Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
glattrasierten kleinen Opfer standen wie schmale Kupferstatuen im Licht der Flammen, erduldeten stumm ihre Schläge und küßten ihr hinterher noch den Rocksaum.
    Das Schauspiel wurde von einer Gruppe weißgekleideter Köche und grinsender Friseure beobachtet, von denen viele benötigt wurden, um die Armee von Bediensteten im Palast zu rasieren. Sie lachten und kicherten fröhlich und stießen sich immer wieder in die Seite. Auf einer Galerie saß Glipkerio hinter einem Vorhang und schaute ebenfalls zu. Der dürre Oberherr war begeistert, und seine Gedanken waren endlich einmal abgelenkt von der entsetzlichen Gefahr, die Lankhmar drohte – bis sein Blick auf die schattigen Regale der Küche fiel, wo Hunderte von glänzenden Augenpaaren das Geschehen verfolgten. So schnell ihn seine Beine trugen, raste er in seine bewachten Privatgemächer zurück.
    Oh, dachte er, wenn nur Hisvin endlich seinen Zauberspruch ausbringen könnte! Aber der alte Kornhändler und Zauberer hatte ihm gesagt, daß der wichtige Planet noch immer nicht in der richtigen Konstellation stehe und seinen Zauber noch nicht stärken konnte. So wie die Dinge in Lankhmar standen, lief es bald auf ein Wettrennen zwischen diesem Stern und den Ratten hinaus. Na ja, wenn es noch schlimmer wurde, sagte sich Glipkerio kichernd, wußte er einen sicheren Weg, aus Lankhmar und sogar aus Nehwon zu verschwinden und sich in eine andere Welt abzusetzen, wo er bestimmt schnell zum Oberherrn erklärt würde. Er war doch ein sehr annehmbarer Herrscher, meinte Glipkerio.

9
    Der Augenlose Sheelba langte in die Hütte, ohne den Kapuzenkopf zu wenden, und hielt dem Mausling mit schneller Bewegung einen kleinen Gegenstand hin.
    »Hier ist deine Antwort auf die Rattenplage in Lankhmar«, sagte er mit tiefer, hohler Stimme. »Löst du dieses Problem, bist du all deiner Sorgen ledig.«
    Der Mausling stand fast einen Meter tiefer als sein Zaubermentor und erblickte als Umriß vor dem bleichen Himmel eine kleine gedrungene Flasche, die in den dunklen Stoff des weiten Ärmels eingeklemmt war. Sheelba zeigte ihm nie seine Finger, wenn er überhaupt welche besaß.
    Der Mausling war hundemüde. Er stand bis zu den Knöcheln im Sumpf; seine graue Kleidung war beschmutzt und zerrissen, seine Haut zerkratzt und mit dem Salz des Marschlandes besprüht. Die verbundene Wunde an seinem linken Arm schmerzte und brannte. Und jetzt begann auch sein Hals weh zu tun, da er andauernd nach oben schauen mußte.
    Ringsum erstreckte sich das düstere Ödland der Großen Salz-Marsch – eine gewaltige Fläche voller scharfem Seegras, voller versteckter Bäche und gefährlicher Sumpfstellen, bevölkert von Riesenwürmern, Giftaalen, Wasserkobras und zahlreichen anderen gefährlichen Arten.
    Der Mausling war viele Stunden verzweifelt durch diese Wildnis gewandert, bis er Sheelbas Hütte entdeckte – eine schwarze Kuppel etwa von der Größe des Glockenbaumes, in dem der Mausling gestern Erfüllung und Gefahr gefunden hatte, und erhob sich auf fünf krummen Beinen. Die Hütte hatte eine niedrige Tür, in der Sheelba nun lag und den Mausling musterte – soweit man bei einem Augenlosen von »mustern« sprechen konnte. Obwohl sich der Himmel im Osten nun zu röten begann, vermochte der Mausling kein Gesicht in der tiefen Kapuze auszumachen, in der eine undurchdringliche Dunkelheit herrschte. Doch der Mausling war keineswegs beeindruckt – er war viel zu wütend und zu müde.
    Mit der Hand schlug er eine fliegende Salzspinne zur Seite und rief nach oben: »Eine verflixt kleine Flasche, um damit alle Ratten Lankhmars zu vergiften! Holla, du in deinem schwarzen Mantel, lädst du mich nicht ein, mich zu laben und zu trocknen? Ich verfluche dich sonst mit Zaubersprüchen, die ich dir heimlich gestohlen habe.«
    »Ich bin nicht deine Mutter, Geliebte oder Kinderschwester – sondern dein Zauberer«, erwiderte Sheelba mit seiner harten Stimme. »Hör mit deinen kindischen Drohungen auf und nimm dich zusammen, kleiner Mann!«
    »Wie soll ich das Gift anwenden?« fragte der Mausling. »Ein Tropfen davon in jedes Rattenloch? Oder gebe ich es ein paar Ratten zu fressen und lasse sie frei? Ich warne dich – wenn das Mittel Keime der Schwarzen Krankheit enthält, schicke ich dir ganz Lankhmar auf den Hals!«
    »Nichts von alledem«, knarrte Sheelba mit brüchiger Stimme. »Du suchst dir einen Ort, an dem viele Ratten versammelt sind. Dann trinkst du aus dem Fläschchen.«
    Der Mausling hob die Augenbrauen. Nach

Weitere Kostenlose Bücher