Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
dich an die Decke schießen lässt oder wie groß sein Schwanz ist. Verstanden?«
Er ging zur Tür. Unsere Beziehung hatte sich soeben drastisch verändert, und ich fürchtete, nicht zum Besseren.
»Verstanden«, sagte ich und folgte ihm nach drinnen. »Chase, ich hoffe, du weißt, wie gern ich mit dir zusammen bin.« Aber er war schon im Flur verschwunden.
Trillian lehnte am Schreibtisch und starrte den Julbaum an, als ich das Wohnzimmer betrat. Er ignorierte Smoky, der den Arm um Camille gelegt hatte. Morio unterhielt sich flüsternd mit Menolly, und Iris spülte ab. Als sie fertig war, kam sie zu uns ins Wohnzimmer, mit der müden Maggie auf dem Arm. Sie ließ sich im Schaukelstuhl nieder und begann, Maggie in den Schlaf zu wiegen.
Trillian seufzte genervt, als er mich sah. »Seid ihr jetzt fertig? Was dagegen, wenn ich das Thema wechsle? Ich habe Neuigkeiten über eure Familie und den Krieg, und es ist sehr wichtig, dass ihr sie erfahrt, ehe Menolly heute Nacht zur Arbeit geht.«
Er sah so stinksauer aus, dass ich befand, das sei kein guter Zeitpunkt für eine scharfe Erwiderung. Selbst wenn mir eine eingefallen wäre.
»Was ist los?« Camille wollte aufstehen, aber Smoky zog sie zurück, und ein belustigtes Lächeln spielte um seine Mundwinkel.
Trillian zog eine Augenbraue hoch, schaffte es aber, seine Gedanken für sich zu behalten. Ich wusste, dass er Angst vor dem Drachen hatte, und das mit gutem Grund. Jeder eifersüchtige Freund, der vergaß, dass dieser umwerfend aussehende, süffisante Prachtkerl in Wirklichkeit ein Krypto war, der ihn im Ganzen runterschlucken könnte, war ein Idiot. Und würde bald ein toter Idiot sein. Trillian wusste das, und trotzdem fiel es ihm offensichtlich sehr schwer, nicht auf der Stelle zum Sofa zu gehen und sie aus Smokys Armen zu reißen.
»Euer Vater und Eure Tante sind in Sicherheit, aber einer eurer Cousins ist verhaftet worden«, sagte Trillian.
»Wer?«, fragten Camille und ich wie aus einem Mund.
Trillian blickte auf. »Shamas. Man hat ihn verurteilt, weil er für Tanaquar spioniert hat.«
Shamas . Er war ein Aufrührer und hatte noch nie auf die Warnungen gehört, welch gefährliches Spiel er da spielte. Eine Verurteilung wegen Hochverrats bedeutete, dass er verloren war. Verräter starben langsam, und wenn der Tod endlich kam, waren sie meist schon zu weit fort, um dankbar dafür zu sein.
Ich ließ den Kopf hängen und flüsterte: »Das war’s dann für ihn.«
»Er wird nicht leiden«, erklärte Trillian grimmig. »Das verspreche ich euch. Tanaquar ist sehr gut zu ihren Getreuen. Der König von Svartalfheim hat ihr für die Dauer des Krieges eine Triade vom Orden des Jakaris zur Verfügung gestellt.«
Ich sah Camille an, dann Menolly. Wir wussten, was das bedeutete. Shamas’ Schicksal war besiegelt. Die Mönche des Jakaris – der svartanische Gott des Todes und des Lasters – operierten in Triaden und waren sehr geschickte Meuchler. Sie würden Shamas astral aufspüren und dann – mit einem plötzlichen Energiestoß – sein Herz lähmen. Er würde sterben, aber er würde keine Schmerzen leiden. Jedenfalls nicht lange.
Chase beugte sich vor, stützte den Kopf auf die Hände und starrte auf seine Füße hinab. Morio runzelte die Stirn und spielte mit den Troddeln an seinem Ottomanen.
Camille schüttelte Smokys Arm ab und ging zu Trillian hinüber. »Das ist dann wohl das Beste. Wirklich«, sagte sie, als müsste sie sich selbst davon überzeugen. »Shamas wird nicht leiden. Er wird in Würde sterben. Weiß Vater davon?«
Trillian warf ihr einen finsteren, vielsagenden Blick zu. »Ja, ich war bei ihm, ehe ich durch das Portal zurückgekehrt bin, und habe ihm und eurer Tante Bescheid gesagt.«
Tante Rythwar war Shamas’ Ziehmutter. Tante Olanda, Shamas’ richtige Mutter, wohnte weit weg in Windweidental, einer kleinen Kommune von Feen, die sich für ein Leben auf den Bäumen entschieden hatten.
»Was hast du sonst noch für Neuigkeiten?« Camille fingerte an einem Stück Baumschmuck herum; ihre Hände zitterten. Sie und Shamas waren als Kinder sehr gute Freunde gewesen, doch wir konnten jetzt nichts für ihn tun.
Trillian trat ans Fenster und starrte in die stürmische Nacht hinaus. »Der Krieg reißt Y’Elestrial in Stücke. Lethesanar zieht jeden Mann ein, und wenn er gerade mal die Pubertät erreicht hat. Familien schmuggeln ihre Kinder aus der Stadt, um sie in Sicherheit zu bringen. Zahlreiche Offiziere desertieren, und an ihrer
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