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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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unter einem wolkenlosen Himmel, obwohl das Regenwasser noch immer von den Traufen tropfte. Am Abend zuvor hatte Nicci, während Richard Ishaq dabei half, die Ladung in das Lagerhaus zu schleppen, eine dünne Schnur aus Richards Rucksack zwischen den Regalen aufgespannt, um ihre nassen Sachen zum Trocknen aufzuhängen. Am Morgen waren die meisten ihrer Kleidungsstücke leidlich trocken.
    Sie hatten auf hölzernen Pritschen genächtigt, denn die einzige Alternative wäre der nackte Fußboden gewesen. Alles roch nach Eisenstaub und war mit einer hauchfeinen, schwarzen Schicht überzogen. Von einer einzigen Laterne abgesehen, die Ishaq ihnen dagelassen hatte, und über der Nicci sich wenigstens die Hände wärmen konnte, gab es im Lagerhaus nichts, das ihnen Wärme hätte spenden können. Sie schliefen, so gut es ging, in ihren feuchten Kleidern. Am Morgen waren auch diese halbwegs trocken.
    Nicci hatte den größten Teil der Nacht kein Auge zugetan, aber im Licht der ihre Hände wärmenden Laterne hatte sie Richard im Schlaf beobachtet und dabei über seine grauen Augen nachgedacht. Es war ein schwerer Schlag für sie gewesen, diese Augen in der Manufaktur ihres Vater auf sie gerichtet zu sehen, und es hatte eine Flut von Erinnerungen zurückgerufen.
    Richard öffnete das Tor der Lagerhalle gerade weit genug, um sich hindurchzuzwängen, und trug ihre Siebensachen hinaus in den anbrechenden Morgen. Der Himmel über der Stadt schien von Rost befallen. Er ließ sie als Bewachung bei ihren Sachen zurück und ging noch einmal hinein, um das Tor von innen zu verriegeln. Sie hörte, wie er über die Regale der Lagerhalle zu einem Fenster hinaufkletterte; an der Außenseite musste er hinunterspringen.
    Als Ishaq schließlich mit einem anderen Wagen die Straße heraufkam, saßen Richard und Nicci bereits auf einer niedrigen Mauer an der Zufahrt zum Lagerhallentor. Während der Wagen an ihnen vorbei auf den Hof vor dem Gebäude rollte und schließlich vor der Doppeltür hielt, sah Nicci, dass an den Zügeln jener Fahrer saß, der Ishaq am Abend zuvor im Stich gelassen hatte.
    Der schlaksige Fahrer zog, sie misstrauisch musternd, die Feststellbremse an.
    »Was geht hier vor?«, fragte er Richard.
    »Tut mir Leid, wenn ich Euch störe, aber ich wollte einfach hier sein, bevor Ihr aufmacht, damit ich mich erkundigen kann, ob es hier vielleicht Arbeit gibt.«
    Mit einem kurzen Blick auf Nicci stellte Ishaq fest, dass sie trocken war. Das verriegelte Tor beäugend, sah er, dass Richard Wort gehalten und ihn davor bewahrt hatte, dass er Ärger bekam, weil er jemand in der Halle hatte schlafen lassen.
    »Wir sind nicht berechtigt, jemanden einzustellen«, erklärte der Fahrer. »Du musst zum Büro gehen und deinen Namen in eine Liste eintragen lassen.«
    Richard seufzte. »Verstehe. Vielen Dank, Leute, ich werde es versuchen. Schönen Tag Euch beiden.«
    Nicci hatte gelernt, es Richards Stimme anzuhören, wenn er etwas im Schilde führte. Suchend schaute er erst rechts, dann links die Straße hinunter, so als wollte er sich orientieren. Jetzt führte er zweifellos etwas im Schilde. Er schien Ishaq Gelegenheit geben zu wollen, sich für die geleistete Hilfe etwas großzügiger zu revanchieren.
    Am Abend zuvor hatte er Richard einen doppelt so großen Anteil der Wagenladung schleppen lassen. Richard hatte es ohne ein Wort des Protestes über sich ergehen lassen.
    Ishaq räusperte sich. »Warte mal.« Er kletterte vom Wagen herunter, um das Tor aufzuschließen, blieb aber kurz vor Richard stehen. »Ich bin hier der Lademeister. Wir brauchen noch einen zusätzlichen Mann. Du siehst aus, als könntest du ganz ordentlich anpacken.« Er zeichnete mit der Stiefelspitze eine kleine Karte in den Morast. »Geh rüber ins Büro« – er deutete mit dem Daumen über die Schulter – »die Straße hier runter bis zur dritten Biegung, dann nach rechts bis zur sechsten Querstraße.« Er malte ein Kreuz in den Morast. »Das Büro ist hier. Lass deinen Namen in die Liste eintragen.«
    Richard lächelte und verneigte sich. »Werd ich machen, Sir.«
    Nicci wusste ganz genau, dass Richard Ishaqs Namen nicht vergessen hatte, aber wegen des Fahrers, dem Richard nicht über den Weg traute, weil der Mann seinen Kumpel am Abend zuvor im Stich gelassen hatte, tat er so, als kenne er ihn nicht. Was Richard nicht recht verstand, war, dass der Fahrer ausschließlich die ihm zugeteilte Arbeit ausgeführt hatte.
    Offenbar war es nicht gestattet, Arbeiten zu

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