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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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die Midlands setzten einige Menschen ihre ganze Hoffnung auf ›Jagang den Gerechten‹. Wieder andere glaubten, die Gütigen Seelen oder der Schöpfer würden, was immer auch geschah, über sie wachen. Kahlan war sich darüber im Klaren, dass sie nicht alle Menschen vor sich selbst retten konnte. Wer überleben wollte und gewillt war, sich der Vernunft zu beugen, hatte eine Chance. Wer nur das sah, was er sehen wollte, über den würde sich letztendlich das Leichentuch der Herrschaft des Ordens legen.
    Kahlan langte nach hinten und berührte das Heft des Schwertes der Wahrheit, das hinter ihrer Schulter in die Höhe ragte. Manchmal war ihr seine Berührung ein Trost, denn der Palast der Konfessoren war längst nicht mehr ihr Zuhause. Zu Hause, das war dort, wo immer Richard und sie zusammen sein konnten.
    Oft waren die Kämpfe so heftig, die Angst so sehr mit Händen greifbar, dass es Zeiten gab – manchmal Tage hintereinander –, in denen sie überhaupt nicht an ihn dachte; manchmal musste sie alle ihre körperlichen und geistigen Kräften aufbieten, nur um den Tag zu überstehen.
    Einige Männer waren aus dem Gefühl der Aussichtslosigkeit dieses Krieges desertiert. Kahlan konnte es ihnen nicht verdenken. Nie, so schien es, taten sie etwas anderes, als ihr Leben gegen eine überwältigende Übermacht zu verteidigen, während sie sich quer durch die gesamten Midlands zurückzogen.
    Galea war gefallen. Dass es aus keiner Stadt in Galea Nachricht gab, besagte alles.
    Auch Kelton hatten sie verloren. Vielen Keltoniern aus Winstead, Penverro und anderen Städten war vorher jedoch die Flucht gelungen. Der größte Teil der keltonischen Armee befand sich noch bei ihnen, obwohl manche sich auch aus Verzweiflung überstürzt in ihre Heimat abgesetzt hatten.
    Um den Mut nicht zu verlieren, versuchte Kahlan nicht zu lange über all das nachzudenken, was schief gegangen war. Sie hatten eine große Zahl von Menschen gerettet – und sie aus dem Weg der Imperialen Ordnung geschafft, wenigstens vorerst. Mehr hatten sie nicht tun können. Auf ihrem Rückzug in Richtung Norden hatten zehntausende ihrer vereinten Streitkräfte bei heftigen Kämpfen ihr Leben gelassen, der Orden aber hatte ein Vielfaches dieser Zahl verloren. Auf dem Höhepunkt der sommerlichen Hitze hatte der Orden allein durch Fieber nahezu eine Viertelmillion Mann verloren. Es machte allerdings kaum einen Unterschied; während sie vorwärts marschierten, wuchs ihre Zahl unablässig weiter. Kahlan musste daran denken, was Richard ihr erklärt hatte: dass sie nicht siegen konnten, dass die Neue Welt unter die Herrschaft der Imperialen Ordnung fallen und ihr Widerstand lediglich noch größeres Blutvergießen zur Folge haben würde. Widerstrebend begann sie diese hoffnungslose Sicht der Dinge zu verstehen. Sie hatte Angst, immer mehr Menschen sinnlos in den Tod zu ziehen. Aber nach wie vor kam für sie Aufgeben nicht in Frage.
    Kahlan sah über ihre Schulter, vorbei an der Kolonne der sie eskortierenden Soldaten, zwischen den Bäumen hindurch und hinauf zu den Bergen und der gewaltigen dunklen Masse der Burg der Zauberer, die sich auf jenem Berg erhob, der Aussicht über ganz Aydindril gewährte.
    Dorthin würde Zedd sich begeben müssen; dass die Imperiale Ordnung Aydindril einnahm, konnten sie nicht verhindern, aber die Burg durften sie ihnen niemals überlassen.
    Es dämmerte bereits, als Kahlan zehn Tage später mit ihrem Begleittrupp wieder in das d’Haranische Feldlager einritt. Vom ersten Augenblick an war klar, dass etwas nicht stimmte. Männer liefen mit gezückten Schwertern im Lager umher, andere eilten mit Langwaffen zu den Barrikaden. Soldaten rannten, Leder- und Kettenrüstungen anlegend, in ihre Stellungen. Es herrschte eine allgemeine Anspannung, doch das hatte Kahlan schon so oft gesehen, dass es ihr fast wie Routine vorkam.
    »Ich frage mich, was das alles zu bedeuten hat«, meinte Verna stirnrunzelnd. »Es würde mir gar nicht gefallen, wenn Jagang mir mein Abendessen verdirbt.«
    Kahlan, die ihre Lederrüstung nicht angelegt hatte, fühlte sich auf einmal nackt. Auf langen Ritten war sie unbequem, daher hatte sie sie, da sie durch befreundetes Gebiet ritten, an ihrem Sattel festgebunden. Beim Absteigen rückte Cara ganz nahe an sie heran. Sie übergaben Soldaten die Zügel, während eine Abteilung sie zum Schutz in ihre Mitte nahm.
    Kahlan konnte sich nicht erinnern, welche Farbwimpel derzeit für die Kennzeichnung der Zelte der Befehlshaber

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