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Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Der Herr der Squid war ein schwarzgekleideter Mann in mittleren Jahren. Er stand neben den beiden stämmigen barfüßigen Matrosen, die das hochaufragende Steuerruder der Squid festhielten.
    »Was wißt ihr beiden Streiter überhaupt von eurem angenehmen Auftrag?« fragte Slinoor leise. »Oder besser – wieviel hat der edle Glipkerio euch über den Zweck und die düstere Vorgeschichte dieser Reise mitzuteilen für richtig befunden?« Das nun schon zwei Tage andauernde günstige Segelwetter hatte dem schweigsamen Schiffsherrn offenbar etwas die Zunge gelockert.
    Mit seinem Dolch, den er Katzenklaue nannte, spießte der Mausling eine purpurne Pflaume aus einem Netz, das an der Reling hing. Er antwortete leichthin: »Diese Flotte befördert ein Korngeschenk unseres Oberherrn Glipkerio an Movarl von den Acht Städten – als Dank dafür, daß Movarl die Mingolpiraten aus dem Binnenmeer vertrieben und womöglich die Mingols von einem Angriff auf Lankhmar abgehalten hat. Movarl braucht das Korn für seine Jäger und Bauern, die in die Städte gezogen oder Soldaten geworden sind – und besonders für seine Armee, die die Grenzstadt Klelg Nar gegen die Mingols verteidigen muß. Fafhrd und ich sind gewissermaßen eine kleine, aber mächtige Nachhut für das Korn und für bestimmte vornehmere Geschenke Glipkerios.«
    »Sie meinen die da? « Und Slinoor deutete mit dem Daumen zur Steuerbordreling.
    Die da – das waren zwölf weiße Ratten, die sich jeweils zu dritt in vier silbernen Käfigen befanden. Ihre seidigen Felle, die bleichumrandeten Augen und ihre kurzen, hochgeneigten Oberlippen mit den beiden Nagezähnen gaben ihnen ein hochmütiges, gelangweiltes Aussehen; und wie gelangweilte Aristokraten starrten sie auch auf ein dürres schwarzes Kätzchen, das sich auf der Steuerbordreling festgekrallt hatte und die Ratten besorgt musterte.
    Fafhrd streckte einen Arm aus und fuhr dem Tier mit dem Finger über den Rücken. Das Kätzchen streckte sich wohlig, rückte jedoch sofort wieder ab und nahm seine besorgte Wache wieder auf – eine Tätigkeit, der auch die beiden schwarzgekleideten Steuerleute nachgingen, die die eingesperrten Passagiere zu fürchten schienen.
    Der Mausling leckte den Pflaumensaft von seinen Fingern und fing mit der Zungenspitze einen Tropfen ab, der ihm über das Kinn zu laufen drohte. Dann: »Nein, ich meine nicht nur die hochgezüchteten Geschenkratten«, beantwortete er Slinoors Frage. »Ich meine hauptsächlich sie , die jetzt unter Deck ist, die Sie aus Ihrer Kabine vertrieben hat und die darauf besteht, daß die Ratten Sonnenlicht und frische Luft bekommen – was mir bei solchen Höhlentieren doch seltsam vorkommt.«
    Slinoor hob seine getrimmten Augenbrauen. Er rückte näher heran und flüsterte: »Sie meinen, Demoiselle Hisvet ist nicht nur die Dompteuse der Ratten, sondern wird mit an Movarl verschenkt? Aber sie ist die Tochter des größten Kornhändlers in Lankhmar, der durch seine Geschäfte mit Glipkerio reich geworden ist.«
    Der Mausling lächelte geheimnisvoll, sagte jedoch nichts.
    Slinoor runzelte die Stirn und fuhr noch leiser fort: »Gewiß, ich habe sagen hören, daß schon Hisvet ein Geschenk ihres Vaters Hisvin an Glipkerio gewesen ist, damit dieser sein Kunde wurde.«
    Fafhrd wandte sich um. »Also, Hisvet ist ja noch ein Kind«, sagte er fast tadelnd. »Ein sehr züchtiges und zurückhaltendes Fräulein. Bei Glipkerio weiß ich das nicht so genau. Er kommt mir dekadent vor.« Dieses Wort war in Lankhmar keine Beleidigung. »Aber gewiß wird doch Movarl, der ein Nordling ist, auch wenn er im Walde lebt, die starkknochigen, reifen kräftigen Frauen vorziehen.«
    »Wie du, nicht wahr?« bemerkte Mausling und musterte Fafhrd aus halb geschlossenen Augen. »Mit kindgleichen Frauen willst du nichts zu tun haben, wie?«
    Fafhrd blinzelte, zuckte die Achseln und fragte laut: »Was ist so Besonderes an den Ratten? Führen sie Kunststücke vor?«
    »Aye«, sagte Slinoor angewidert. »Sie ahmen Menschen nach. Hisvet hat sie dressiert, nach Musik zu tanzen, aus Tassen zu trinken, winzige Speere und Schwerter zu halten – und sogar damit zu kämpfen. Ich habe das noch nicht gesehen – hätte auch keine Lust dazu!«
    Den Mausling reizte die Vorstellung. Er bildete sich ein, er wäre eine Ratte und kämpfte mit Ratten, die Kräuselkragen trugen und mit ihm durch die labyrinthischen Tunnel einer Untergrundstadt eilten. Er stellte sich vor, er würde Fachmann für Käse und

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