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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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zu müssen, beschäftigt mich eben immer noch.«
    Ishaqs finstere Miene hellte sich ein wenig auf und er lachte brummig. »An dem Tag hab ich bloß den Mund aufgerissen, wegen Jori.«
    Jori war der Fahrer, der sich geweigert hatte, mit anzupacken, als der Wagen einen Radbruch hatte. Richard gähnte. »Weiß ich doch, Ishaq.«
    »Wir sind hier nicht auf einer Farm, wie da, wo du herkommst. Das hier ist was anderes, hier lebt man nach den Gepflogenheiten des Ordens. Du darfst niemals die Bedürfnisse der anderen aus den Augen verlieren, wenn du nicht anecken willst. Das ist nun mal der Lauf der Welt.«
    Der zur Vorsicht gemahnende Unterton in Ishaqs Stimme war Richard ebensowenig entgangen wie die Bedeutung seiner versteckten Warnung.
    »Du hast Recht, Ishaq. Danke, ich werde versuchen daran zu denken.«
    Ishaq deutete mit seiner Laterne Richtung Tür. »Heute Abend ist Arbeiterkollektivversammlung. Am besten, du machst dich sofort auf den Weg.«
    Richard stöhnte. »Ich weiß nicht. Es ist spät, und ich bin müde. Ich würde lieber –«
    »Du solltest darauf achten, dass dein Name sich nicht rumspricht. Es ist nicht gut, wenn die Leute sich den Mund zerreißen, dass es dir an sozialer Einstellung fehlt.«
    Richard feixte. »Ich dachte, die Versammlungen wären freiwillig.«
    Ishaq entfuhr abermals ein bellendes Lachen. Richard ging seinen Rucksack aus einem Regal in der hinteren Ecke holen und lief dann zum Tor, damit Ishaq es verriegeln konnte.
    Draußen, wo es inzwischen immer dunkler wurde, konnte Richard Niccis üppige Gestalt gerade eben noch auf der Mauer am Eingang des Lagerhauses sitzen sehen. Ihre Kurven erinnerten ihn oft an nichts so sehr wie an eine Schlange. Da sie noch immer kein Zimmer hatten, schaute sie oft am Lagerhaus vorbei, nachdem sie den größten Teil des Tages damit zugebracht hatte, für Brot und andere Dinge des täglichen Bedarfs anzustehen. Gewöhnlich gingen sie anschließend zusammen zu ihrem Unterschlupf in einer ruhigen, ungefähr eine Meile entfernten Gasse. Richard hatte ein paar dort herumlungernden Jungen ein bisschen Geld in die Hand gedrückt, damit sie ihr Nachtlager bewachten und darauf aufpassten, dass es sich kein anderer unter den Nagel riss. Die Burschen waren jung genug, um für den kleinen Geldbetrag dankbar zu sein, gleichzeitig alt genug, ihre Arbeit mit einer gewissen Sorgfalt zu verrichten.
    »Hast du Brot bekommen?«, fragte Richard.
    Nicci sprang von der Mauer herunter. »Heute gab es keins – es war schon ausverkauft. Ich werde uns eine Suppe kochen.«
    Richard knurrte der Magen. Er hatte sich Hoffnungen auf Brot gemacht, um gleich an Ort und Stelle ein Stück davon essen zu können. Suppe würde dauern.
    »Wo ist dein Rucksack? Und wenn du Kohl eingekauft hast, wo ist er dann?«
    Lächelnd holte sie einen kleinen Gegenstand hervor, den sie im Gehen vor sich hielt, sodass er sich vor dem tiefvioletten Himmel der Abenddämmerung abzeichnete. Es war ein Schlüssel.
    »Ein Zimmer? Wir haben ein Zimmer?«
    »Ich war heute Nachmittag in der Quartiervermittlung. Unser Name war endlich an der Reihe. Man hat uns ein Zimmer zugewiesen, für Mr. und Mrs. Cypher. Heute Nacht werden wir ein Dach über dem Kopf haben. Das ist auch gut so, denn es sieht nach Regen aus. Ich habe meine Sachen schon in unser Zimmer gebracht.«
    Richard rieb sich seine schmerzenden Schultern. Er spürte, wie ihn angesichts der Heuchelei, zu der sie ihn und auch Kahlan zwang, eine Woge des Abscheus überkam.
    Manchmal gab es Augenblicke, in denen er in dem, was sie war und tat, einen Anflug tieferer Bedeutung zu entdecken glaubte, meist jedoch fühlte er sich von dem Irrsinn des Ganzen einfach nur erdrückt.
    »Und wo liegt dieses Zimmer?« Er hoffte, es war nicht ganz auf der anderen Seite der Stadt.
    »Es ist eins von denen, wo wir schon einmal waren – nicht allzu weit von hier. Das mit dem Flecken an der Wand gleich neben der Tür.«
    »Nicci, sie hatten alle Flecken an den Wänden.«
    »Ich meinte den, der aussieht wie ein Pferdehintern mit wedelndem Schwanz. Du wirst schon sehen.«
    Richard war völlig ausgehungert. »Ich muss heute Abend wieder zu einer Versammlung des Arbeiterkollektivs.«
    »Oh«, machte Nicci. »Die Versammlungen des Arbeiterkollektivs sind wichtig. Sie helfen einem, nicht aus den Augen zu verlieren, worauf es wirklich ankommt, und dass jeder eine Verpflichtung gegenüber seinen Mitmenschen hat.«
    Die Versammlungen waren die reinste Qual. Nie passierte dabei

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