Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar
Küste und wurde landeinwärts von den trockenen, zerklüfteten Wüstenbergen eingeengt. Durch diese Berge führte eine einzige Straße – zum wüstenumschlossenen See der Ungeheuer, an dessen Ufer die einsame Stadt der Geister lag.
Die Nacht war taghell erleuchtet von den brennenden Holzgebäuden ringsum, die einmal der Stolz eines ganzen Landes gewesen waren. Obwohl sich niemand auf den breiten Straßen sehen ließ, blickte Fafhrd aufmerksam in die Runde. Er hatte sein Schwert in der Scheide gelockert, umfaßte den Griff seiner Handaxt, und sein Köcher mit Pfeilen hing hoch auf seiner Schulter.
Erstaunlicherweise ließ sich das Pferd durch die Feuersbrunst nicht beirren. Fafhrd wußte vom Hörensagen, daß die Mingols ihre Pferde gewaltsam an alle möglichen Schrecken gewöhnten – das mochte die unnatürliche Ruhe erklären, mit der sich die Stute ihren Weg durch die Trümmer bahnte. Doch plötzlich blieb sie stehen – dicht vor einer schmalen Nebenstraße – und starrte schnaubend und mit wildem Blick um sich. Ein Tritt in die Flanke blieb ohne Wirkung, so daß Fafhrd schließlich absteigen und das Tier durch die rauchverhangene, flammenerfüllte Straße ziehen mußte.
Im nächsten Augenblick kamen einige Gestalten um eine brennende Hausecke. Auf den ersten Blick schien es sich um ungewöhnlich große, hagere Skelette zu handeln, die dünne Panzer trugen und in jeder Hand ein kurzes doppelschneidiges Schwert schwangen.
Als er sich von seinem Schrecken erholt hatte, überlegte Fafhrd, daß das Geister sein mußten, deren Fleisch und innere Organe – nach einer Legende, die er jetzt bestätigt fand – völlig durchsichtig waren. Die Ausnahme bildete eine helle rötliche Tönung an den Geschlechtsteilen, an den Lippen und bei den Frauen um die Brüste.
Es wurde erzählt, sie äßen nur Fleisch, vorzugsweise Menschenfleisch, und es sei seltsam zu beobachten, wie sie die Bissen verschluckten, wie sich der Mageninhalt zwischen ihren Rippen langsam bewegte und zu verschwinden begann, als ihr unsichtbares Blut die Nahrung assimilierte und umwandelte – vorausgesetzt, ein normaler Mensch hätte überhaupt Gelegenheit, Geister beim Essen zu beobachten, ohne selbst vertilgt zu werden.
Fafhrd hatte Angst, aber es ärgerte ihn auch, daß er, der in diesem Krieg zwischen Geistern, Sarheenmariern und Mingols nun wirklich ein Neutraler war, angegriffen wurde – denn nun schwang das führende Skelett sein rechtes Schwert, und Fafhrd mußte sich hastig zur Seite beugen, als die Waffe durch die rauchige Luft heranwirbelte.
Seine Hand zuckte über die Schulter zurück, er setzte den Pfeil auf den Bogen und fällte den vordersten Geist mit sicherem Brustschuß. Nicht ohne Überraschung stellte er fest, daß ein Skelett als Ziel irgendwie leichter anzuvisieren war. Als die Wesen mit lautem Geschrei näher kamen, bemerkte Fafhrd, daß sich das Flammenlicht hier und dort auf ihrer glasigen Außenhaut spiegelte und daß sie wirklich außergewöhnlich dürr waren, selbst wenn man Fleisch und Haut zu den Skeletten hinzurechnete.
Er tötete zwei weitere Angreifer, ließ seinen Bogen fallen, zog Handaxt und Schwert und unternahm, als die vier letzten Geister über ihn herfielen, einen wilden Ausfall.
Graywand traf einen Geist unter das Kinn und tötete ihn. Es war seltsam, das Skelett ohne Knochenklappern zu Boden sinken zu sehen. Nun sprang die Axt vor und köpfte einen Gegner. Der dritte Geist umlief seine beiden toten Kameraden und landete einen Hieb, der, zum Glück von oben geführt, an Fafhrds Rippen abglitt, ohne ihn ernstlich zu verwunden.
Der schmerzende Schlag brachte Fafhrd nun erst richtig in Wut, und er schlug so heftig zu, daß seine Handaxt im Schädel des Geistes steckenblieb und ihm aus der Hand gerissen wurde. Seine Wut hatte auch etwas Sexuelles – das wurde ihm bewußt, als er bei dem vierten und letzten Geist zwei helle Brüste über den weißen Rippen bemerkte. Anstatt es zu töten, entwaffnete er das Wesen mit knappem Schwertschlag und streckte es mit einem linken Haken nieder.
Schweratmend sah er sich um, besorgt, daß noch weitere Geister angreifen könnten. Doch es rührte sich überhaupt nichts.
Die graue Mähre hatte sich während des Kampfes kaum einen Zentimeter gerührt.
Jetzt warf sie den schmalen Schädel hoch und wieherte spöttisch.
Fafhrd steckte Graywand in die Scheide, kniete wachsam neben dem weiblichen Skelett nieder und hielt ihm zwei Finger an den Hals. Er spürte einen
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