehen, wie die Ratten solche Leinen über die Haken warfen oder sie sogar mit kleinen Armbrustpfeilen in die Höhe schossen. Die Ratten schienen die Arbeitsteilung zu praktizieren – einige waren Wachen, Führer oder Wächter, andere geschickte Einbrecher und Techniker, wiederum andere kamen als bloße Träger mit, die auf jedes gequiekte Kommando sofort reagierten.
    Und was das Schlimmste war – die Menschen, die ihre Laute mitbekamen, behaupteten, das sei kein Quieken und Fiepen gewesen, sondern die Sprache Lankhmars, wenn auch so schnell und mit derart hoher Stimme gesprochen, daß unmöglich etwas zu verstehen war.
    Furcht breitete sich in Lankhmar aus. Man erinnerte sich an eine düstere Prophezeiung, wonach ein schlimmer Eroberer mit grausamen Gefolgsleuten, die sich zivilisiert gaben in Wirklichkeit aber Ungeheuer waren und schmutzige Felle trugen, eines Tages die Stadt in ihre Gewalt bringen würden. Man hatte diese Vorhersage auf die Mingols gemünzt, aber natürlich konnten damit auch die Ratten gemeint sein.
     
    Auch die dicke Samanda war innerlich entsetzt über den Verfall der Küchen und der Speisekammern des Oberherrn – und über das endlose unsichtbare Trappeln winziger Pfoten überall im Haus. Sie ließ alle Mädchen und Pagen zwei Stunden vor dem Morgengrauen wecken und in die riesige Küche vor die große prasselnde Feuerstelle bringen. Hier begann sie eine Massenbefragung, begleitet von ausgedehnten Peitschstrafen, mit denen sie ihre Nerven beruhigte und ihre Gedanken von den echten Schuldigen ablenkte. Die

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