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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Stimme zu erkennen, als er die Fragen der beiden ruhig beantwortete.
    So müde er war, so oft er fort auf seiner Arbeitsstelle weilte, immer nahm er sich noch Zeit, mit Kamil und Nabbi und den anderen Hausbewohnern zu sprechen. Bestimmt war er jetzt auf dem Weg hinters Haus, um den beiden Tipps für ihre Schnitzerei zu geben.
    Tagsüber werkelten sie am und um das Haus, machten sauber und kümmerten sich um alles. Sie gruben die Gartenerde um und mischten, wenn es so weit war, Kompost darunter. Die Frauen wussten es zu schätzen, dass ihnen jemand die schwere Arbeit mit dem Spaten abnahm. Die beiden putzten, strichen an und reparierten, in der Hoffnung, Richards Anerkennung zu finden, der ihnen daraufhin vielleicht etwas Neues zeigte. Stets boten Kamil und Nabbi Nicci ihre Hilfe an bei allem, was sie vielleicht benötigte – schließlich war sie Richards Ehefrau.
    Nicci stand gerade am Tisch und schnitt Möhren und Zwiebeln in einen Kochtopf, als Richard zur Tür hereinkam. Er ließ sich ihr gegenüber auf einen Stuhl fallen. Nach seinem Arbeitstag – und nachdem er bereits Stunden vorher aufgestanden war, um an seiner Statue zu arbeiten – sah er erschöpft aus.
    »Ich bin heimgekommen, um etwas zu essen. Ich muss wieder zurück und an der Statue weiterarbeiten.«
    »Das ist für den Eintopf morgen. Ich habe dir Hirsebrei gekocht.«
    »Ist sonst noch etwas drin?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Heute hatte ich gerade mal genug Geld für Hirse.«
    Er nickte klaglos.
    So erschöpft er auch aussah, in seinen Augen war eine bemerkenswerte Eigenschaft zu erkennen, eine innere Glut, die ihren Puls schneller schlagen ließ. Was immer es war, das sie vom ersten Augenblick an erkannt zu haben glaubte, es schien sich seit jener Nacht, als sie ihm fast das Messer ins Herz gestoßen hätte, noch verstärkt zu haben.
    »Den Eintopf gibt es morgen«, erklärte sie noch einmal. Seine grauen Augen waren starr auf seine inneren Bilder und Visionen gerichtet. »Es stammt alles aus dem Garten.«
    Nachdem sie eine Holzschale vor ihn auf den Tisch gestellt hatte, nahm sie den Kochtopf vom Feuer und löffelte Hirsebrei in seine Schale, bis sie voll war. Ein kleiner Rest blieb übrig, aber den brauchte er dringender als sie. Den ganzen Vormittag hatte sie damit zugebracht, sich für die Hirse anzustellen, und anschließend hatte sie den Nachmittag gebraucht, um all die Maden herauszupicken. Manche Frauen kochten ihn einfach, bis man es nicht mehr erkennen konnte. So etwas wollte Nicci Richard nicht vorsetzen.
    Sie stand ganz nah am Tisch und schnitt Möhren klein, als sie es schließlich nicht länger aushielt. »Richard, ich möchte dich zur Baustelle begleiten und mir die Statue anschauen, die du für den Orden machst.«
    Er schwieg einen Augenblick, kaute und schluckte. Als er schließlich sprach, tat er dies mit ebenjener Ruhe, die genau dem unerklärlichen Ausdruck seiner Augen entsprach.
    »Ich möchte auch, dass du die Statue siehst, Nicci – ich will, dass alle sie sehen. Aber erst, wenn ich fertig bin.«
    »Warum?«
    Er rührte mit seinem Löffel in der Schale. »Bitte, Nicci, gesteh mir das eine zu. Lass sie mich vollenden, dann wirst du sie sehen.«
    Ihr Herz schlug gegen ihre Rippen. Offenbar war ihm dies sehr wichtig.
    »Du meißelst gar nicht das, was man dir aufgetragen hat, hab ich Recht?«
    »Nein, das tue ich nicht. Ich bildhauere das, was ich machen muss und was die Menschen sehen müssen.«
    Nicci schluckte. Ihr war klar: Das war es, worauf sie die ganze Zeit gewartet hatte. Erst war er bereit gewesen, alles hinzuschmeißen, dann war er zu neuem Leben erwacht, und nun war er bereit, dafür zu sterben.
    Nicci nickte nur; sie konnte ihm nicht länger in seine grauen Augen schauen. »Ich werde warten, bis sie fertig ist.«
    Jetzt wusste sie, warum er in letzter Zeit so gehetzt wirkte. Irgendwie hatte diese Eigenart damit zu tun, die sich auch damals in den Augen ihres Vaters angedeutet hatte und die nun in Richards Augen lichterloh brannte. Schon die Vorstellung war berauschend.
    Dies war in mehr als einer Hinsicht eine Frage auf Leben und Tod. »Bist du dir sicher, Richard?«
    »Bin ich.«
    Sie nickte abermals. »Also gut. Ich werde dir deinen Wunsch erfüllen. «
    Am nächsten Tag war Nicci früh auf den Beinen, um Brot zu kaufen. Sie wollte, dass Richard Brot zu dem Eintopf bekam, den sie gerade kochte. Kamil bot ihr an, ihr den Gang abzunehmen, aber sie wollte aus dem Haus herauskommen. Sie bat ihn, ein Auge auf

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