Schwesterlein, komm stirb mit mir
Handgepäck.»
«Na, dann mal los.» Stadler marschierte auf den Mann zu, Birgit folgte ihm, so schnell sie konnte. Sie trug einen engen Rock, was ihre Schrittlänge beeinträchtigte. Vermutlich hatte sie nicht damit gerechnet, heute das Büro verlassen zu müssen. Sie erreichten den Mann, und Stadler sprach ihn an.
«Herr Krämer? Oswald Krämer?»
«Wer will das wissen?» Der Mann bedachte ihn mit einem abschätzenden Blick. Er war mindestens einen Meter fünfundneunzig groß, sodass selbst Stadler zu ihm aufblicken musste, was ihm nur selten passierte.
Er zückte seinen Dienstausweis. «Kripo. Georg Stadler. Das ist meine Kollegin Birgit Clarenberg.» Er stopfte den Ausweis zurück in die Tasche und sagte etwas sanfter: «Das mit Ihrer Frau tut mir leid.»
Krämer verzog das Gesicht. «Was wollen Sie?»
«Wir müssen mit Ihnen reden, Herr Krämer», schaltete Birgit sich ein. «Wir haben einige Fragen.»
Als Krämer sich irritiert umblickte, fügte sie rasch hinzu: «Natürlich nicht hier auf dem Flughafen. Vielleicht möchten Sie uns aufs Präsidium begleiten?»
«Habe ich eine Wahl?», blaffte er.
Birgit wollte offenbar etwas erwidern, doch Stadler kam ihr zuvor. «Kommen Sie. Der Dienstwagen steht direkt da vorn.» Er lotste den Mann zwischen den Menschen hindurch zum Ausgang. Als sie losfuhren, sagte er: «Es war schwer, Sie ausfindig zu machen.»
«Das bringt mein Beruf so mit sich. Im Dschungel gibt es kein Handynetz. Nur ein Satellitentelefon. Aber das ist im Basiscamp, und da bin ich nicht immer.»
«Sie sind Archäologe?»
«Das wissen Sie doch sicherlich schon.»
Stadler beobachtete Krämer im Rückspiegel. «Dann suchen wir sozusagen beide nach verborgenen Wahrheiten.»
Krämer schnaubte. Es war offensichtlich, dass er keine Gemeinsamkeiten zwischen sich und der Kriminalpolizei sah, doch er erwiderte nichts. Den Rest der Fahrt schwiegen sie. Krämer machte erst wieder den Mund auf, als sie in einem der Vernehmungszimmer saßen. Birgit hatte Kaffee organisiert. Stadler bediente den Recorder, der die Befragung aufzeichnete.
«Wann genau haben Sie vom Tod Ihrer Frau erfahren?», begann Stadler, nachdem er die einführenden Informationen auf das Band gesprochen hatte. Nicht der einfühlsamste Einstieg, doch er hatte nicht den Eindruck, Oswald Krämer Mitgefühl schuldig zu sein. Er schien vom Tod seiner Frau nicht besonders betroffen.
«Vor fünf Tagen», antwortete Krämer. «Am vergangenen Samstag. Wir waren gerade damit fertig, ein paar Höhlen zu untersuchen.»
«Und da sind Sie erst heute hergekommen?»
Krämer nahm einen Schluck Kaffee. «Ich leite eine größere Ausgrabung. Ich kann nicht einfach so verschwinden, ich muss sicherstellen, dass in meiner Abwesenheit alles glattläuft. Und nach der Beerdigung muss ich sofort wieder zurück.» Er sah auf die Uhr, als wäre es eine Frage von Stunden.
«Entschuldigen Sie», sagte Stadler, «aber ich habe den Eindruck, dass Ihnen der Tod Ihrer Frau nicht sehr nahe geht.»
«Was ich empfinde, geht Sie nichts an.»
«Es geht um Mord, da ist leider nichts privat», konterte Stadler.
«Bin ich etwa verdächtig? Ich habe ja wohl ein Alibi: Ich war am anderen Ende der Welt. Himmel noch mal, ich dachte, das ist Ihr Job! Stellen Sie sich immer so dilettantisch an?»
Stadler warf Birgit einen raschen Blick zu. Sie hob die Brauen, dann beugte sie sich vor. «Herr Krämer, vielleicht möchten Sie uns erzählen, wann Sie das letzte Mal mit Ihrer Frau gesprochen haben?»
Er sah sie an, wirkte mit einem Mal etwas versöhnlicher. «Ich weiß nicht. Vor drei Wochen etwa. Wir haben telefoniert.»
«Hat sie da irgendetwas gesagt, das uns von Nutzen sein könnte? Hatte sie mit jemandem Streit? Wurde sie bedroht? Ihre Frau war Anwältin, vielleicht gab es Ärger mit einem Klienten oder mit einem Prozessgegner.»
Krämer zuckte mit den Schultern. «Nichts, wovon ich wüsste. Aber sie hat mir auch selten von ihren Fällen erzählt. Sie hat sich nicht für meine Mumien interessiert und ich mich nicht für ihre Kleinkriminellen. Wir haben uns gegenseitig so wenig wie möglich mit beruflichen Details behelligt.»
Stadler sah, wie Birgit schluckte, ehe sie fortfuhr. «Hätte Ihre Frau einen Fremden in die Wohnung gelassen?»
«Keine Ahnung. Vermutlich schon. Wenn er sich als potenzieller Klient ausgegeben hätte zum Beispiel. Sie hatte eine Schwäche für die Kerle, die sie verteidigte.»
«Sie waren davon nicht so angetan?», fragte Stadler.
«Na, Sie
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