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Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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allein ihretwegen in das Untere Lankhmar gekommen.
    Er spreizte hastig die Finger, als Hisvets Dolch niederschnellte, und fragte: »Wie haben Sie und Frix erraten, daß ich hinter Grigs Maske steckte?«
    Sie erwiderte: »Das war sehr einfach, mein lieber Freund. Wir holten meinen Vater vom Ratszimmer ab, denn er, Frix und ich müssen heute nacht noch eine wichtige Reise antreten. Aus der Ferne hörte ich Sie sprechen und erkannte Ihre Stimme trotz des schönen Lispelns. Anschließend sind wir Ihnen gefolgt.«
    »Ah, dann darf ich doch hoffen, daß Sie mich lieben, wenn Sie mich schon so gut kennen«, säuselte der Mausling und mußte seine Hand erneut in Sicherheit bringen. »Aber sagen Sie mir, meine Göttliche, wie kommt es, daß Sie und Frix und Ihr Vater in der Rattenwelt leben – und hier offenbar große Macht ausüben?«
    Mit ihrem Dolch zeigte sie lässig auf den Toilettentisch mit den schwarzen und weißen Flaschen und sagte: »Meine Familie kennt das gleiche Zaubermittel, das Sie von Sheelba bekommen haben, schon seit Jahrhunderten – und auch die weiße Flüssigkeit, die uns sofort wieder auf unsere natürliche Größe anwachsen läßt. In diesen Jahrhunderten haben sich unsere Stammlinien mit denen der Ratten vermischt – solchen Verbindungen entstammen göttlich schöne Wesen wie ich, aber auch sehr häßliche Ungeheuer – jedenfalls häßlich nach menschlichen Maßstäben. Diese Abkömmlinge meiner Familie bleiben fast immer unter der Erde, doch wir übrigen genießen die Vorteile und Annehmlichkeiten eines Lebens in zwei Welten. Die Kreuzung mit der Rattenrasse hat auch viele Ratten mit menschlichen Händen und menschlicher Intelligenz hervorgebracht. Die Ausdehnung der Zivilisation auf die Ratten ist größtenteils unser Werk, und wir werden als Oberste Könige und Königinnen und vielleicht sogar als Götter und Göttinnen herrschen, wenn die Ratten die Menschheit unterjocht haben.«
    Ihr Bericht von der rassischen Vermischung erstaunte den Mausling doch etwas und stimmte ihn nachdenklich – obwohl das Feuer der Liebe unverändert stark in ihm loderte. Er erinnerte sich an Lukeens Verdacht damals auf der Squid , daß Hisvet unter ihren jungfräulichen Roben einen Rattenkörper verbarg, und er fragte sich – ein wenig ängstlich, doch auch sehr neugierig –, welche Form Hisvets schlanker Körper nun wirklich aufwies. Hatte sie zum Beispiel einen Schwanz? Eigentlich war er aber sicher, daß er einen entzückenden Körper unter dem Umhang finden würde.
    Doch er ließ sich seine Gedanken nicht anmerken. Beiläufig fragte er: »Ihr Vater ist also Lord Nill, und Sie und er und Frix reisen regelmäßig zwischen der kleinen und der großen Welt hin und her?«
    »Zeig's ihm, liebe Frix«, befahl Hisvet müde und hob die schlanke Hand vor ein Gähnen.
    Frix warf ihre Kapuze zurück und enthüllte ihre langen schwarzen Zöpfe. Dann trat sie langsam zurück, bis sie zwischen dem Käfig der Taschenviper und dem Käfig des aufgeregten Skorpions stand. Ihre dunklen Augen waren leer wie die einer Schlafwandlerin und schienen in die Unendlichkeit gerichtet. Der Skorpion ließ seinen feuchten Stachel wenige Zentimeter an ihrem Ohr vorbeihuschen, während die Zunge der Viper wütend ihre Wange zu erreichen suchte, doch sie schien diese Dinge überhaupt nicht wahrzunehmen. Die Finger ihrer rechten Hand bewegten sich langsam an einer Reihe Medaillons entlang, die am Glühwurmtank hafteten, und ohne hinabzuschauen, drückte sie zwei Medaillons gleichzeitig hinein.
    Das Gemälde mit dem Mädchen und dem Krokodil fuhr in die Höhe und enthüllte die ersten Stufen einer dunklen, steilen Treppe.
    »Dieser Tunnel führt ohne Abzweigung zum Hause meines Vaters«, erklärte Hisvet.
    Das Gemälde sank wieder herab, Frix drückte auf zwei andere Medaillons, woraufhin sich das andere Gemälde hob, das den Mann und die Leopardin zeigte. Dahinter gähnte ein ähnlicher Treppentunnel.
    »Diese Stufen führen durch ein goldenes Rattenloch direkt in die Privaträume des Mannes, der gerade Lankhmars scheinbarer Herrscher ist – in diesem Augenblick Glipkerio Kistomerces«, sagte Hisvet, als das zweite Gemälde wieder herabkam. »Sie sehen also, mein Geliebter, wir sind überall.« Und sie hob ihren Dolch und legte ihn sanft an seine Kehle.
    Der Mausling rührte sich einen Augenblick nicht. Dann nahm er die Dolchspitze behutsam zwischen die Finger und bewegte sie zur Seite. Sanft umfaßte er einen Zopf Hisvets, und als sie sich

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