Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
irgendetwas von Bedeutung; manchmal zogen sie sich über Stunden hin. Es gab allerdings Leute, die geradezu für die nächste Versammlung lebten, damit sie sich vor den anderen produzieren und vom Ruhm des Ordens berichten konnten. Das war ihre Glanzstunde, ihr Augenblick, in dem sie etwas darstellten, in dem sie wichtig waren.
    Wer sich auf den Versammlungen nicht blicken ließ, konnte leicht in den Verdacht umstürzlerischer Umtriebe geraten. Dass ein solcher Verdacht jeder Grundlage entbehrte, war bedeutungslos. In einem Land, in dem Gleichheit als oberstes Ideal galt, gab es manchen Leuten ein Gefühl größerer Wichtigkeit, eine Anschuldigung vorzubringen.
    Ständig schien die Gefahr eines Umsturzes, einer dunklen Wolke gleich, über der Alten Welt zu schweben. Der Anblick von Stadtgardisten, die Personen wegen des Verdachts auf umstürzlerische Umtriebe in Gewahrsam nahmen, war ganz und gar nichts Ungewöhnliches. Folter brachte Geständnisse hervor, die wiederum die Glaubwürdigkeit des Anklägers unter Beweis stellten. Dieser Logik entsprechend hatten die Leute, die sich auf Versammlungen lang und breit über irgendetwas ausließen, zu Recht mit dem Finger auf eine Reihe von Unruhestiftern gezeigt – wie deren Geständnisse ja bewiesen.
    Die allgegenwärtige, unterschwellige Spannung in Altur’Rang ließ viele in ständiger Sorge über die Geißel des Umsturzes – die angeblich aus der Neuen Welt drohte. Beamte des Ordens zögerten nicht, einen solchen Umsturz niederzuschlagen, wann immer man ihn entdeckte. Andere verzehrten sich so sehr vor Angst, jemand könnte mit dem Finger auf sie zeigen, dass die Denunzianten auf den Versammlungen der Arbeiterkollektive sich einer großen Schar eifriger Anhänger sicher sein konnten.
    Auf manch öffentlichem Platz ließ man Leichen der Unruhestifter – als Mahnung, was geschehen konnte, falls man in falsche Gesellschaft geriet – an hohen Pfählen aufhängen, bis die Vögel ihre Gebeine blank gepickt hatten. Ein häufig gehörter Scherz, falls ein unvorsichtiger Mensch auch nur die geringste nicht obrigkeitskonforme Bemerkung fallen ließ, lautete: »Möchtest du etwa im Himmel begraben werden?«
    Richard gähnte abermals, als sie in die Straße einbogen, die zum Versammlungssaal führte. »Ich kann mich an keinen Fleck erinnern, der wie ein Pferdehintern aussah.«
    Steine knirschten unter ihren Stiefeln, als sie die dunkle Straßenseite entlangliefen. Weit vor sich sahen sie Ishaqs schwingende Laterne, als der Mann zur Versammlung eilte.
    »Du hattest gerade auf etwas anderes geachtet. Es ist das Zimmer, wo diese drei wohnen.«
    »Diese drei was?«
    Mehrere andere Leute, die er zum Teil kannte und zum Teil nicht, hasteten auf ihrem Weg zur Versammlung durch die Straße.
    Da fiel es Richard wieder ein. Er blieb stehen.
    »Meinst du etwa dieses Logierhaus, wo die drei Angeber wohnen – die drei mit den Messern?«
    Im trüben Licht konnte er kaum sehen, wie sie nickte. »Genau das meinte ich.«
    »Großartig.« Richard wischte sich mit der Hand durchs Gesicht während sie weitergingen. »Hast du dich erkundigt, ob wir vielleicht ein anderes Zimmer bekommen können?«
    »Wer neu in die Stadt kommt, kann von Glück reden, wenn er überhaupt ein Zimmer bekommt. Die Zimmer werden zugeteilt, sobald der betreffende Name an der Reihe ist. Lehnt man ab, rutscht man in der Liste wieder nach ganz unten.«
    »Hast du dem Wirt schon etwas bezahlen müssen?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Nur, was ich bei mir hatte.«
    Richard biss die Zähne aufeinander, ging aber weiter. »Das war alles, was wir für den Rest der Woche hatten.«
    »Ich kann die Suppe verlängern.«
    Richard traute ihr nicht über den Weg. Wahrscheinlich hatte sie irgendwie dafür gesorgt, dass man ihnen ausgerechnet dieses Zimmer zugewiesen hatte. Vermutlich wollte sie herausfinden, was er jetzt, da er der Situation nicht aus dem Weg gehen konnte, gegen die drei jungen Burschen unternehmen würde. Ständig tat sie so etwas, stellte seltsame Fragen und machte unverschämte Bemerkungen, nur um zu sehen, wie er darauf reagierte, wie er sich verhielt. Er vermochte sich nicht vorzustellen, was sie eigentlich von ihm wollte.
    Wegen dieser drei Burschen begann er sich allerdings Sorgen zu machen, denn er erinnerte sich noch recht gut, wie Caras Strafer Kahlan dieselben Schmerzen hatte erleiden lassen wie Nicci. Wenn die drei Nicci verletzten, würde Kahlan ebenfalls darunter leiden. Bei der Vorstellung brach ihm der

Weitere Kostenlose Bücher